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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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denn dran?“
    „Sagen Sie ihm, es ist Emma.“
    Die mürrische Frau entfernte sich. Verschiedene plappernde Stimmen waren zu hören. Irgendwo rief eine Männerstimme: „Hier habe ich gesagt, du Trottel, nicht da drüben.“ Dann hörte sie Schritte, jemand nahm den Hörer auf.
    „Emma.“
    „Du bist da. Sie wußten nicht, ob du da bist.“
    „Natürlich bin ich da... Wir proben in fünf Minuten... Hast du meine Postkarte gekriegt?“
    „Heute morgen.“
    „Hat Ben sie gelesen?“ Er klang hoffnungsvoll.
    „Ben ist nicht hier. Er ist in Amerika. Ich dachte, das wüßtest du.“ „Woher sollte ich das wissen?“
    „Es stand in allen Zeitungen.“
    „Schauspieler lesen keine Zeitung, und wenn, dann nur The Stage. Aber wenn der alte Knabe in Amerika ist, warum hast du's mir nicht geschrieben und bist zu mir gekommen?“
    „Aus hundert Gründen.“
    „Nenn mir zwei.“
    „Er wollte bloß höchstens eine Woche wegbleiben. Und ich wußte nicht, wo du bist.“
    „Hab ich dir doch gesagt. In Brookford.“
    „Ich weiß nicht mal, wo Brookford ist.“
    „Fünfunddreißig Minuten von London, die Züge fahren alle halbe Stunde. Hör mal, komm doch her. Ich bin in einem düsteren Kellerloch untergekrochen. Riecht nach Moder und alten Katzen, ist aber urgemütlich.“
    „Christo, ich kann nicht. Ich muß hierbleiben. Ben kann jetzt jeden Tag nach Hause kommen, und...“
    „Hast du ihm erzählt, daß du mich getroffen hast?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Das Thema ist nie zur Sprache gekommen.“
    „Du meinst, du hattest Angst?“
    „Ach was. Es war einfach - nicht wichtig.“
    „Mich hat noch nie jemand ungestraft als 'nicht wichtig' bezeich net. Ach, komm doch, Emma. Mein kleines Kellernest braucht eine weibliche Hand. Du weißt schon, scheuern und der ganze Krampf.“
    „Ich kann nicht kommen, bevor Ben zu Hause ist. Dann will ich's versuchen.“
    „Dann ist es zu spät. Bis dahin hab ich selber saubergemacht. Bitte. Ich besorg dir eine Freikarte für die Aufführung. Oder zwei Karten, dann kannst du einen Freund mitbringen. Oder drei Karten, dann kannst du alle deine Freunde mitbringen.“
    Er lachte. Christo hatte schon immer über seine eigenen Witze gelacht.
    „Sehr komisch“, sagte Emma, aber sie lachte auch.
    „Du willst dich bloß rar machen. Du wolltest nicht bei mir in Paris bleiben, und du willst mir nicht in der Wildnis von Surrey den Haushalt führen. Was muß ich tun, um dein Herz zu erobern?“
    „Du hast es vor einer Ewigkeit erobert und seitdem immer beses sen. Ehrlich, ich sehne mich nach dir. Aber ich kann nicht kommen. Ich kann einfach nicht weg, bevor Ben zurück ist.“
    Christo sagte etwas Unhöfliches. Das Telefon piepte.
    „Das wär's dann“, sagte Christo. „Sag mir Bescheid, wenn du's dir überlegt hast. Wiedersehen.“
    „Wiedersehen, Christo.“ Aber er hatte schon aufgelegt. Mit einem verklärten Lächeln legte sie den Hörer auf die Gabel. Die Katze auf ihrem Knie schnurrte heftig, und Emma merkte, daß sie im Begriff war, eine Familie zu gründen. Ein alter Mann kam in den Laden, um fünfzig Gramm Kautabak zu kaufen. Als er fort war, nahm Emma die Katze, setzte sie behutsam auf den Boden und suchte in ihrer Tasche nach Geld, um das Gespräch zu bezahlen.
    „Wann sind die Kätzchen fällig?“ fragte sie.
    Die alte Frau hinter der Theke hieß Gertie, und sie trug drinnen wie draußen eine riesige braune Baskenmütze, die sie bis über die Augenbrauen zog.
    „Das weiß nur die Zeit zu sagen, meine Liebe.“ Sie legte Emmas Geld in ihre Kasse, eine alte Blechbüchse, und gab ihr das Wechsel geld. „Das weiß nur die Zeit zu sagen.“
    „Danke, daß ich Ihr Telefon benutzen durfte.“
    „War mir ein Vergnügen“, sagte Gertie, die nur zu gern lauschte und jedes Wort weitererzählte, das sie hörte.
     
    Im März war das Wetter wie im Hochsommer gewesen. Jetzt, im Mai, war es kalt wie im November, und es regnete in Strömen. Er hatte sich Porthkerris nie im Regen vorgestellt, immer nur in strah lendem Sommerblau, heiter, mit den weißen Schwingen der Möwen und den Segeln der Jachten, alles glitzernd im blendenden Sonnenlicht. Jetzt aber schlugen heftige, von einem schneidenden Ostwind herangetragene Böen an die Fenster des Hotels; es hörte sich an, als werfe jemand Kieselsteine gegen das Fenster. Die Windstöße rüttel ten an den Fensterläden, blähten Vorhänge, fuhren heulend unter Türen hindurch und Schornsteine hinunter, eisig, erbarmungslos.
    Es

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