Lichtbringer - Lichtbringer
die Puppen zu lenken.«
Barsemias erschauderte. »Mir gefällt das nicht. Komm, Frafa, nehmen wir den Behälter und kehren wir um. Ich möchte echtes Leben um mich haben.«
Aber Frafa hockte sich auf die Fersen und stellte das Gefäß zwischen ihren Knien ab.
»Was tust du da?«, fragte Barsemias.
Sie hielt ihm die Hand entgegen. »Wir müssen reden«, sagte sie.
Sorge zeigte sich auf seinem Gesicht. Er kniete vor ihr nieder und schaute sie an.
»Du hast uns nicht alles erzählt«, stellte er fest, und Frafa nickte.
Barsemias sah sich um. Der einarmige Führer kroch über den Boden, das Kinn in die Blüten gesteckt, die er mit den Bartfingern berührte. Die anderen Geschöpfe zerstreuten sich und schlichen träge über die Mauern davon.
»Wollen sie einen Preis für ihre Hilfe?«, fragte Barsemias.
Frafa schüttelte den Kopf. »Keinen Preis. Sie haben uns gebracht, was wir haben wollen - soweit sie es beschaffen konnten. Wir müssen dennoch etwas dazu tun. Deine Schwester hat es bereits angesprochen: Woher sollen diese Fremden wissen, was unserer Natur entspricht? Sie haben nur eine Grundsubstanz geliefert, doch es liegt an uns, diese Substanz zu lehren, wie Leuchmadan sich verändern muss, damit er unsere Welt nicht länger vergiftet.«
»Hm.« Barsemias warf einen argwöhnischen Blick auf das Gefäß zwischen Frafas Knien. »Wir müssen diesen Stoff noch prägen? Dann sollten wir Ledesiel holen ... Ich bin nicht der richtige Elf für solche Magie.«
»Dazu habe ich dich nicht hergebracht«, sagte Frafa. »Ich habe dich mitgenommen, um mich zu verabschieden. Und damit du dieses Gefäß auf das Schiff zurückbringst, wenn ich fertig bin.«
»Um dich zu verabschieden?« Barsemias sah sie ratlos an.
Frafa legte den Kopf schräg. Sie lachte kurz auf und tippte Barsemias an. »Komm«, sagte sie. »Das ist eine Sache, mit der du dich auskennen solltest. Was tut ihr Elfen, wenn ihr euren Wald prägen und freundlich gestalten wollt?«
Barsemias sah sie an, und die Erkenntnis zog wie ein Schatten in seine Augen. Das machte Frafa traurig, aber sie versuchte, selbst heiter zu wirken und sich nichts anmerken zu lassen. Sie wollte sich von Barsemias verabschieden, aber sie wollte einen guten Abschied. Keinen Abschied in Trauer.
»Die Ahnen!«, brachte der Elf hervor. »Wir schicken die Geister der Ahnen in das Wurzelnetz.«
Frafa nickte. »Unsere fremden Freunde hier haben alles vorbereitet. Ihre Medizin weiß sogar schon eine Menge über das Leben auf unserer Welt. Immerhin haben ihre Mücken Proben von Menschen und Elfen und Gnomen genommen, und alles, was sie daraus lernen konnten, ist der Flüssigkeit in diesem Topf bereits eingeprägt. Aber es fehlt ein Geist, eine Seele, die unserem Leuchmadan die Richtung weist. Und die werde ich hinzufügen.«
»Wie?«, brachte Barsemias erstickt hervor. Er umfasste Frafas Arme, als wolle er sie aufhalten.
»Genau so, wie eure Elfenahnen in den Wald eingehen, nehme ich an. Ich gebe meinen Leib auf. Die Substanz in dem Gefäß wird dann meine Aura aufnehmen. Und sobald sich der Inhalt auf unserer Welt mit dem Blut der Erde vermischt, wird mein Geist darin wohnen und der Veränderung eine Richtung geben.«
»Nein«, sagte Barsemias. »Das ist zu viel. Das ist nicht nötig!«
»Nicht?«, fragte Frafa. »Wenn es einen anderen Weg gibt, dann habt ihr Elfen ihn bisher jedenfalls nicht gefunden, scheint mir.«
»Unsere Ahnen opfern sich erst in höchster Not, wenn unseren Wäldern nichts mehr bleibt als die Flucht. Aber wir haben noch andere Möglichkeiten. Wir können Descidars Geständnis als Waffe verwenden. Allein in diesem Schiff stecken Dutzende tote Kinder! Wenn man erst einmal nachforscht, wie sie diese Kinder in ihr Heim gebracht haben, findet man bestimmt noch mehr schmutzige Geschichten. Wir machen das öffentlich, und egal, wie glatt Gulbert ist - dieser Skandal perlt nicht an ihm ab! Er ist erledigt, und das Nodus-Projekt noch dazu.«
Barsemias hatte sich in Eifer geredet. Frafa sah ihn an und spitzte die Lippen. »Pssst«, sagte sie. »Wir sind noch nicht wieder zu Hause. Und was könnt ihr beweisen? Ihr könnt mit diesem geraubten Flugschiff kaum vor einem Unionsgericht einlaufen. Und das Blut der Erde ließe sich damit schon gar nicht aufhalten. Es wird weiter vordringen, selbst wenn Gulbert fort ist, und es wird die Elfenwälder verschlingen.
Nein, Barsemias, ein bloßer politischer Skandal rettet uns nicht. Am Ende werdet ihr das Heilmittel brauchen, das
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