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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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dann Litiz. Seit Aldungan die Herrschaft an sich gerissen hatte, war Litiz nie wieder als Unruhestifterin aufgefallen. Andererseits - womöglich war ihre Distanz zum neuen Regime auch schon eine politische Aussage.
    »Ich habe mit Aldungan gebrochen«, gestand Frafa. »Er stellt mir nach, fürchte ich. Ich brauche ein Versteck, für eine Weile. Ich muss nachdenken, wie ich mich schützen kann und was ich tun soll.«
    »Warum?«, fragte Litiz.
    Frafa schaute sie überrascht an. »Warum ich ein Versteck brauche?«
    »Nein. Warum hast du mit Aldungan gebrochen? Nach der ganzen Zeit, nach allem, was du für ihn getan hast und was er mit dir gemacht hat? Das scheint mir ein sehr drastischer Schritt zu sein.«
    Frafa hob hilflos die Schultern. »Ich weiß es nicht. Womöglich habe ich etwas gehört, was ich nicht hören sollte. Ich habe belauscht, wie er vertraulich mit Gulbert sprach. Und dann sind Dinge passiert...«
    »Es ist also eine Laune«, stellte Litiz fest. »Ein kleines Problem, und du verlässt deinen Platz, anstatt ihn zu verteidigen.«
    Frafa stockte der Atem. Dann sprang sie wütend auf. »Was verstehst du schon? Du bist magielos!« Sie hielt inne, dann redete sie ruhiger weiter: »Ich habe erlebt, wie Aldungan Zauberer vernichtet hat, aus keinem anderen Grund, als dass sie ihm zu mächtig wurden. Und gestern habe ich zwei magische Angriffe nur knapp überlebt. Ich muss erst aus seiner Reichweite sein, bevor ich mich wehren kann.«
    »Es ist lange her, dass Aldungan die Macht in den Grauen Landen errang«, sagte Litiz. »Und auch lange, dass er sie wieder verlor. Die Zeiten haben sich geändert. Geh zur Polizei, wenn er dich bedroht. Wir haben eine gewählte Regierung, Gerichte, unabhängige Institutionen ...«
    »Falinga«, berichtigte Frafa die andere Albe. Es war fast ein Reflex. Ihr wurde bewusst, dass Litiz ein wenig älter war als sie. Für Litiz würden es vermutlich immer die Grauen Lande bleiben, egal, wie viel Zeit verstrich.
    »Und was hat sich geändert? Aldungan hat viele Freunde in den neuen Institutionen, und ich habe nichts gegen ihn in der Hand. Selbst ein wohlmeinender Richter würde nur lachen, wenn ich Aldungan bezichtige, dass er mir magisch nachstellt. Der Bürgermeister von Daugazburg zählt zu Aldungans Partei. Und wenn Aldungan tatsächlich ein geheimes Einverständnis mit Gulbert verschleiern möchte, hat er auch die Unterstützung der anderen Hälfte unserer gewählten Regierung: Gulberts Partei stellt nämlich die Minister in Opponua!«
    Litiz lachte auf. »In der Tat, welcher Richter sollte dir diese Geschichte glauben? Du klingst wie diese Wirrköpfe, die ständig von Verschwörungen und ›Mächten im Hintergrund‹ raunen ...«
    »Du meinst, ich überschätze Aldungan?« Frafa stutzte. »Haben die Zeiten sich so sehr geändert?«
    »Sei nicht blöde, Frafa.« Litiz stieß mit der Zigarette in ihre Richtung. »Ich sage nur, wenn ich das behaupten würde, was du gerade angedeutet hast, dann würden die Menschen mich für verrückt halten. Darum habe ich es niemals ausgesprochen. Aber ich bin eine Nachtalbe, und ich habe erlebt, wie dieser neue Staat gewachsen ist. Und du solltest dich erst recht auskennen, denn du hast kräftig mitgeholfen dabei!«
    Litiz rauchte in drei langen langsamen Zügen ihre Zigarette zu Ende, klopfte den Rest Asche und Tabak in einen Spalt der Schreibtischplatte und legte das Mundstück hin. Dann erhob sie sich und ging auf und ab, mit schwungvollen, wütenden Schritten.
    »Weißt du noch«, fragte sie, »wann wir uns das letzte Mal gesehen haben?«
    »In deiner Xotoc-Stube«, sagte Frafa. »Nein - in dieser Bar. Der mit den Spinnen.«
    »Das letzte Mal«, widersprach Litiz ihr, »habe ich dich bei Bleidans Hinrichtung gesehen. Seitdem tue ich so etwas nicht mehr. Keine geheimen Gesellschaften, keine Verschwörungen.«
    »Oh.« Frafa sah Litiz an, die sie dazu zwang, sich an eine Zeit zu erinnern, die Frafa mit viel Mühe hinter sich gelassen hatte. »Ich glaube, ich habe dich nicht gesehen ... auf diesem Platz.«
    »Nein. Du warst mit diesem anderen Alb dort. Ihr standet sehr dicht beisammen, als ihr Bleidan beim Sterben zugeschaut habt. Du hast kaum Augen gehabt für etwas anderes.«
    Da lag ein Vorwurf in Litiz' Stimme. Frafas Widerspruch erstickte ihr in der Kehle. Was wollte Litiz eigentlich? Frafa glaubte nicht, dass es genau so gewesen war. Aber warum wollte Litiz sich an alle Einzelheiten erinnern, warum meinte sie zu wissen, wer wohin geblickt

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