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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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»Würdet Ihr gerne sehen, wie Eure Stute untergebracht ist?«
    Erstaunt sah Levarda in sein offenes Gesicht. Das Gespür der Offiziere für ihre Bedürfnisse und ihre Gedanken war beinahe beängstigend. Durfte sie das Angebot annehmen? Bevor sie ihre Überlegung abgeschlossen hatte, mischte sich Lord Otis ein.
    »In der Tat, Lady Levarda, da Ihr keinen Zugang zu einem Garten habt, könnte Euch mein Gemach doch recht eintönig werden, also sollen meine Diener Bernar und Adrijana Euch begleiten.«
    »Das geht nicht, mein Herr, ich muss noch die Kleider ändern, sie sind oben und in der Taille zu weit«, warf Adrijana ein, ohne nachzudenken.
    Über Rikas Gesicht flog ein Grinsen. Kein Wunder, verfügte sie doch selbst über eine üppige Oberweite. Levarda spürte die Blicke der Männer auf ihrer Brust.
    »Dann hast du in der Tat einiges zu tun«, merkte Lord Otis an. Am liebsten wäre Levarda aufgestanden und hätte ihm eine Ohrfeige verpasst. Sie beherrschte sich mühsam.
    »Also gut, dann wird Rika Euch begleiten.« Ein scharfer Blick von seiner Seite ließ Rika ihren Widerspruch hinunterschlucken.
    »Ich hole Euch gegen drei Uhr in der Halle ab«, erklärte Lemar, und damit war die Sache beschlossen, ohne dass Levarda ihre Meinung geäußert hatte. Adrijanas Worte hallten durch ihren Kopf. »Das ist kein Problem für ihn. Ihr habt kein Mitspracherecht bei dieser Entscheidung.« In diesem Fall konnte sie mit der Entscheidung leben.
    »Wisst Ihr noch, worüber wir bei der Reise gesprochen haben?«, ließ sich Sendads warmer Bariton vernehmen.
    Überrascht sahen die anderen ihn an. Levarda nickte und diesmal bekamen ihre Augen einen erregten Glanz.
    »Der See, von dem ich sprach, ist hier in der Nähe. Vielleicht eine Stunde zu Fuß entfernt. Würdet Ihr ihn gerne sehen?«
    »Ich denke, das ist zu weit, Sendad«, wandte Lord Otis ein.
    Levarda räusperte sich. Diesmal würde sie die Entscheidung selbst treffen und das Feld nicht ihm überlassen. »Das ist nicht zu weit, mit Verlaub, Mylord. Ich bin bereits längere Strecken gelaufen, solltet Ihr es vergessen haben?«
    Lord Otis lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verzog sein Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. »Ja, ich gebe zu, es ist mir entfallen.«
    Die anderen sahen die beiden verständnislos an.
    Der Hausherr beugte sich nach vorn und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. »Ihr erhaltet meine Erlaubnis, am darauffolgenden Tag mit Sendad zum See zu gehen.« Er runzelte nachdenklich die Stirn.
    Sie mied seinen durchdringenden Blick und beschäftigte sich mit ihrem Teller.
    »Es ist sogar eine ausgezeichnete Idee. Die körperliche Bewegung könnte Eure heutige Unruhe vertreiben.«
    Levarda verschluckte sich an dem Bissen.
    Egris klopfte ihr unbekümmert auf den Rücken. Hastig griff sie nach dem Becher, der vor ihr stand, und trank einen Schluck, hielt aber erschrocken inne, als sie merkte, dass sich kein Wasser, sondern Wein darin befand. Suchend schaute sie sich nach einem Krug mit Wasser um. Auf einen Wink von Lord Otis bekam sie einen Becher angereicht.
    »Ihr scheint heute ziemlich durcheinander zu sein«, merkte der Hausherr mit hochgezogenen Brauen an.
    »Verzeiht, aber ich bin es nicht gewohnt, im Mittelpunkt so viel männlicher Aufmerksamkeit zu stehen.«
    Das war noch nicht einmal gelogen. Obwohl Levarda klar war, dass sie besser schweigen oder sich belangloseren Themen zuwenden sollte, konnte sie sich die nächste Frage nicht verkneifen. »Aber verratet mir eins, Lord Otis. Wie kommt Ihr darauf, dass ich heute unruhig war?«
    Seine Augen richteten sich auf Adrijana, die schräg hinter ihr an der Wand stand. Levarda folgte seinem Blick, und das Mädchen senkte beschämt den Kopf.
    Levarda drehte sich zurück zu ihrem Gastgeber. In seiner schwarzen Iris glomm ein Feuer. Diesmal brauchte sie ihre Hand nicht an das Amulett zu legen, es sandte bereits seine schützende Energie über ihren Körper.
    Er wandte sich von ihr ab, nur um seine Augen fragend auf Lady Smira zu richten. »Möchtet Ihr vielleicht ebenfalls einen kleinen Ausflug machen, Mylady?«
    Sie schaute erschrocken. »Nein! Auf keinen Fall! Ich bin froh, dieser Kutsche entflohen zu sein. Außerdem möchte ich meinem Gemahl erholt gegenübertreten.«
    Die Gesprächsthemen wandten sich daraufhin dem Hof des hohen Lords zu. Lady Smira kam in den Genuss der Erzählungen über Feierlichkeiten, in denen ihr in Zukunft eine besondere Rolle zugedacht war. Aufgeräumt plauderte die Braut mit den

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