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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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schild des Theaters aus. Die Abendvorstellung war zu Ende. Robert langte nach seinen Zigaretten, gab Jane eine, zündete sie an, nahm sich dann selbst eine. Es dauerte einen Moment, bis er sich beruhigt hatte.
    „Sie hat sich die Haare abgeschnitten“, sagte er.
    „So? Wie hatte sie sie vorher?“ „Lang, seidig und dunkel.“
    „Sie will nicht, daß wir heute abend zu ihr kommen. Das hast du doch gemerkt, oder?“
    „Ja. Aber wir müssen hin. Wir brauchen ja nicht lange zu blei ben.“
    „Dabei hab ich gar keine Lust auf Bier.“
    „Tut mir leid. Vielleicht macht dir ja jemand einen Kaffee.“
     
    „... für den Job braucht man nun wirklich nicht viel Verstand. Die letzte Schnepfe von der Kunstakademie könnte das besser als du.“
    Collins steigerte sich immer weiter in seinen Wutanfall hinein. Die aufgestauten Ärgernisse und Enttäuschungen eines ganzen Tages entluden sich in einem Schwall wüster Beschimpfungen. Er haßte Emma. Es hing mit Christopher zusammen und damit, dass ihr Vater erfolgreich und berühmt war. Anfangs hätte Emma ver sucht, sich zu verteidigen, doch inzwischen wußte sie, daß jeder Widerspruch zwecklos war. Gegen Collins konnte man nichts aus richten. Sie fuhr einfach schweigend in ihrer Arbeit fort und be mühte sich, ihn nicht merken zu lassen, wie sehr er sie verletzte.
    „...du hast den Job gekriegt, weil ich jemanden brauche, der mir hilft... Gott steh mir bei. Du hast ihn nicht gekriegt, weil Christo sich für dich eingesetzt hat, und du hast ihn nicht gekriegt, weil irgendein Blödmann bereit ist, zwanzigtausend Pfund für einen Ben Litton mit roten Klecksen auf blauem Hintergrund zu bezah len. So dämlich bin ich nicht, wie du inzwischen vielleicht mitge kriegt hast. Bilde dir bloß nicht ein, du kannst dich rumlümmeln und mit deinen aufgeblasenen Freunden quatschen! Und wenn diese Typen sich das nächste Mal herablassen, sich unsere beschei dene kleine Vorstellung anzugucken, dann sag ihnen, sie sollen ge fälligst warten, bis wir fertig sind. Los jetzt, schaff das verdammte Sofa aus dem Weg...“
     
    Es war fast elf, als er sie endlich gehen ließ. Christo wartete in Tommy Childers' Büro auf sie. Die Tür stand offen; sie steckte ihren Kopf ins Zimmer und sagte: „Ich bin jetzt fertig. Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat.“
    Christo stand auf. „Schon gut.“ Er drückte seine Zigarette aus. „Gute Nacht, Tommy.“
    „Nacht, Christo.“
    „Danke für alles.“
    „Nichts zu danken, alter Freund.“
    Sie gingen die Treppe hinunter zum Bühnenausgang. Christopher legte beim Gehen den Arm um sie. Ihre warmen Körper berührten sich, es war zu heiß für so eine Berührung, aber sie fand sie tröstlich. Draußen in der kleinen Gasse, die auf die Straße führte, blieb er bei den Mülleimern stehen, um sich eine neue Zigarette anzuzünden.
    „Das hat wirklich lange gedauert“, sagte er. „Hat Collins Krach geschlagen?“
    „Er war sauer, weil Robert Morrow hier ist.“
    „Robert Morrow?“
    „Er arbeitet in der Galerie Bernstein, bei Marcus. Er ist Marcus' Schwager. Hab ich dir doch erzählt. Er ist gekommen, um die Vorstellung zu sehen... Er hat ein Mädchen dabei.“
    Christo blieb stehen und sah sie an. „Um die Vorstellung zu sehen oder um dich zu sehen?“
    „Beides, denke ich.“
    „Er kann dich hier nicht einfach rausholen. Hat er irgendwas gesagt, daß du nicht volljährig bist oder so?“ „Natürlich nicht.“
    „Dann ist alles in Ordnung.“
    „Ja, ich denke schon. Aber dummerweise hab ich sie zu uns einge laden. Eigentlich wollte ich es gar nicht, aber irgendwie hab ich's gemacht, und sie kommen. Sie warten im Wagen auf uns. Ach, Christo, es tut mir leid.“
    Er lachte. „Ich hab nichts dagegen.“
    „Sie werden nicht lange bleiben.“
    „Meinetwegen können sie die ganze Nacht bleiben. Mach nicht so ein trübsinniges Gesicht.“ Er nahm sie in die Arme und küßte sie auf die Wange. Sie dachte, wenn der Abend, der Tag, der endlose Tag, hier und jetzt enden könnte, wäre sie ganz zufrieden. Sie fürchtete sich vor Robert. Sie war zu müde, um ihn abzuwehren, Fragen zu beantworten, den wachen grauen Augen auszuweichen. Sie war zu müde, mit seiner Freundin zu wetteifern, die blond und hübsch war und in ihrem marineblauen Sommerkleid beinahe unanständig kühl aussah. Sie war zu müde, um die Wohnung für sie aufzuräu men, Kleider, Textbücher und leere Gläser verschwinden zu lassen, Bierdosen zu öffnen, Kaffee zu machen und

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