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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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in ihrem Versteck nach vorne.
    Waren diese Goblins ihr gefolgt? Schergen des vermutlichen Feindes, der seinen nächsten Anschlag auf handfeste Weise vorbringen wollte? Oder hatte der Abschaum von Goblinheim sich versammelt, um sie an diesem einsamen Ort zu überfallen?
    Die Goblins beachteten sie nicht. Sie gingen an Frafa vorbei und versammelten sich im hinteren Teil der Halle, dicht bei der inneren Säulenreihe. Goblins konnten im Dunkeln so gut sehen wie Alben, und in der grauen Düsternis, die durch die hohen Lichtschächte in die Schwärze stach, sah Frafa Augen aufblitzen, oder Zähne, wenn die Goblins den Mund zu einem Grinsen verzerrten. Zumindest einige der Goblins mussten Frafa gesehen haben, aber keiner machte Anstalten, sich ihr zu nähern.
    Frafa beobachtete gebannt, was die Kreaturen trieben. Manche der Goblins waren fast nackt und trugen kaum mehr als ihr natürliches Fell. Andere waren in Lumpen gehüllt oder in schmierige Fetzen - Bettler, Rattenjäger, Herumtreiber. Manche waren besser angezogen. Frafa sah schäbige Straßenkleidung, es gab Arbeitsoveralls, zum Teil mit Werkzeugtaschen, Uniformen von Wachdiensten, und ein Goblin, der nicht weit von Frafa entfernt stand, trug die Farben der Luftstreitkräfte.
    Die Goblins bildeten einen losen Kreis. Dann stimmten sie einen Singsang an. Es war ein Gottesdienst, erkannte Frafa.
    Mit wechselnden Vorbetern murmelten die Goblins Bitten und Beschwörungen an ihren Gott. Das Summen steigerte sich zu einem wilden Gebrüll, und sie zogen ihre Waffen hervor: spitze Steine und Glasscherben, Schraubenzieher, Teppichmesser, Feilen oder alle Arten von Klingen. Frafa spannte sich wieder an, bereitete sich auf einen Angriff vor.
    Aber der Soldat in ihrer Nähe krempelte einen Ärmel seiner Uniform hoch, setzte sein Messer an und schnitt sich tief in den Unterarm.
    »Mein Blut für Leuchmadan!«, rief er und streckte den Arm in die Höhe.
    »Mein Blut für Leuchmadan!«, antworteten seine Gefährten, und einer nach dem anderen schnitt sich in den Arm, in die Hand. Manche Goblins schienen sich in einen Wahn hineinzusteigern. Sie ritzten sich mit Scherben das Gesicht, trieben sich die Klinge tief in den Leib. Ihr Stöhnen und ihre ekstatischen Schreie stiegen zum Kuppeldach auf.
    Frafa schluckte. Sie wandte den Kopf ab, sie empfand Ekel. Ganz allmählich stieg ihr der Geruch nach Blut in die Nase, überdeckte den leichten Gestank nach Fäulnis und Moder, nach Kot und Urin, der vorher in der Luft gehangen hatte. Frafa löste sich aus der Nische, schlich langsam dem Ausgang zu.
    Der Soldat in ihrer Nähe wandte sich um, blickte sie direkt an und hob den Arm in die Höhe. Frafa erkannte die Stellen, wo dunkles Blut das Fell verklebte.
    »Leuchmadan«, rief er. Die großen Hauer in seinem Mund schimmerten golden. »Bericht' deinem Meister, wir sind treu! Seine Goblins, seine Befehle. Leuchmadan ruft, und wir lassen die Völker des Lichts in ihrem Blut ersaufen!«
 
    Draußen auf der Straße atmete Frafa auf. Die Luft, die von den alten Häusern her auf den kleinen Vorplatz wehte, roch bitter, nach Staub und nach Metall, aber sie fühlte sich frisch und lebendig an. Frafa trat auf die Treppe. Ihre Beine zitterten. Sie lehnte sich an die Mauer, die den Aufgang säumte.
    War sie blind gewesen? Wusste jeder außer ihr, dass sie vor tausend Jahren statt ihres Meisters in Wahrheit Leuchmadan zurückgebracht hatte, nur in einer anderen Gestalt?
    Frafa schüttelte den Kopf.
    Nein. Es waren nur Goblins, die Ausgestoßenen dieser neuen Zeit. Sie hatten sich eine seltsame Religion zusammengebastelt und pflegten ihre Mythen ... Was dieser Goblin gesagt hatte, bewies gar nichts. Es wäre dumm, den Aberglauben dieser Geschöpfe für die Wahrheit anzusehen, nur weil er gerade zufällig zu ihren eigenen Zweifeln passte.
    Eines allerdings war ihr klar geworden: Hier fand sie keine Zuflucht, weder in der Vergangenheit noch in diesen verlassenen Gebäuden. Doch sie brauchte einen Ort, an den sie sich zurückziehen konnte, um neu zu planen. Sie brauchte Verbündete.
    Frafa schritt durch die schäbigen Gassen von Goblinheim und grübelte darüber nach, an wen sie sich wenden konnte. Sie ließ ihre Aura ausgreifen, tastete in die Hauseingänge, hinter die Ecken und spürte nach Leben. Sie waren da, die Bewohner dieses Viertels, aber sie hielten sich fern von der Nachtalbe. Gut.
    Frafa half nach, wob Furcht in die Auren, die sie erreichte, ließ die Herzen schneller schlagen oder stocken. Wie

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