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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Ältesten leben im Netz des Waldes. Ihr Geist ist immer bei uns. Können wir nicht unsere drei Gefährten auf diese Weise mitnehmen? Könnt ihr Zauberer nicht wenigstens ihre Seelen aus diesem Gespinst holen und sie in das Wurzelwerk übertragen?«
    Becas riss entsetzt die Augen auf. Auch Ledesiel erbleichte.
    »Unmöglich!«, sagte sie. »Sie sind nicht mehr sie selbst. Sie sind von Thaumagel vergiftet! Wer weiß, was für Spuren davon in ihrem Geist zurückgeblieben sind. Wir dürfen sie auf keinen Fall in unseren Wald lassen, daran ist nicht zu denken.«
    »Nein.« Leiri klang traurig. »Der Wald muss rein bleiben. Pleras würde das verstehen.«
    Sie schaute ihre leblosen Kameraden an und schüttelte sich. »Nein«, wiederholte sie. »Nicht in unserem Wald.« Leiri wandte sich ab. »Wir sollten uns zurückziehen. Wenn die Steine voll sind von Leuchmadans Blut, will ich keine Decke über meinem Kopf haben. Wer weiß, was heraustropft.«
    »Wer weiß, wo die drei damit in Berührung gekommen sind«, murmelte Ledesiel. »Du hast recht, wir verlassen die Höhle. Obwohl die Anzüge uns schützen sollten. Es war dumm von ihnen, sie abzulegen.«
    Gemeinsam hasteten sie durch die Grotten. Am Eingang hoben sie nicht einmal die Ausrüstung auf, die sie dort abgelegt hatten. Leiri blieb kurz stehen, aber als die Zauberer weiterliefen, folgte sie ihnen.
    »Was nun?«, fragte sie.
    »Wir sind fertig hier«, erwiderte Ledesiel. »Wir kehren zurück.«
    »Dann war also alles umsonst?«, sagte Leiri bitter. »Ein überflüssiger, gefährlicher Ausflug, und wir haben drei Späher verloren?«
    »Nein«, antwortete Ledesiel. Ihre Lippen waren schmal. »Wir haben gefunden, was wir gesucht haben. Der Rat muss davon erfahren.«
    »Bitte?« Becas betrachtete sie verwirrt. »Wir haben Leuchmadan gesucht und einen Steinbrocken voll Thaumagel gefunden, übersät von Gewächsen, die vermutlich allesamt Thaumagel-Kreaturen sind. Aufregend für einen Forscher, aber ohne Bedeutung für unser Anliegen. Oder willst du behaupten, der Brocken selbst wäre Leuchmadan und die Substanz darin wäre tatsächlich sein Blut, wie die Bezeichnung aus alten abergläubischen Zeiten nahelegt?«
    »In altem Aberglauben steckt mitunter eine Menge Wahrheit«, sagte Ledesiel. »Unsere Vorfahren waren nicht dumm. Sie nutzten Mythen und Legenden, um ein Wissen auszudrücken, das nicht geringer zu schätzen ist als das unsere. Es fehlte ihnen nur die klare Sprache der Wissenschaft, die uns heutzutage blendet. Wir täten gut daran, das nicht zu vergessen.«
    Becas blieb stehen, aber Ledesiel nahm ihn bei der Hand und zog ihn weiter durch die düstere Landschaft, deren Bewuchs eher mit dem Boden verschmolzen schien als darin verwachsen. Dieser Steinbrocken kam ihr mit einem Mal tatsächlich vor wie eine einzige vielschichtige Lebensform; die Linien des roten Minerals im Gestein sahen aus wie Adern, die den gesamten Organismus ernährten. Und wenn es so war? Leuchmadan und Leuchmadans Blut.
 
    »... und das«, schloss Ledesiel ihren ausführlichen Bericht vor dem Rat der Ältesten, »sind die Ergebnisse unserer Expedition zu dem Bruchstück.«
    Sie stand auf dem Sprecherplatz vor der weißen Eiche, umringt von den sechs verbliebenen Mitgliedern des Rates. Doch dahinter gab es noch einen größeren Kreis: Sämtliche Zauberer von Porfagilia nahmen an dieser Versammlung teil. Neben Becas, der als Mitglied des Spähtrupps selbst zur Befragung bereitstand, saß auch Ledesiels Bruder Barsemias dort, der das ganze Unternehmen überhaupt erst angestoßen hatte. Wie ein feiner Dunst lag der Atem der Versammelten über der Menge, und vereinzelte Eiskristalle rieselten vom dunklen Himmel herab.
    Antamas und zwei weitere der Ältesten waren in den Wald eingegangen, andere hatten in der Schlacht mit dem bitanischen Luftkreuzer ihr Leben verloren. Seither hatte Solis den Vorsitz inne, eine alte Zauberin von mehr als dreihundert Jahren.
    Sie wiegte bedächtig das Haupt. »Ich muss Becas' Einschätzung zustimmen«, sagte sie. »Ein fruchtloses Unterfangen zu einem hohen Preis.«
    Barsemias hielt den Kopf gesenkt. Ledesiel warf ihm einen Blick zu und straffte sich. »Ganz im Gegenteil.« Ihre Stimme hallte klar durch die frostkalte Luft. »Diese Expedition hat uns die Wurzel allen Übels auf der Welt enthüllt. Uns bleibt gar keine Wahl, als auch der anderen Spur zu folgen, der langen Fährte, von der Barsemias erzählt hat, die durch die endlose Leere bis zu dem Ort von Leuchmadans

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