Lichtbringer - Lichtbringer
in den Raum, ein Kraftfeld, das sie beide umgab.
»Ein Zauber!«, rief sie.
Die Äthergeschöpfe liefen über ihren Schutzschirm in der leeren Luft wie auf festem Boden. Sie hatten einen segmentierten Leib mit Klauen und Zangen, aber keine Ausdehnung. Sie waren zweidimensional wie eine Schicht Lack, die von der Wand abgesprungen war, in den Farben von Türen, von Metall, von grauem Stein. Wenn sie sich bewegten oder sich verdrehten, entstanden bizarre Formen.
Bald waren Frafa und Barsemias umwimmelt, das Licht wurde trüb, als summe ein Mückenschwarm davor. Barsemias stand verwirrt neben ihr und versuchte, sich von ihr zu lösen. Frafa hielt ihn fest, damit er den Schutzzauber nicht verließ, und erst in diesem Augenblick erkannte sie, dass der Elf mit seinem gedämpften Empfinden für Magie überhaupt nichts bemerkte von der Bedrohung!
»Wir sind umzingelt«, sagte sie. »Ätherkreaturen!«
Sie taumelte auf den Ausgang zu. Die Geschöpfe waren überall, ein sinnverwirrendes Gewimmel, durch das Frafa kaum hindurchblicken konnte. Sie hörte, wie die Wesen an dem Schutzwall nagten. Es knirschte und knisterte. Mit körperlosen Klauen rissen sie Brocken aus der Essenz, und ein fahles Glühen zeigte sich dahinter. Die Geschöpfe fraßen an der Wirklichkeit und drohten Frafa in die Ätherwelt zu ziehen.
Barsemias legte Frafa den Arm um die Taille und zog sie mit sich. Er ging langsam, behutsam, aber sicher. Frafa konzentrierte sich ganz auf den Zauber, und Barsemias führte sie wie eine Blinde. Er achtete sogar darauf, dass sie nicht über den gestürzten Wachmann stolperten.
Er öffnete eine weitere Tür mit dem Schlüsselbund des Polizisten. Frafa bewegte sich durch eine Welt, in der ein unwirkliches Licht alle stofflichen Gegenstände zu bloßen Schatten werden ließ. Nur Barsemias hielt sie in der Wirklichkeit fest. Sie stärkte den Wall um sie beide, gab mehr von ihrer Essenz hinein. Dann fühlte sie Stufen unter den Füßen, die Wände wurden massiver, schwarz und schwer. Ein Schweif von Ätherwesen folgte ihnen, doch allmählich fielen sie ab, blieben zurück. Barsemias zog Frafa weiter. Sie bekam kaum noch Luft.
Auf einem Treppenabsatz blieb sie stehen, zupfte kraftlos an Barsemias' Ärmel. Sie löste den Schutzzauber.
»Eine kurze Rast«, stammelte sie. »Sie sind fort ... Ich bin müde.«
Sie setzte sich auf den Boden. Barsemias schaute beunruhigt nach oben, dann nach unten in den Keller, aus dem sie eben gekommen waren.
»Ich glaube nicht, dass wir in Sicherheit sind«, sagte er. »Was war überhaupt los?«
Sie hockten in einem fensterlosen Treppenhaus, das so normal wirkte wie überall in der Union. Weiter unten sah Frafa nichts als nackte Wand, und das gewöhnliche kalte Licht von Leuchtröhren unter der Decke. Sie blinzelte einige Male, ihr Blick klärte sich, und die letzten Schatten verschwanden.
»Da waren Dämonen«, sagte sie. »Glaube ich. Aber das ist unmöglich! Noch nie gab es Dämonen auf bitanischem Boden. Ich dachte, das ginge gar nicht...«
»Bist du sicher?«, fragte Barsemias. »Ich habe nichts bemerkt. Nur du bist plötzlich ... seltsam geworden.«
Er musterte Frafa, zuckte die Schultern. »Andererseits, ich merke ohnehin nichts mehr von solchen Dingen, seit sie mir dieses Zeug gespritzt haben.« Er reichte ihr die Hand und zog sie auf die Füße.
»Was glaubst du«, sagte er. »Erwarten die Polizisten uns da oben? Der Tumult dürfte ihnen nicht entgangen sein.«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Frafa. »Ich habe einige Menschen in den oberen Geschossen niedergestreckt, deren Aura mit einem Mal aufgewühlt wirkte, als ich mich befreit habe. Mit etwas Glück habe ich die Stelle erwischt, von der aus das Gebäude überwacht wird.«
Sie atmete tief durch, spähte misstrauisch die Treppe hinauf. »Trotzdem, viel Zeit bleibt uns nicht. Nicht genug, um dich zu heilen. Wir müssen uns zum Ausgang durchkämpfen. Ich schicke wieder einen Schmerzzauber voraus, du bleibst dicht hinter mir. Hoffen wir, dass niemand eine Waffe mit großer Reichweite in Anschlag bringt, bevor wir in Deckung sind.«
Barsemias musterte Frafa. Ein missbilligender Ausdruck trat in sein Gesicht. Aber er nickte nur.
»Mit so einer Flucht fallen wir allerdings wirklich auf«, fügte Frafa hinzu. »Wir werden die ganze Stadt auf den Fersen haben, die ganze Provinz, das ganze Land wird bald wissen, wo ich bin.«
Barsemias' Antlitz hellte sich auf. »Oh, keine Sorge«, sagte er. »Der zweite Teil unseres
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