Lichtbringer - Lichtbringer
»Von dort aus könntet Ihr vielleicht Euren Zauber wirken und uns direkt ans Ziel bringen.«
»Ich weiß nicht...«, murmelte Barsemias. »Das Gestein in den Schraffelgraten ist nicht so dicht wie das in den Zinnen. Es könnte lange dauern, bis wir einen Platz finden, wo Leuchmadans Blut meine Magie nicht mehr stört. Womöglich müssten wir die Grenze zu den Zwergenstädten überschreiten, und das kann uns auch in Schwierigkeiten bringen.«
»Jedenfalls kann ich wohl kaum sämtliche Ladestellenpächter zwischen hier und den Elfenwäldern betrunken machen«, sagte Frafa. »Altagrisa ist abgelegen. Wir verstecken uns dort und denken über unseren weiteren Weg nach.«
»Wir könnten in der Stadt ein besseres Fahrzeug ... organisieren«, schlug Barsemias vor.
»Sollen wir die Adresse des Besitzers notieren?«, fragte Wisbur süßlich. »Damit du ihm Geld anweisen kannst, wenn du daheim bist?«
Die Gnome lachten.
»Mit einem neuen Wagen ist es nicht getan«, sagte Frafa. »Wir müssen uns auch überlegen, wie wir unauffällig damit reisen. Ich werde gesucht, und Aldungan hat all meine Papiere löschen lassen. Solange ich am Steuer sitze, falle ich jeder Polizeistreife auf.«
»Ich kann sehr wohl fahren.« Barsemias klang gekränkt. »Bloß keine Museumsstücke aus dem vorigen Jahrhundert. Wenn die Gnome ein neues Fahrzeug besorgen, haben wir dieses Problem gelöst.«
Der Verkehr auf der Straße wurde dichter. Sie kamen nun regelmäßig an Dörfern und kleinen Städten vorbei, und damit stieg die Wahrscheinlichkeit, dass jemand auf sie aufmerksam wurde ...
»Es wäre gut, wenn wir unser Äußeres verändern könnten«, sagte sie.
Sie spürte, wie Barsemias an ihrem Wollkleid zupfte. Verlegen schob sie die pantoffelartigen Drachenschuhe auf den Fußrasten näher an die Maschine. »Ich weiß nicht, ob diese Gnomengewänder in dieser Gegend nicht auffallen.« Sie versuchte, es so diplomatisch auszudrücken wie möglich.
»Hui, eine Menge Geldanweisungen für das Spitzohr!«, verkündete Waldron.
»Könnt Ihr uns nicht verwandeln?«, fragte Barsemias. »Wenn wir aussehen wie Menschen, würde niemand auf uns achten.«
Frafa schüttelte den Kopf. »Ich könnte einen Illusionszauber wirken. Aber der ändert wenig an unserer Größe und an unserer Gestalt. Aus einem Gnom mache ich damit höchstens einen Wichtel.«
»Wir könnten aufeinandersitzen«, schlug Segga vor.
Frafa warf einen schrägen Blick in den Beiwagen. »Es nützt ohnehin nichts«, stellte sie fest. »Es gibt zu viel Technik heutzutage. Sichtlinsen, Eidographen ... alles Geräte, die nur einen Teil dessen wiedergeben, was ein lebendes Geschöpf sieht. Dabei geht die Illusion leicht verloren, und sobald jemand den Unterschied bemerkt, fallen wir erst recht auf.«
»Eine Meisterin des Lebens kann ihre Gestalt wechseln«, sagte Barsemias. »Zumindest können die Meister der Elfen das, und wie es heißt, äfft Frafa die Nachtalbe die Kunst der Elfen nach. Zumindest Ihr solltet also in eine unauffällige Form wechseln können.«
»Charmant ausgedrückt.« Für einen kurzen Augenblick hörte Frafa auf, Fliegen und Mücken aus der Bahn des Motorrads zu vertreiben. Sie nahm rechtzeitig den Kopf zur Seite, sodass Barsemias getroffen wurde. »Aber ich müsste mit einer Vorlage verschmelzen. Ohne Vorlage kann ich nur wenige echte Veränderungen bewirken. Die Farbe der Haare beispielsweise. Aber eine Nachtalbe mit anderem als schwarzem Haar würde noch mehr auffallen.«
»Verschmelzen ...« Wisburs Stimme klang grüblerisch. »Das würde ...«
»Auf gar keinen Fall!«, verkündete Barsemias, und für eine Weile endete das Gespräch. In gemächlichem Tempo rollte das Uhrwerk-Zweirad dahin. Sie verließen die Hauptstraße wieder und folgten einem Abzweig in die Berge, an die Ostgrenze der Union, wo kleine menschliche Gemeinden mit den Freien Zwergenbingen um die randständigen Rohstoffminen stritten.
Ein Tier in sich aufzunehmen, das war ein alltäglicher Zauber für Frafa. Doch die eigene Aura mit der eines vernunftbegabten Wesens zu verweben, davor schreckte sie zurück. Eine solche Verbindung ließ den Geist nicht unberührt und brachte mehr Nähe, als ihr lieb war. Sie wusste nicht einmal, in welchem Umfang sie Herrin über das entstehende Mischwesen bleiben würde.
Ein solches Experiment mit Barsemias zu wagen ... Sie konnte nicht leugnen, dass der Gedanke einen gewissen Reiz hatte. Aber zum Gnom zu werden, davor graute ihr.
»Ihr könntet«, sagte
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