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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Geräusche um sich herum vertrieb sie aus ihrem Kopf, bis sie in Stille eintauchte. In ihrem Körper herrschte abgrundtiefe Schwärze. Sie konzentrierte sich auf die Liebe zu dem in ihr wachsenden Leben, rief sich die Gefühle für ihre Mutter, ihre Geschwister, ihren Meister in Erinnerung, an Lady Smira, Celina, Levitus, an Egris, Sendad, Lemar und Agilus – und zuletzt an Otis. Wie in einer klaren Sternennacht glitzerten bald überall in ihrem Innern helle Punkte auf, manch ein Stern leuchtete heller, andere weniger hell.
    »Dort, wo Licht ist, ist auch Dunkelheit. Das eine gehört zu dem anderen. Lass die Dunkelheit in dein Herz und beides wird darin existieren können«, hörte sie erneut die Worte der alten Frau und sah einen Schatten, vollkommen von Licht umhüllt.
    In ihr Herz, nicht in ihren Körper musste sie die Dunkelheit einlassen, begriff sie. Levarda öffnete ihr Herz, das letzte Überbleibsel ihres Seins. Bilder der Dunkelheit überfluteten sie, Trauer, Zorn, Wut, Hass, all das empfing sie mit ihrer Liebe, Vergebung, ihrem Mitgefühl und Trost.
    »Ich weiß, dass Ihr leidet, doch ich kann Euch den Schmerz nicht nehmen, ich kann ihn nur verstehen«, sprach sie leise. Erst erschien das Licht in ihrer Kraftquelle klein, umschmeichelt von der Dunkelheit. Langsam kristallisierte sich eine Gestalt heraus, die ihre Arme ausbreitete. Die Dunkelheit verdichtete sich und wurde zu einer Männergestalt, die einen Abstand zu der Frau hielt.
    »Sie ist unsere Tochter«, flüsterte die Frauengestalt des Lichts. »Du hast es die ganze Zeit gefühlt und deshalb hast du ihr Kind geschützt.«
    Die dunkle Männergestalt trat zur Lichtgestalt und sie umarmten sich. Als sie sich ineinander auflösten, entstand ein Wirbel von Licht und Dunkelheit, der machtvoll aus Levardas Brust entfuhr. Gleichzeitig wurde sie in die Höhe gerissen. Ihr schwanden die Sinne.
    Schreie und Schwerterklirren holten sie zurück ins Leben. Levarda fand sich immer noch an den Baum gefesselt. Forraner und Eldemarer kämpften erbittert. Blut tränkte den Boden der Ebene. In ihr stiegen Tränen hoch.
    Sie richtete sich auf, soweit es ging, ihr Amulett glühte. Die Erde um sie herum begann zu beben und unter ihr grollte ein tiefer Klang, als sich die volle Macht des Lebens einen Weg suchte.
    Die Kämpfenden fuhren auseinander. Wind heulte durch ihre Mitte, und dort, wo Forraner und Eldemarer noch zu dicht standen, drückte er die Männer voneinander weg, bis eine Schneise entstand. Flammen bildeten sich zwischen ihnen, ließen die Krieger mehr Distanz suchen. Das Feuer selbst bewegte sich nicht weiter und zerstörte auch nicht. Es hielt einzig die Kämpfenden auf Abstand voneinander.
    Levarda atmete tief ein, konzentrierte sich auf ihre Riemen, sprengte sie mit ihrem Willen auf. Sie erhob sich, begann, ihre Elemente zu verkörpern, wie sie es seit langer Zeit nicht getan hatte, ließ ihren Körper die verschiedenen Formen der Bewegung ausführen. Luft, Erde, Feuer und Wasser. Sie holte die Stürme, schleuderte sie zu den Männern auf der Ebene und löschte die Flammen.
    Erde wirbelte auf und vermischte sich mit den Winden. Der Wirbelsturm hatte ein inneres Auge und tobte außen um Forraner und Eldemarer gleichermaßen herum.
    Levarda glitt in die Figur des Feuers. Zwei Feuersäulen schossen empor, eine hinter den Eldemarern, die andere hinter den Forranern. Dichte Wolken entstanden über der Ebene, und sie rief das Wasser an. Es begann zu regnen. Mit einer weit ausholenden Bewegung ihrer Arme reckte sie die Hände zum Himmel empor. Sie gab all ihre Heilkräfte in das frische Nass, das auf die Männer regnete, sodass es kleinere Verletzungen sofort heilte, bei tieferen Wunden den Körper dazu brachte, den Heilungsprozess zu beginnen. Blut hörte auf zu fließen, die Erde beruhigte sich. Sterbende schlossen ihre Augen, kehrten zurück zu der Energie, aus der sie geboren worden waren.
    Die Feuersäulen fielen in sich zusammen, der Sturm flaute ab. Niemand rührte sich, bis auf zwei Männer.
    Prinz Tarkan und Lord Otis hatten beide erkannt, wo das Toben der Elemente herkam. Prinz Tarkan, Levarda um einiges näher, trieb sein Tier an. Aber als er reagierte, trat auch Otis seinem Hengst die Fersen in die Flanken. Umbra streckte sich und gewann an Boden.
    Prinz Tarkan schleuderte seine Dunkelheit auf Levarda. Sie glitt an ihrem Körper hoch, trat aus ihren Händen heraus und verstärkte den Regen.
    Prinz Tarkan heulte auf. Mit einem weiteren Schlag

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