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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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verzichtet hatte. Das eiskalte Wasser kühlte ihre vom Laufen erhitzten Beine. Wie erfrischend es sein musste, an einem warmen Sommertag darin zu schwimmen. Sie watete am Ufer entlang. Mit der Hand spritzte sie Wasser und ließ kleine Fontänen emporsteigen.
    Lachend rannte sie schließlich aus dem Wasser, suchte am Rand flache Steine, die sie über die Wasseroberfläche flitzen ließ.
    Sendad war ein ebenbürtiger Gegner und Levarda musste sich mit zehn Hüpfern schlagen lassen, allerdings nur, weil sie ihre Energie nicht einsetzte.
    Sie hörte einen Frosch quaken und machte sich auf die Suche, bis sie ihn fand und sich schnappte. Sie hielt ihn verborgen in ihrer Hand, flüsterte Liebkosungen in sein Ohr, bevor sie ihn vorsichtig in das Gras setzte. Sehnsüchtig verfolgte sie seinen Weg ins Wasser, kletterte auf den Steg und legte sich flach auf den Bauch, um zu sehen, wie der grüne Geselle im Schilf verschwand.
    Sendad folgte ihr auf den Steg, nachdem er sie und den Frosch beobachtet hatte. Bernar indessen machte es sich unter einem Baum im Schatten bequem.
    Levarda setzte sich auf die Kante und ließ die Beine ins Wasser baumeln, während sie ihr Gesicht zurücklehnte, damit es die Sonnenstrahlen aufnehmen konnte – ein Moment vollkommenen Glücks, den sie in ihrem Herzen aufbewahren würde.
    »Dieser Ort erinnert mich an meine Kindheit, ich habe oft mit meinem Vater Ausflüge an diesen See gemacht. Er liebte ihn so wir Ihr, zeigte dieselbe Freude und Verspieltheit«, sprach Sendad sie an.
    »Es tut mir leid, ich verhalte mich vermutlich nicht wie eine Lady. Es ist einfach so über mich gekommen.«
    »Macht Euch keine Gedanken. Euer Geheimnis ist bei mir sicher.«
    Levarda schloss die Augen vor dem Sonnenlicht. »Das weiß ich, Sendad. Wenn es in diesem Land einen Menschen gibt, dem ich vertraue, dann Euch.«
    »Das solltet Ihr nicht.« Er warf einen Stein über das Wasser.
    »Sendad – Ihr macht Euch zu viele Gedanken.«
    »Und Ihr macht Euch zu wenige. Wenn Ihr erst mal auf der Festung seid, ist Euer Schicksal besiegelt.«
    Das war es lange vorher, dachte Levarda und fragte: »Warum habt Ihr gewettet, dass ich bleiben werde, wenn Ihr wolltet, dass ich fliehe?«
    »Weil Ihr ein ehrbarer Mensch seid, der vor Schwierigkeiten nicht fortrennt. Was nicht heißt, dass ich mir nicht wünschte, Ihr würdet es tun.«
    Sie senkte den Kopf, zog die Beine aus dem Wasser und wandte sich ihm mit gekreuzten Beinen zu. »Wie kommt Ihr auf den Gedanken, dass Ihr mich kennt?«
    Er zuckte die Achseln und starrte konzentriert auf die Wasseroberfläche. Levarda betrachtete ihn nachdenklich. Sie hatte noch nie einen Menschen gerettet, der dem Tod so nahe gewesen war. Vielleicht übersah sie die Konsequenzen ihrer Handlung nicht vollständig.
    »Erzählt es mir. Ich kann zuhören.«
    Als er weiter schwieg, setzte sie hinzu: »Ihr könnt mir alles erzählen.«
    Mit schmalen Augen sah Sendad in die Ferne. »Kennt Ihr den Grund, weshalb ich bei uns für die Kundschaft eingesetzt werde?«
    »Ich denke, ja.«
    »Erklärt es mir.«
    »Eure Sinne sind besser als die von anderen. Ihr spürt es, wenn jemand in Eurer Nähe ist, erkennt, wo sich ein Verfolger befindet, vielleicht sogar die Zahl derer, die sich nähern, und das auf eine Distanz, bei der die Augen versagen.«
    Er nickte. »Ich habe von Lemar gehört, dass Eure Distanz weiter ist als meine, und dass Ihr präzise sagen könnt, wie viele Menschen sich genau wo befinden.«
    Levarda ließ ihm Zeit, seine Gedanken zu sammeln.
    »Als ich spürte, wie das Schwert durch meinen Körper glitt, wusste ich, ich sterbe. Ich sank zu Boden und schloss die Augen. Ich sah meinen Vater hier am See weilen und mir winken, während ich auf dem Hügel stand.«
    Er zeigte auf den Punkt, von wo er ihr den See gezeigt hatte. »Ich ging zu ihm runter. Je näher ich kam, desto mehr veränderte er sich. Sein Gesicht blieb dasselbe, doch seine Züge verjüngten sich, die Falten verschwanden, und – sein Haar wuchs und wurde schwarz und lockig, und seine blauen Augen leuchteten, sein Körper war schlank und –.«
    Er schüttelte den Kopf, während er sich erinnerte. »Ich blieb stehen, verängstigt von seiner Veränderung. Er lächelte mir zu und winkte mich näher heran.«
    »Wie hieß Euer Vater?«
    »Er war Offizier in der Garde. Sein Name war Bihrok.«
    Levarda hatte Mühe, ihre Gesichtszüge zu wahren. Sendad, der Sohn von Larisan. Konnte das denn überhaupt sein? Tausend Fragen warfen sich auf, doch

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