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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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mit seinem Blut geschaffen und mit seiner Energie gefüllt hatte.
    Ein weiterer in Samt eingeschlagener Gegenstand befand sich am Boden. Vorsichtig, ohne das Amulett zu berühren, holte Lord Otis den zweiten Gegenstand heraus und öffnete das samtige Tuch. Eine Kette aus dreißig winzig kleinen Rubinen und einem großen in Form eines Tropfens in der Mitte erschien vor ihren Augen. In seiner Hand begannen die Steine zu pulsieren, eine Flamme entzündete die Edelsteine und brachte sie zum Funkeln.
    »Die Rubinkette meiner Großmutter. Mein Großvater schenkte sie ihr bei der Geburt meiner Mutter. Er dachte, sie hätte sie fortgeworfen, als sie ihre Tochter verlor.« In seiner Stimme lagen Staunen und Ehrfurcht.
    »Sie ist wunderschön«, flüsterte Levarda andächtig. So viel Liebe, so viel Leid. Eine Mutter, die ihre Tochter verlor, ein Sohn, der seine Mutter verlor, Großmutter und Enkel. Sie sahen sich an, und für einen kurzen Moment fühlte sie den Wunsch in sich, seine Narbe zu berühren. So viel Schmerz.
    Er streckte die Hand aus und wollte nach dem Amulett greifen, das sich in der Kiste befand, aber sie packte ihn am Ärmel und hielt ihn zurück.
    »Nicht!«
    Er sah sie fragend an.
    »Ich habe so etwas noch nie gesehen«, erklärte sie ernst.
    »Ihr tragt selber ein solches Amulett um Euren Hals.«
    Levarda nahm ihr Amulett, das sich warm in ihre Hand schmiegte, und sah ihn an.
    »Wenn ein Kind das Alter erreicht, in dem die Elemente in ihm wachwerden, dann geht es auf die Suche nach einem Stein. In den Lavaströmen des Asambra wird der Anhänger geschmiedet und der Stein eingefügt«, sie ließ weg, dass ein Tropfen Blut ebenfalls dazukam, »ab dann trägt das Kind dieses Amulett und trennt sich nie davon«, und das Amulett nicht von dem Kind, dachte sie, aber auch das behielt sie für sich.
    »Niemals?«
    »Niemals.«
    »Was passiert, wenn es stirbt?«
    »Es wird mit verbrannt.«
    »Ein Stein verbrennt nicht.«
    »Dieser schon, er ist Teil meiner Energie, Teil meines Lebens.«
    Sie wies auf das Amulett in der Truhe. »Ist es das von Larisan?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht, ich habe sie niemals damit gesehen.«
    »Sie muss es abgelegt haben, als sie damals in ihrem Zorn die unschuldigen Menschen in ihrem Feuer verbrannte.«
    Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    Verschämt senkte Levarda den Kopf. Es war eines der Geheimnisse seiner Familie, die er sicherlich nicht ausgeplaudert haben wollte.
    »Verzeiht, ich vergaß, dass sie Eure Großmutter war.«
    »Kann das Amulett gefährlich sein?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn Ihr Eure Hand über dem Stein schweben lasst, was spürt Ihr?«
    Seine Hand legte sich über den Stein, er schloss die Augen. »Ein Kribbeln, warme Luft, die über meine Hand streichelt, sich an sie schmiegt.« Er öffnete die Augen und das Amulett lag in seiner Hand.
    Levarda sah ihn an. »Es hat Euch gewählt«, flüsterte sie fassungslos. Noch nie hatte sie von so etwas gehört.
    Nachdenklich betrachtete Lord Otis das Amulett in seiner Hand. Das Leuchten war erloschen.
    »Der Stein ist rot.«
    »Ja, Larisans Element war das Feuer, aber das wisst Ihr, es ist auch Eures.«
    »Was bedeutet der weiße Stein in Eurem Amulett?«
    Levarda lächelte ihn an und schwieg. Sein wachsamer Geist war seine reizvollste und zugleich seine gefährlichste Eigenschaft. Er lebte in Forran, aber war er auch im Innern Forraner? Sie fühlte sich ihm in einer Art verbunden, die sie nicht deuten konnte.
    »Steht der Stein für das Luftelement? Es würde immerhin erklären, wie Ihr den Haken bewegen konntet.«
    Die gekränkte Eitelkeit eines Mannes. Sie grinste ihn an.
    »Ein interessantes Element, nicht wahr?« Sie hatte nicht gelogen. Diesmal wählte sie ihre Worte geschickter.
    Sie hörten Schritte. Lord Otis ließ die Gegenstände in seiner Tasche verschwinden und richtete sich auf. Der Zauber des Augenblicks verflog.
    Adrijana kam mit einer Dienerin in das Zimmer, die ein Tablett trug. Levarda betätigte den Hebel, und der Boden der Kiste glitt zu.
    »Was habt Ihr getan?«, Adrijana besah das Chaos. »Die schönen Kleider! Jetzt weiß ich nicht mehr, welche ich geändert habe und welche noch nicht.«
    »Mylady, vielen Dank für die Bücher.« Er zwinkerte ihr kurz zu, verbeugte sich knapp. »Ich werde Euch alleinlassen. Adrijana, du kommst heute Abend bei mir vorbei.«
    Levarda sah sich die Unordnung an. Es würde eine Zeit dauern, die Kleider zu sortieren. Sie hob den Kopf und sah

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