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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Termin für die Geburt näher rückte, zog Levarda in das Gemach der hohen Gemahlin um, wo sie auf einem dicken, weichen Fell vor dem Kaminfeuer schlief. Draußen war es noch immer kalt, die Erde begann sich erst nach und nach von dem harten Winter zu erholen.
    Erstaunlicherweise verbesserte sich dadurch das Verhältnis zwischen den beiden Frauen, vor allem, weil sich in Lady Smiras Erwartung die Angst mischte, wie dieses Wesen nur aus ihr herauskommen sollte.
    Alle Beteuerungen von Levarda, dass es ein natürlicher Prozess sei, halfen nicht. Lieber hörte Lady Smira den Hofdamen zu, die von allerlei furchtbaren Ereignissen zu berichten wussten.
     
    Inzwischen hatte sich viel verändert. Felicia und Dajana waren verheiratet. Serafina schmachtete weiterhin Timbor von der Ferne an.
    Die übrigen buhlten um die Gunst, Lady Smiras beste Freundin zu sein, was dieser überaus schmeichelte. Einer der Gründe hierfür war ihr naher Kontakt zu Lord Otis. Smira wurde zu jedem kleinen Detail über ihn befragt: was er gern aß, welche Farbe er mochte, wie es war, mit ihm zu tanzen, wie er roch. Über all diese Dinge gab Lady Smira in epischer Breite Auskunft, und Levarda war davon überzeugt, dass sie einiges erfand.
    Auf Festen hatte Lady Smira sehr häufig mit Lord Otis getanzt, ihn wiederum bei diesen Gelegenheiten zu den Hofdamen befragt. Jeder andere als Lord Otis hätte Levardas Mitgefühl geweckt.
    Vor allem Hamada ließ keine Anstrengung aus, sich Lord Otis als Mann zu angeln. Sie zog Kleider in der Farbe an, die er angeblich bevorzugte, schminkte sich die Lippen voll und rot, und trug ihren Ausschnitt so tief, dass sich die Tanzpartner für einen Tanz mit ihr anstellten. Levarda amüsierte sich offen über ihre Bemühungen, beobachtete sie auf den Festen, auch wenn sie dafür giftige Blicke erntete. Inzwischen kannte sie so viele Menschen am Hof, dass es für sie leicht war, sich von den Hofdamen entfernt an einem für eine unverheiratete Frau schicklichen Platz aufzuhalten.
     
    Mitten in der Nacht erwachte Levarda von Smiras Stöhnen. Sofort war sie hellwach, zündete die Kerzen an, verstärkte mit ihrer Erdenergie die Intensität der Kräuterdüfte, tat alles, damit die Geburt für Lady Smira und das Baby so leicht wie möglich vonstatten ging.
    Nach einer problemlosen Geburt lag keine acht Stunden später der kleine Mann im Arm seiner Mutter. Einmal mehr hielt Lishar ihre Hand über Levarda, denn das Haar des kleinen Jungen war kaum sichtbar, weil es so blond war wie das seiner Mutter. Insgesamt ähnelten seine Gesichtszüge eher dem Großvater, Lord Blourred, als seinem leiblichen Vater. Allein in seinem Energiemuster, noch nicht ausgeprägt, sondern überlagert von dem der Mutter, konnte sie Lord Otis erkennen, aber auch nur, weil es ihr so vertraut war wie ihr eigenes.
    »Ich glaube, er hat Hunger«, flüsterte Lady Smira.
    Gemeinsam mit Melisana und Lina hatte Levarda die Spuren der Geburt beseitigt, und ihre Cousine lag gekämmt und gewaschen in einem frisch bezogenen Bett.
    Sie setzte sich zu ihr. »Dann gebt ihm, wonach er verlangt, immerhin ist er der Thronfolger.«
    Die frischgebackene Mutter lachte glücklich. »Lina, hol die Amme.«
    »Wollt Ihr es nicht doch selbst übernehmen?«
    Die letzten Wochen hatte Levarda versucht, ihre Cousine dazu zu überreden, ihr Kind selbst zu füttern. Sie hatte Celina und Levitus eingeladen, aber Lady Smira hielt an ihrem Vorhaben fest.
    »Ich habe mich lange genug seinetwegen eingeschränkt.«
    Die Amme wurde geholt und das Kind gefüttert.
    »Der hohe Lord wünscht seine Gemahlin und seinen Sohn zu sehen«, verkündete Lina.
    »Oh nein, ich sehe schrecklich aus.«
    »Ihr seid wunderschön, eine frischgebackene Mutter! Wer könnte sich Eurem Liebreiz entziehen?«, beruhigte sie Levarda, die das Neugeborene an ihrer Schulter liegen hatte. Sie klopfte ihm sanft auf den Rücken, damit es die Luft herauslassen konnte, die es beim hastigen Trinken verschluckt hatte.
    »Darf er reinkommen?«, fragte Lina.
    »Er steht draußen?«
    »Ja, schon die ganze Zeit. Ein Soldat hat ihn geweckt, um ihn mitzuteilen, dass er Vater wird.«
    »Lasst den armen Mann rein«, antwortete Levarda lachend anstelle von Lady Smira.
    Ein angespannter, erschöpfter, aber strahlender Lord Gregorius kam mit Lord Otis zusammen ins Zimmer. Während Lord Otis an der Tür stehen blieb, die steile Falte zwischen den Augenbrauen, eilte der hohe Lord zu Lady Smira, küsste ihre Hand und sah sich suchend

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