Lichtbringer - Lichtbringer

hallte so laut, dass es unmöglich nur seine Gefährten sein konnten. Niemand konnte sich ihnen nähern, ohne dass Ledesiel es spürte. Doch seine Schwester kam gleich hinter ihm, und ihre Schritte patschten so gleichmäßig wie ein Uhrwerk auf dem Waldboden, apathisch und viel zu schwer für eine Elfe.
    Und Barsemias hatte das Gefühl, dass er auf sich allein gestellt war und das etwas ihn führte, etwas Fremdes, das die Gelegenheit genutzt hatte, als er den Griff löste, und das sie nun alle ins Dunkel und ins Unglück führte!
    Der Abscheu vor dem, was er da berührte, wurde übermächtig, und der Gedanke an die Orte in diesem Wald, wohin es sie bringen mochte. Panik ergriff ihn, ein Grauen vor der Berührung an seiner Hand, und er ließ los ...
 
    Frafa ging durch den Wald, und es wurde heller. Es war schön hier! Das Leben war fremd, aber mit einem Mal glaubte sie, es zu verstehen. Ihre Sinne durchdrangen es, sahen die Raffinesse in der Konstruktion. Jede Baumflocke war eine kleine Barke, seidenweich und doch mit Schuppen besetzt, die winzige Taschen formten, so gedreht, dass sie jeden Luftzug fingen und darin schwebten.
    Frafa hob die Hand und berührte eine davon mit dem Finger. Sie spürte eine leichte Kraft, fast wie Elektryzität, und sie entdeckte, wie die Flocken sich voneinander abstießen und in der Luft blieben.
    Sie sah Bäume, erkannte die festen Strukturen unter der weichen Haut. Das Material der Ulmenäste zeigte einen rötlichen Schimmer. Es mochte den Korallen ihrer Heimat gleichen und war doch ganz einzigartig. Frafa fühlte das Moos unter den Füßen und hätte am liebsten die Schuhe ausgezogen, um es bei jedem Schritt zu ertasten. Sie bemerkte die kleinen Tiere, die zwischen der Vegetation lebten, sie musterte Buschwerk und das Unterholz und verstand endlich, wie die Pilzbäume aufgebaut waren. Ihre Blätter vereinten sich außen um das stützende Geäst herum zu einer zähen Hülle, die fast einem Ballon glich, während darunter Samen und Symbionten und weitere Bewohner dieser Welt geschützt heranwuchsen.
    Frafa war so versunken in ihre Betrachtungen, dass sie über einen Hügel stolperte. Und das war der Moment, da sie bemerkte, dass sie allein war. Wie lange war es her, dass sie ihre Begleiter verloren hatte? Wann hatte Barsemias ihre Hand losgelassen?
    Die Frage schien ihr bedeutungslos.
    Da war so vieles um sie, so vieles zugleich. Die Flocken waren echter Schnee. Sie spürte die eisige Berührung auf den Lippen, schmeckte das Wasser, als er schmolz. Goldenes Licht sickerte zwischen den Zweigen hindurch wie ein blasser Abglanz der echten Sonne dieser Welt, die viel röter war und die am Himmel stand, ohne zu scheinen. Monde reihten sich daneben auf, in allen Phasen zugleich, an einem Himmel, an dem die Sternbilder ineinanderliefen. Frafa wandelte in vielen Zeiten. Mochte es nicht sein, dass sie in irgendeiner von diesen Zeiten noch immer mit ihren Gefährten vereint war und sie in einer langen Reihe durch die Dunkelheit führte?
    Sie machte sich keine Sorgen.
    Sie betrachtete, worüber sie gestolpert war, eine kleine, aber überraschend kantige Erhebung unter dem Boden. Sie grub mit den Fingern im Moos und legte einen Winkel frei. Er fühlte sich rau an. Es setzte sich in der Erde fort - ein Objekt aus Metall, uralt und verwittert. Ein Teil davon sah aus wie Bronze. Frafas Geist erweiterte das winzige Stück, das sie sah, und in Gedanken erblickte sie eine Flugmaschine, vor ungezählten Jahren hier vergessen und eingesunken.
    Sie ließ den Fund zurück und ging weiter.
    Frafa lief und wusste gar nicht, ob sich ihre Füße dabei bewegten. Einen Augenblick lang fühlte sie sich an Leuchmadans Hort erinnert, an die eigentümliche Ordnung im Äther dort, wo man fast blättern konnte wie in einem Buch. Frafa schritt durch den Wald, durch Raum und Zeit und studierte.
    Hinter einem dichten Saum von Gestrüpp, das aussah wie erstarrte Quallen mit geringelten Wollfäden daran, entdeckte sie ein Dorf. Die Behausungen waren bunt und rund wie Pilzbäume, bei denen nur die Hüte aus dem Boden schauten. Dazwischen bewegten sich die absonderlichen Wesen, die Frafa in der Ruinenstadt gesehen hatte, aber sie waren anders. Nicht so verformt, sondern mit einer gleichförmigen Zahl von Gliedmaßen und Sinnesorganen ausgestattet. Kinder tobten zwischen den Älteren, und sie alle trugen Kleidung. Aber ihre Gestalt wirkte durchscheinend, und als Frafa auf sie zuging, tauchte sie durch das Dorf und durch die