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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Lord Otis, sie solle nur noch in der Herde als Zuchtstute verwendet werden. Das fand ich zu schade. Sie ist ein kluges, mutiges, wenn auch eigenwilliges Pferd.«
    »Ja, das ist sie in der Tat.«
    »Wenn man weiß, wie man sie nehmen muss, ist sie neben Umbra das beste Pferd im Stall.«
    Sie betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen, unsicher, ob er noch immer von ihrem Pferd redete oder versuchte, in seiner eigenwilligen Art mit ihr zu flirten.
    »Ich dachte, man würde sich irgendwann an diese Pampe gewöhnen«, lenkte sie das Gespräch auf ein unverfänglicheres Thema und schob sich eine Pramplon in den Mund. Die schmeckten wenigstens.
    »Ich gebe Euch mein Wort, daran gewöhnt sich kein Soldat.«
    »Soldat?«
    »Ja, es ist die Mahlzeit, die der Garde vorbehalten ist. Damit wir während des Winters bei Kräften bleiben.»
    Nachdenklich betrachtete sie den Teller, dann Lemar. Seine lockigen Haare glänzten golden im Licht des Feuers. Er hatte die obersten Knöpfe an seiner Uniform gelockert und streckte die Beine aus, rieb mit der Hand den Stoppelbart, der seine untere Gesichtshälfte zierte.
    »Soll das heißen, jemand muss meinetwegen auf sein Essen verzichten?«
    »Nein, um genau zu sein, es verzichten mehrere auf einen Teil ihrer Portion und Ihr braucht Euch keine Gedanken zu machen – es sind immer andere.«
    Sie starrte ihn an. »Wieso?«
    Er lächelte. »Anweisung von Lord Otis.«
    Als er ihr Gesicht sah, fuhr er hastig fort. »Keine Sorge, es geschieht auf freiwilliger Basis, niemand wird gezwungen.«
    Er beugte sich vor, griff nach ihrer Hand. »Die Familien vieler Männer leben in der Stadt. Sie sind Euch dankbar für Eure Hilfe. Das ist ihr Beitrag, Euch ein wenig von dem, was Ihr ihnen schenkt, zurückzugeben.«
    »Lebt Eure Familie hier?«
    Er ließ ihre Hand los, starrte ins Feuer.
    »Nein.«
    Die Traurigkeit, die ihn umgab, erinnerte Levarda daran, dass sie nie aus seiner Sicht die Geschichte von der entehrten Adeligen gehört hatte.
    »Erzählt mir von ihr.«
    Er verstand sofort, von wem sie sprach. Spöttisch verzog er den Mund. »Oh, sagt nicht, man hätte Euch nicht von meiner Schandtat erzählt. Es ist das Erste, was eine Hofdame erfährt, wenn sie die Festung betritt.«
    »Ich möchte sie von Euch hören.«
    »Nein, wollt Ihr nicht.«
    Sie spürte, dass er es entgegen seinen laut ausgesprochenen Worten erzählen wollte. Statt ihn zu überreden, streifte sie die Stiefel von ihren Füßen, rückte ihren Sessel dichter an das Feuer und wärmte sich daran.
    »Sie hatte langes, goldblondes Haar und amberfarbene Augen, mit dichten dunklen Wimpern. Keine Ahnung, weshalb sie dunkel waren. Sie war so schüchtern, dass sie es nicht wagte, ihren Kopf zu heben. Eine feine Röte zauberte sich auf ihre Wangen, wenn ich sie zum Tanzen aufforderte, und wenn sie einen Blick in mein Gesicht wagte, dann ging für mich die Sonne auf.»
    Levarda hütete sich davor, zu grinsen, denn wie er sprach, das wollte nicht zu dem Mann passen, den sie kannte. Seine Füße hatte er angezogen, die Arme auf die Knie gestützt. Mit hängenden Schultern starrte er in das Feuer, seine so ungemein hellblauen Augen in die Vergangenheit gerichtet.
    Sie hörte den Schmerz und seine Liebe in jedem einzelnen Wort und versuchte sich den jungen, verliebten Lemar vorzustellen.
    »Sie kam aus einem Haus, das zwar einer alten Blutlinie entstammte, aber keinen Reichtum besitzt. Auch meine Familie hat viel in den letzten Kriegen verloren. Es gab nichts, was ich ihr hätte bieten können. Ihre Eltern strebten eine standesgemäße Heirat mit einem wohlhabenden Mann an und lehnten meinen Antrag ab.«
    »Ihr habt ihr ein Heiratsantrag gemacht?«
    »Nicht, bevor ich nicht wusste, dass sie es auch wollte», erklärte er hastig.
    »Das meine ich nicht.«
    »Oh, natürlich, das hat Euch niemand erzählt, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Habt Ihr das Nein akzeptiert?
    »Sie gab mir kein Nein zur Antwort, und ja, ich hätte es respektiert.« Er blinzelte ihr mit einem verschmitzten Lächeln zu. »Aber ein Mann weiß, wenn eine Frau ihn liebt.«
    »In der Tat?«
    Spöttisch erwiderte sie sein Blick. Das Lächeln verschwand.
    »Ich weiß, Ihr denkt, wir wären ungehobelte, dumme Kerle, die sich nehmen, was sie wollen, aber das stimmt nicht.« Lemar runzelte die Stirn. »Jedenfalls nicht für alle Männer hier am Hof.«
    Sie biss sich auf die Lippen, schob ihre Fragen beiseite, wartete, dass er fortfuhr.
    »Als ihre Eltern den Heiratsantrag eines Mannes

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