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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Handgelenk umfassend.
    Sie stutzte. Dies war keine zärtliche Geste. Sie sah auf ihre Hand, sah Lemar an, der bedauernd die Schultern hob und sich an seinen Platz zu den anderen Offizieren begab. Levarda sandte noch mehr Energie in ihren Schutzschild, trotz des leichten silbernen Schimmers, den dies ihrer Haut verlieh.
    Neben den Offizieren, Lord Otis und dem hohen Lord waren außer ihr nur noch Lady Smira und Celina anwesend. Celina tupfte sich die Freudentränen von den Augen. Sie hatte ja keine Ahnung.
    Levarda richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Zeremonienmeister, der mit dem Stab auf den Boden klopfte. Die Energie der Erde hallte in ihr nach.
    Er begann mit dem Aufzählen der Blutlinie von Lord Otis, die auf der väterlichen Seite lang war. Bei der Herkunft seiner Mutter beschränkte er sich auf die Linie des Großvaters. Die großmütterliche Seite blieb unerwähnt. Mit einer gewissen Neugierde erwartete Levarda ihren eigenen Stammbaum. Was hatte Lord Otis dem Zeremonienmeister mitgeteilt? Aber außer ihrer Verwandtschaft zu Lord Blourred und damit zu Lady Smira, der hohen Gemahlin und Mutter des zukünftigen Thronfolgers, blieb ihr Stammbaum in der Aufzählung aus.
    Ein leichtes Stirnrunzeln war die einzige sichtbare Reaktion darauf beim hohen Lord.
    Sie erhielten den Segen des Lethos und erleichtert seufzte Levarda tief auf. Sie wollte sich abwenden, doch ihr frisch angetrauter Gemahl hielt sie fest.
    »Fahrt fort, Zeremonienmeister.«
    Irritierte Blicke wurden gewechselt und wanderten zwischen dem Zeremonienmeister und Lord Otis hin und her, der gelassen seine Augen auf den Mann richtete.
    Der strich unsicher über sein prachtvolles Gewand, räusperte sich und schlug erneut mit dem Stab.
    Diesmal spürte Levarda ein Prickeln durch ihren Körper ziehen. Sanft begann das Licht in ihr zu leuchten. Sie schloss kurz die Augen, konzentrierte sich darauf, es zu kontrollieren.
    »Wir rufen dich an, Lishar, und bitten um deinen Segen für Lord Otis und Lady Levarda.«
    Sie riss die Augen auf und starrte den Mann neben sich entsetzt an. Der Griff um ihre Hand verstärkte sich.
    »So, wie Lethos der Herrscher über Wind und Flammen ist, so bist du, Lishar, die Herrscherin der Erde und des Wassers. Was getrennt ist, führt ihr zusammen. Lishar ist der Beginn des Lebens, Lethos das Ende. So wandeln wir mal in deinem Licht, mal in seiner Dunkelheit auf dieser Welt, immer auf der Suche nach dem, was uns vollendet.«
    Die leise gesprochenen Worte hallten in Levardas Kopf wider, woben einen Kreis um sie und Lord Otis.
    Er drehte sich zu ihr, legte seine Handflächen auf die ihren, und gemeinsam beschrieben ihre Hände einen Kreis. Oben in der Mitte trafen sie sich, er faltete ihre Hände und umfasste sie mit seinen. Erst führte er sie zu seiner Stirn, dann zu ihrer, zu seinem Mund, dann zu ihrem, und legte sie auf sein Herz.
    »Bei Lethos und Lishar schwöre ich, dich, Levarda, zu schützen, zu ehren und zu lieben – im Licht und in der Dunkelheit.«
    Die Sirkadel verschwamm um sie herum. Sie waren eingetaucht in das Licht von Lishar, umhüllt von der Dunkelheit des Lethos. Langsam legte er ihre ineinander gefalteten Hände auf ihr Herz.
    Ohne zu begreifen, was sie tat, hörte Levarda ihre eigene Stimme: »Bei Lishar und Lethos schwöre ich, dich, Otis, zu schützen, zu ehren und zu lieben – im Licht und in der Dunkelheit.«
    Die Anspannung in Lord Otis‘ Gesicht machte einem Lächeln Platz. Er führte ihre Hände zu seinem Mund, küsste sie und ließ sie schließlich los.
    Levarda war entsetzt von dem, was sie soeben getan hatte. Wie konnten die Worte ohne ihren Willen über ihre Lippen kommen? Völlig verwirrt, hatte sie keine Ahnung, was um sie herum geschah. Wie in Trance nahm sie die Glückwünsche entgegen.
    »Ich wusste nicht, dass Ihr so mit den alten Traditionen behaftet seid, Lord Otis«, hörte sie Lord Gregorius sagen.
    »Ich nicht, hoher Lord, aber dort, wo meine Frau herkommt, ist Lishar ein Bestandteil des Lebens. Sie nimmt dieselbe Stellung ein wie Lethos.«
    Erst, als das Licht der Sonne ihr Gesicht wärmte, bemerkte Levarda, dass ihr Gemahl sie aus der Sirkadel herausgeführt hatte. Ihr Verstand meldete sich und Zorn wallte in ihr hoch. Was, in Lishars Namen, war mit ihr los gewesen?
    »Und Ihr seid sicher, dass Ihr keine Kutsche für den Weg nehmen wollt?«, fragte Lord Gregorius eben kopfschüttelnd.
    Lord Otis schaute auf Levarda. »Soll ich dir helfen oder kommst du noch allein auf ein

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