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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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weil er wusste, ich würde es niemals aus freien Stücken tun.«
    »Dann ist er in dieser Hinsicht schlechter als ich, denn ich werde dich nicht zur Ehe zwingen.« Er duzte sie, schürte damit die Angst in ihr. Sie erinnerte sich zu genau an die Besitzansprüche von Otis, die er mit diesem einfachen Wechsel der Anrede deutlich signalisiert hatte.
    »Nein, weil Ihr Euch holt, was Ihr wollt und niemals Eure Macht teilen werdet.«
    Er grinste. »Ich merke, du verstehst allmählich, dass ich immer bekomme, was ich will. Aber in einem täuschst du dich, Levarda«, das Lachen verschwand und sein Gesicht kam dichter an ihres heran, »mit dir teile ich meine Macht, wenn du mich heiratest.«
    Sie bog ihren Kopf zurück, soweit es sein Griff zuließ. »Ich bin eine verheiratete Frau.«
    »Morgen, spätestens übermorgen, bist du Witwe.«
    Er ließ sie los. »Du darfst schwimmen, allerdings wäre es einfacher, wenn du dich deiner Kleider entledigst.«
    Sie ärgerte sich über die Dankbarkeit, die erneut in ihr hochkam. Sie glitt ins Wasser, streckte ihren Körper und schwamm, dicht gefolgt von Prinz Tarkan. Die Kleidung behinderte sie, aber mit kräftigen Zügen durchmaß sie die dunkle Flüssigkeit. Sie merkte, dass der See, je weiter sie hineinschwamm, immer tiefer wurde, denn die Kälte blieb zwar gleich, nahm aber an Energiekonzentration zu, ein Hinweis darauf, dass sie mehr Dunkelheit umgab.
    Prinz Tarkan blieb an ihrer Seite, sie konnte seine Wachsamkeit über die Vibration der Dunkelheit spüren. Sie schloss die Augen, legte sich aufs Wasser, wurde getragen.
    Wäre sie noch mit ihren eigenen Elementen verbunden, es hätte sie nicht verwundert, aber diese Bindung existierte nicht mehr. Die Flüssigkeit streichelte sie, hüllte sie ein und umschmeichelte ihren Körper. Es fühlte sich an wie die zärtlichen Berührungen von Otis. Sie sehnte sich nach ihm.
    Dann sah sie die zarte Flamme seines Lichts, das er in ihr entzündet hatte, vor einer Ewigkeit, auf ihrer Reise nach Forran. Es löste sich von dem Leben, das in ihr wuchs, wanderte zu dem Zentrum ihrer Macht, und die Dunkelheit wich zurück. Vor Schreck verlor sie die Spannung, tauchte ab in den See, wurde von einem kräftigen Arm gepackt und hochgezogen.
    »Du vergisst, dass dein Element nicht mehr das Wasser ist. Es ist die Dunkelheit, und die beherrsche ich.«
    Ihr Herz klopfte wild. Konnte er den Funken ihrer Energie nicht spüren? Aufmerksam sah sie ihm in die Augen, die kein Misstrauen zeigten. Er interpretierte ihren Blick falsch, seine Lippen senkten sich auf ihre. Sie ließ es geschehen, völlig paralysiert von dem Gedanken, was passieren würde, wenn er mit seinen Sinnen in sie eindrang. Er schien überhaupt nichts wahrzunehmen, kam nicht auf die Idee, in sie einzutauchen. Sein Bedürfnis, sich mit ihr zu verbinden, schien rein körperlich zu sein. Sie wagte, es anders herum zu versuchen.
    Er wehrte sie nicht ab, im Gegenteil, er zog sie hinüber in sein Innerstes. Bilder von Schlachten, Toten, Feuersbrunsten durchfluteten ihren Kopf. Sie sah Otis, der durch die Eldemarer Armee pflügte, und Blut spritzte in alle Richtungen. Sie konnte Larisan als Bihrok in seinem Kopf sehen, die mit hasserfülltem Blick ihr Schwert auf Prinz Tarkan niederfahren ließ.
    Levarda fühlte seinen Schmerz, als er erkannte, dass seine eigene Mutter entschlossen war, ihn zu töten. In ihr wallte Mitleid mit dem ungeliebten Kind auf, floss in einem warmen, dunklen Strom zu ihm hinüber.
    Er löste seinen Griff, drückte sie zornig von sich weg. »Was tust du da, Weib?«, schrie er sie an.
    Sie war froh, dass ihr Gesicht nass war vom Wasser, und er ihre Tränen nicht sehen konnte. Sie weinte für ihn. Dass sie das konnte, gab ihr Hoffnung: Sie war nicht verloren.
    »Ich habe nichts getan. Ihr habt mich geküsst.«
    Mit langen Zügen schwamm Levarda zurück zum Ufer. Ihr Körper zitterte vor Kälte und Erregung. Hatte er wirklich nicht bemerkt, was passiert war? Beherrschte er überhaupt nicht die Dunkelheit, sondern sie ihn? Konnte er das schwache Pulsieren der Energie in ihr aus dem Element Wasser nicht fühlen oder schützte die Dunkelheit sie vor ihm?
     
    Sie wartete auf ihn, wollte ihn im Moment nicht noch mehr provozieren. Mit einem kurzen Griff nach seiner Macht trocknete er zuerst sich, dann Levarda und ihre Sachen. Dabei bemerkte sie, dass die Dunkelheit zum Teil die Energie aus dem Element Feuer und Luft bezog. Aber sie verhielt sich anders, so als würde er ihr befehlen und

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