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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Pferd?«
    »Wagt es nicht, mir nahezukommen«, fauchte sie. Ihre Hand griff in Sitas Mähne, und mit einem Schwung saß sie im Sattel, ohne dass ihre Füße die Steigbügel berührt hätten. Zum Glück trug sie ein Kleid aus Mintra, dessen Rock weit und dessen Material robust war, sodass es diese Behandlung nicht übel nahm. Es störte sie nicht, dass der Rock hochrutschte und den Blick auf ihre Wade freigab.
    »Ich hoffe, Lord Otis, Ihr seid Euch sicher, dass Ihr die richtige Entscheidung getroffen habt«, kommentierte der hohe Lord mit einem vielsagenden Blick auf Levarda.
    Ihr Gemahl schwang sich auf Umbra, sie wohlgefällig betrachtend.
    »Ich war mir noch nie in meinem ganzen Leben so sicher.«
    »Dann hoffe ich, dass Ihr beide lebend zurückkommt. Ich erwarte Euch in einer Woche.«
    Levarda stieß Sita ungewohnt heftig die Fersen in die Seite, eine Behandlung, die die Stute mit Steigen beantwortete, bevor sie sich anschickte, aus der Hinterhand loszupreschen. Lord Otis manövrierte Umbra geschickt in den Weg und griff ihr in die Zügel.
    »Ganz ruhig, mein Mädchen«, raunte er der Stute zu, »auf den Wiesen darfst du rennen, soviel du willst. In der Stadt möchte ich, dass du an meiner Seite bleibst.«
    Auf der Stelle beruhigte sich Sita und verharrte brav an Umbras Seite.
    Levarda beugte sich zu dem Ohr ihres Pferdes vor und flüsterte, laut genug für die Ohren ihres Gatten: »Verräterin, das wirst du mir büßen.«

Stille
    N achdem sie den zweiten Ring passiert hatten und erste Blicke von Männern an Levardas Beinen hängen blieben, zog sie den Rock auf beiden Seiten bis zu ihren Knöcheln herunter. Weiter ging es nicht. Die Menschen erkannten Lord Otis auf Umbra und machten ihm Platz, ihr hingegen nicht. Unruhig tänzelte Sita, und sie lenkte sie dichter an Umbra heran, damit sie nicht einen Fußgänger verletzte.
    Die Stute so nahe bei sich zu haben, veranlasste Umbra zu nervösem Ohrenspiel und Schweifschlagen.
    »Es wäre besser, wenn du zu mir auf mein Pferd kämest. Ihr seid es beide nicht gewohnt, in einer Stadt zu reiten und die Forraner sind es nicht gewohnt, eine Frau auf einem Pferd zu sehen.«
    »Ich würde auch reiten, wenn ich zu Euch hinüberwechsle.«
    »Ja, aber säßest du im Damensitz vor mir, würde es keiner wagen, dir einen falschen Blick zuzuwerfen. Außerdem könnten wir dann Sita hinter Umbra laufen lassen, was meinem Hengst wesentlich mehr behagen würde, da dies der natürliche Platz einer Stute ist.«
    Statt einer Antwort lenkte Levarda ihre Stute weiter von Umbra weg. Wenn er sich in der Lage sah, sein Pferd durch das Gedränge zu lenken, könnte sie das mit Sita schon lange. Sie erwartete, dass er ihr einen Befehl erteilte oder sie zurechtwies. Stattdessen verfolgte er amüsiert ihre Anstrengung, Ruhe zu bewahren. Ihre Stute piaffierte, trat einmal nach dem Wagen eines Händlers aus, daraufhin ließ Levarda sie zweimal steigen, was ihr den notwendigen Platz verschaffte. Als sie den breiten Weg zum Stadttor erreichten, atmete sie auf.
     
    Auf dem offenen Feld hinter der Stadt gab Levarda Sita die Zügel. Die Stute griff unter ihr weit aus, mit flach gelegtem Körper jagten sie zusammen über die Wiesen. Unter Levarda spielten die Muskeln des Pferdes. Das Tier war in ausgezeichneter Kondition. Auf den ersten Metern beschleunigte Sita in einem irrwitzigen Tempo.
    Levarda lachte. Für den Moment vergaß sie ihren Zorn und genoss das unerwartete Gefühl der Freiheit, den Wind in ihrem Gesicht, das dumpfe Dröhnen der Erde, über die hinweg die Hufe ihres Pferdes donnerten. Von wegen – natürlicher Platz einer Stute! Es dauerte, bis Umbra Sita eingeholt hatte. In der Beschleunigung sowie auf kurzer Distanz zählte Sita selbst in Mintra zu den schnellsten Pferden. Erst in der Länge ließ ihr Tempo nach.
    Beide Pferde, ausgeruht und ausgezeichnet durchtrainiert, behielten ihr flottes Tempo bei. Lemar pflegte sie hervorragend.
    Lord Otis wahrte Distanz, ließ ihr ihren Freiraum. Er führte sie nicht den direkten Weg zur Burg Ikatuk, sondern wählte einen Weg über einen Berg. Auf der Kuppe saßen sie ab. Es ärgerte sie, dass seine Aura völlige Entspannung und Zufriedenheit ausstrahlte, ein Muster, das sie bei ihm nicht kannte. Der Gedanke, dass seine Gemütsverfassung mit der Heirat zusammenhing, schürte ihren Missmut.
    Es gab eine Quelle mit frischem Wasser. Levarda fühlte die prickelnde Energie in diesem Stückchen Erde. Von der Stelle aus konnte man weit über das Land

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