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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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untrüglichen Gespür für die Moden im Gastgewerbe. Nach vielen Hochs und Tiefs im Laufe der Geschichte herrschte Litiz nun über ein Imperium von Gaststätten, Lizenzunternehmen und Clubs, die über die gesamte Union verteilt waren. Hier in Daugazburg stand das Verwaltungszentrum, und oben auf dem Dach des Konzerngebäudes wohnte sie auch.
    Wohlhabend und einflussreich genug, dass Frafa von ihr gehört hatte, aber ihre Wege hatten sich nicht mehr gekreuzt. Litiz hielt sich von Aldungan und von seinen Gesellschaften fern, und Frafa -nun, für Frafa war Litiz ein Name aus ferner Vergangenheit, eine Erinnerung, die sie gern weggeschoben hatte. Bis jetzt.
    »Keine Sorge«, versicherte Litiz ihr. »Auch wenn es noch so lange her ist, ich denke an dich.«
    Vor den Aufzügen erstreckte sich ein weiter und lichter Flur, fast eine Art Eingangshalle zu Litiz' privaten Räumlichkeiten. Die Morgensonne fiel durch die hohen Fenster zu beiden Seiten, und Frafa schirmte die Augen mit der Hand ab.
    »Hast du deine magischen Künste geschult?«, fragte sie. »Du hast mich erwartet.«
    Bei Litiz war die Magie stets nur ein Funke gewesen, ein Überrest, der es allenfalls erlaubte, Magie zu spüren und eine gewisse Resistenz dagegen zu entwickeln. Zauber wirken konnte sie nicht, nicht einmal einen Portalstein prägen oder eine der anderen Aufgaben in der Industrie übernehmen, wo mittlerweile die meisten Zauberer arbeiteten. Im alten Daugazburg hatten Alben wie Litiz zur untersten Schicht ihres Volkes gehört, sie waren Diener oder Ausgestoßene, kaum mehr wert als Menschen und Goblins.
    Litiz lachte trocken. Sie hob die Waffe und legte den Lauf an ihre Wange. »Ich kenne die Zauberei gut - gut genug, um mich davor zu schützen. Die Pförtner am Eingang sind leicht zu täuschen. Aber es gibt Sichtlinsen im Foyer und im Aufzug, und Wachpersonal an Bildtafeln außerhalb der Reichweite einer Zauberalbe. Sie achten auf Unregelmäßigkeiten und haben mich gewarnt. Doch was deine Frage betrifft: Nein, selbst tausend lange Jahre haben keine Zauberin aus mir gemacht.«
    »Du hast dich trotzdem gut gehalten.« Mit einer Geste maß Frafa die Halle, die Teppiche, die Holzvertäfelung an den Längswänden, die Bilder, die zwischen den Türen hingen, den Ausblick vom Gipfel eines Turmes.
    Litiz zuckte die Achseln.
    Sie öffnete eine stahlverstärkte Tür gegenüber dem Aufzug. Die Wohnung dahinter wirkte weit und großzügig, mit Stufen und luftigen Galerien, und sie war angefüllt mit erlesener Kunst und eleganter Ausstattung.
    »Ich will nicht länger im Bademantel in der Vorhalle stehen«, sagte Litiz. »Gehen wir rein.«
    Frafa folgte ihr, durch mehrere Wohnzimmer und Salons, an einer beachtlichen Bücherwand vorbei und über eine Brücke, die eine voll ausgestattete Bar mit mehreren Gasträumen überspannte. Durch die Fensterfronten sah Frafa Terrassen und Gärten, die weitläufiger wirkten, als man vom Gebäude her eigentlich erwarten konnte.
    Litiz führte sie in ein Büro mit einem Schreibtisch, der fast so groß war wie ein Zimmer. Vereinzelte Blätter lagen neben versenkbaren Sichttafeln und Geräten.
    Litiz setzte sich auf einen Sessel aus rotem Leder, wies Frafa einen Platz über Eck zu. Dann warf sie die Pistole achtlos auf die Tischplatte und holte Flaschen und Gläser aus verschiedenen Schränken hinter und unter dem Tisch hervor, die sie mit einer Drehung des Stuhls leicht erreichen konnte.
    »Ich habe lange auf dich gewartet«, sagte sie. »Aber deswegen bist du wohl nicht gekommen. Also, was führt dich her?«
    Frafa spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Hätte sie Litiz früher besuchen sollen? Aber warum sollte Litiz auf sie warten?
    »Ich ... brauche einen Platz. Und Hilfe«, erklärte sie. Sie zögerte, wusste nicht, wie weit sie gehen konnte, was sie sagen durfte. Litiz war eine Bekannte, und im Gegensatz zu den meisten anderen Bekannten hatte sie nichts mit Aldungan zu tun, aber konnte Frafa deswegen darauf hoffen, dass Litiz ihr auch gegen Aldungan beistand?
    Litiz schenkte eine schimmernd grüne Flüssigkeit in Frafas Glas und in ihr eigenes. Dann lehnte sie sich zurück und steckte sich eine Zigarette an, ein kleines Stück Tabak an einer schlanken Spitze, die so lang war wie ein Unterarm und die vor zweihundert Jahren in Mode gewesen war.
    Frafa erinnerte sich, wie sie Litiz kennengelernt hatte: an einem Treffpunkt von Revolutionären. Wenn jemand Verständnis für ihre Lage hatte, wenn jemand einen Rat wusste,

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