Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Pfützen oder stolperte über Bodenwellen, denen sie nicht ausweichen konnte. Barsemias hatte einen bitteren Geschmack im Mund und fragte sich, was neben den Baumflocken noch in der Luft schwebte - klein und nicht greifbar. Aber Ledesiel hatte ein feines Gespür. Sie hätte ihre Begleiter gewiss gewarnt, wenn ernsthafte Gefahr drohte. Barsemias war dankbar, dass die Flocken fest wirkten und nicht zerfielen und als etwas Unreines auf Haut und Kleidern hafteten!
    »Der Wald verändert sich«, stellte Wisbur fest.
    »Woran merkst du das?«, Barsemias hatte Mühe, das »Du« nicht in abfälliger Weise zu betonen. Aber im selben Augenblick fiel es ihm ebenfalls auf. Die Bäume um sie her wirkten höher und schlanker. Sie hatten fast etwas von Ulmen an sich, mit fächerartig nach oben gereckten Zweigen, die im Flockentreiben nur undeutlich zu erkennen waren.
    Insekten kamen aus dem Dunkel und umschwärmten sie, erst einzeln, dann in immer größerer Zahl. Insekten, oder das, was auf dieser Welt dafür galt. Barsemias fing eines der Tiere in der Hand und musterte es, ein keilförmiger Leib so groß wie eine Fliege, an dem außer Panzersegmenten nichts zu erkennen war. Das Tier biss ihn in den Finger, und er ließ es los. In dem Moment, da es wegflog, glaubte er rasch entfaltete Flügel zu sehen, Beine und Kiefer, die sich in den Panzer einklappen ließen. Dann verschwand der ... Käfer? zwischen den Flocken.
    Biste der Wichtel fluchte, und auch die Elfen wurden unruhig. Sie wedelten mit den Armen und schlugen nach den Tieren. Barsemias wurde erneut gebissen, ins Gesicht, in den Nacken, und es brannte. Etwas kroch unter seine Kleidung. Ihre Lampen glühten matter.
    »Das Licht lockt sie an«, sagte Frafa.
    »Wir können nicht darauf verzichten«, zischte Ledesiel gereizt. Sie alle fühlten die Beklemmung. Es mochte an dem Gestöber liegen, an der blendenden Wand, die sie umgab - aber immer stärker stieg in Barsemias das Gefühl auf, dass außerhalb ihres Sichtkreises etwas lauerte, etwas Feindseliges ...
    Keiner von ihnen wagte mehr, lauter zu sprechen.
    Außer dem Wichtel, der dafür anscheinend wenig empfänglich war.
    »Es klappt!«, rief er.
    »Psst!« Barsemias spähte besorgt in die weiße Dunkelheit.
    »Was klappt?«, flüsterte Wisbur.
    »Ich hab meine Lampe ausgemacht«, antwortete der Wichtel. »Jetzt sind die Viecher bei euch, und ich hab Ruhe.«
    »Danke«, murmelte Barsemias. »Wenn wir alle die Lampen ausmachen, könntest du auch nichts mehr sehen.« Er schüttelte unwillig den Kopf, und seine langen Haare vertrieben kurz die Käfer aus seinem Gesicht.
    »Ich könnte uns führen«, sagte Frafa.
    »Was?«, erwiderte Barsemias.
    »Ich könnte uns führen, wenn die Lichter aus sind«, wiederholte die Nachtalbe. »Irgendwann müssen wir dieses ungemütliche Waldstück ja hinter uns haben.«
    Ledesiel ließ den Trupp anhalten. Die acht Wanderer versammelten sich in einem engen Kreis, aber sie stellten sich so, dass sie die Umgebung im Blick behielten.
    »Wie wollt Ihr das machen?«, fragte Ledesiel. »Könnt Ihr hier sehen?«
    »Besser als mit den Lampen«, erwiderte Frafa. »Die Flocken reflektieren das Licht und blenden mich. Aber die Dunkelheit macht mir nichts aus.«
    »Da draußen ist etwas ...«, meinte Ledesiel. »Ich würde mich nur ungern der Führung einer Nachtalbe anvertrauen.«
    Barsemias sah sich erschrocken um. »Werden wir verfolgt?« Er war in den Künsten des Lebens nicht so bewandert wie seine Schwester. Wenn er seine Sinne ausstreckte, fühlte er keine bedrohlichen Wesen in der Nähe. Da war nur ein ganz allgemeines Gefühl der Bedrückung, ein nicht greifbares Grauen und eine Lähmung, die in seinen Geist kroch, wenn er ihn zu weit öffnete. Er hatte es bisher dem giftigen Einfluss von Leuchmadans Blut zugeschrieben, das unter dem Boden pulsierte.
    »Ich ... weiß nicht«, sagte Ledesiel. »Im Augenblick spüre ich keine Feinde. Aber ganz eindeutig eine Feindseligkeit. Etwas hat sich verändert, und es verändert sich mit jeder Stunde mehr, ganz so, als wäre etwas auf uns aufmerksam geworden. Und es ist keine freundliche Aufmerksamkeit. Dazu diese beunruhigenden Meldungen von unserem Volk, Angriffe von Tieren auf versprengte Gruppen ... Ich hoffe, es ist nur die Nacht, die diese Welt ein wenig gefährlicher wirken lässt.«
    Sie verstummte.
    »Ich würde mich auch keiner Nachtalbe anvertrauen. Nachtalben und Vertrauen schließen einander aus«, bemerkte Ebicos. »Aber die Aufmerksamkeit dieser

Weitere Kostenlose Bücher