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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. »Und trotz allem werde ich dir niemals gehören.«
    Sie wartete auf seinen Wutausbruch, aber die Tentakel lösten sich von ihr. Er verzog den Mund.
    »Du gehörst mir bereits.«
    Nachdem sie ihre Notdurft verrichtet hatte, setzte sie sich an den Baum.
    Er kam aus dem Zelt, legte ihr die Riemen an. Zuletzt hob er mit der Hand ihr Gesicht und drückte ihr sanft einen Kuss auf den Mund.
    »Heute Nacht gehörst du mir wieder, das verspreche ich dir.«
    Ein Soldat kam mit seinem Pferd, Prinz Tarkan schwang sich auf den Schimmel und warf Levarda einen letzten Blick zu.
     
    Niemand kam den Tag über zu ihr. Sie bekam weder etwas zu trinken noch zu essen.
    All die Kraft, die sie hatte, führte sie dem Leben in sich zu. Sie fragte sich, ob das kleine Wesen unbeschadet überstanden hatte, was sie ihm gestern zugemutet hatte, aber spielte das eine Rolle? Prinz Tarkan hatte recht und sie hatte es zeit ihres Lebens gewusst. Otis würde sie töten, wenn er sie befreite. Sie war unrein, sein Besitz beschädigt von seinem ärgsten Feind. Es lag nicht in seinem Wesen, zu verzeihen.
    Und was, wenn du dich irrst? So flüsterte es in ihrem Kopf. Er hat gesagt, dass er dich liebt. Du hast dich nicht freiwillig Prinz Tarkan hingegeben. Und was, wenn ihn Prinz Tarkan am Ende tötet? Dann bist du es ihm schuldig, dass er in seinem Kind weiterleben kann.
    Im Laufe des Tages merkte sie, dass sie in sich einen Kontakt zur Energie der Erde wahrnahm, erst nur eine Wärme, die sie unter sich spürte, dann drang die Kraft ganz in ihren Körper ein. So, wie die Dunkelheit das Licht in ihrem Inneren zuließ, so ließ es auch dieses Element zu. Levarda fühlte, wie ein dünner Strom aus der Quelle von Erde und Luft durch ihren Körper zu fließen begann.
    Im Licht der Sonne sah das Heerlager so friedlich aus, still und ruhig, da der Großteil der Männer Prinz Tarkan begleitete.
     
    Als er am Abend zurückkehrte, hatte er nur eine kleine Gruppe bei sich. Er band sie vom Baum los und zog sie in sein Zelt.
    Stundenlang hatte sie überlegt, was sie tun sollte, wenn er zurückkam und ihr seinen Willen aufzwang. Immer intensiver hatte sie im Laufe des Tages die Präsenz des entstehenden Lebens in sich gespürt. Sie musste es schützen, egal, was es sie kostete. Wenn sie sich mit ihm einen Kampf lieferte und er ihr Gewalt antat, bestand die Gefahr, dass er es verletzte. Zeigte sie sich diesmal hingegen willig, so hoffte sie, es behüten zu können.
    Sie ließ sich am Feuer nieder. Die Frau vom Vortag kam mit zwei Tellern, bis zum Rand mit Speisen gefüllt, herein. Wie ein Kätzchen schnurrte sie um Prinz Tarkan herum.
    »Soll ich heute Nacht bleiben und dein Bett wärmen?«, kokettierte sie.
    »Nein, Tamara, du kannst gehen.«
    Sie ging zum Zeltausgang und drehte sich um. »Du weißt, es wird dir mit ihr keinen Spaß machen.«
    »Lass das meine Sorge sein.«
    Levarda aß langsam und bedächtig. Sein Blick ruhte auf ihr, nachdem er seinen Teller geleert hatte. Sie sah ihn nicht an, schob den leeren Teller beiseite, stand auf, zog ihr Kleid aus und legte sich in ihren Unterkleidern auf die Schlafstatt, den Rücken ihm zugekehrt.
    Nichts passierte. Er kam nicht zu ihr. Sie konnte spüren, dass er noch immer am Feuer saß.
    »Das war es? Einfach so? Kein Widerstand?«, hörte sie ihn sagen. »Woher der Stimmungsumschwung, Levarda? Was versuchst du, vor mir zu verbergen?«
    Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Er wusste es, er konnte das Leben fühlen, die rückkehrende Energie in ihr spüren.
    Sein Körper legte sich dicht an ihren. Seine Hände, die sie gestern so hart geschlagen hatten, wanderten zögerlich über ihre Schulter zu ihrer Taille. Schließlich strich er ihr Haar zurück und küsste ihren Hals, zärtlich, voll Verlangen. Obwohl Otis es nicht anders machte, fühlte sie nichts, keine Erregung, keinen Schauer, der eine Gänsehaut hervorrief. Alle Gefühle in ihr waren kalt und tot.
    Ihm reichte es so. Jedenfalls fügte er ihr diesmal keine Schmerzen zu. Kannte er nur diese zwei Arten von körperlicher Vereinigung? Wusste er nicht, wie sich wahre Liebe anfühlte, deren körperliche Vereinigung nur dem Wunsch entsprang, sich nahe zu sein, jemanden tief in sich aufzunehmen, wo es nicht mehr gab, außer einem selbst? Sie dachte daran, wie allein ein Blick aus den Augen von Otis die Wärme in ihrem Körper pulsieren ließ, Energie in Strömen durch sie floss, wenn seine Männlichkeit sie ausfüllte. Sie hatte

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