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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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schob die Hände in die Taschen, bemüht, lässig und non chalant zu wirken, und sagte: „Hallo, Emma.“
    Sie lächelte hilflos. „Das Sofa fühlt sich an, als wäre es mit Blei gepolstert und hätte außerdem seine Laufrollen verloren.“
    „Ist denn niemand da, der Ihnen hilft?“ Er trat nach vorn an den Bühnenrand, so daß er zu ihr aufsah. „Es sieht sehr schwer aus.“
    „Doch, es kommt gleich jemand.“ Sie wischte die Hände an ihrer Jeans ab, als wären sie schmutzig, und verschränkte die Arme. Es war eine eigentümlich abwehrende Geste, bei der ihre Schulterkno chen unter dem ausgeleierten Pullover vorsprangen. „Was machen Sie hier?“
    „Wir sind hergekommen, um uns Daisies on the Grass anzuse hen... Wir sind aus der Stadt hergefahren. Das ist Jane Marshall. Jane, das ist Emma.“
    Sie lächelten, nickten sich zu, murmelten eine Begrüßung. Emma wandte sich wieder an Robert. „Haben... haben Sie gewußt, daß ich hier bin?“
    „Nein, aber ich wußte, daß Christopher hier ist, und ich dachte, dann sind Sie vielleicht auch da.“
    „Ich arbeite seit ein paar Wochen. Da hab ich wenigstens was zu tun.“
    Robert sagte nichts darauf, und Emma, vielleicht durch sein Schweigen verunsichert, setzte sich auf das Sofa, das sie hätte ver rücken sollen. Ihre Hände baumelten schlaff zwischen den Knien. Nach einer Weile sagte sie: „Hat Marcus Sie geschickt?“
    „Nein. Wir sind nur mal so vorbeigekommen. Um zu sehen, ob es Ihnen gutgeht.“
    „Es geht mir gut.“
    „Um wieviel Uhr sind Sie hier fertig?“
    „Ungefähr in einer halben Stunde. Ich muß die Bühne räumen, für die Probe morgen vormittag. Warum?“
    „Ich dachte, wir könnten alle irgendwo in ein Hotel gehen, ein Sandwich essen und was trinken. Jane und ich haben nicht zu Abend gegessen...“
    „Oh, sehr nett!“ Sie klang nicht begeistert. „Nur... es ist bloß... meistens hab ich in der Wohnung was im Ofen... einen Auflauf oder so was. Johnny und Chris essen sonst nichts. Wir müssen hin, sonst verbrennt es.“
    „Johnny?“
    „Johnny Rigger. Er war der Verlobte. Sie wissen schon, der an dere Mann. Er wohnt mit Christo zusammen... und mir.“
    „Ich verstehe.“
    Wieder herrschte Schweigen. Verwirrt kämpfte Emma mit ihren Gastgeberinstinkten. „Ich würde Sie ja einladen mitzukommen, aber wir haben bloß ein paar Dosen Bier da...“
    „Wir trinken gern Bier“, beeilte sich Robert zu versichern.
    „Und in der Wohnung herrscht eine furchtbare Unordnung. Die Zeit reicht nie, um richtig aufzuräumen. Ich meine, seit ich arbeite.“
    „Das macht nichts. Wie kommen wir hin?“
    „Hm... haben Sie ein Auto?“
    „Ja. Es steht draußen.“
    „Ja... schön. Wenn Sie draußen warten, kommen Christo und ich nachher runter, wenn's Ihnen recht ist. Dann können wir Ihnen den Weg zeigen.“
     
    Robert und Jane gingen durch den leicht ansteigenden Zu schauerraum zurück zum Ausgang. Kurz bevor sie die Tür erreicht hatten, brach auf der Bühne plötzlich die Hölle los.
    „Verdammt, wo ist die Litton?“ Robert konnte gerade noch se hen, wie Emma vom Sofa hochfuhr, als hätte jemand ein Feuerwerk losgelassen, und noch einmal versuchte, das klobige Stück von der Stelle zu bewegen. Ein kleiner Mann mit einem schwarzen Bart kam auf die Bühne geschossen; er sah aus wie ein übelgelaunter Pirat. „Hör mal, Schätzchen, ich hab dir gesagt, du sollst das verdammte Sofa wegschieben, nicht drauf schlafen. Gott, bin ich froh, wenn die andere wieder da ist und du hier verschwindest ...“ Robert überlegte kurz. Es gab zwei Möglichkeiten: Man konnte dem Mann eine kle ben oder sich verziehen. Um Emmas willen verzog sich Robert.
    Die Tür schwang hinter ihm zu, aber als sie das Foyer durchquer ten, war die Stimme noch zu hören. „Daß sie eine Vollidiotin ist, wissen wir alle, aber du schlägst sie noch um Längen...“
    „Charmant“, sagte Jane, als sie die Treppe hinuntergingen. Ro bert erwiderte nichts. Er spürte, wie plötzlich glühende Wut auf diesen unverschämten Wichtigtuer in ihm aufstieg.
    „Das muß Mr. Collins sein, der Inspizient“, fuhr Jane fort. „Nicht gerade ein angenehmer Chef.“
    Sie gingen die Treppe hinunter, auf die Straße hinaus zum Auto und stiegen ein. Es war jetzt dunkel, eine sanfte Dämmerung hatte sich über die Stadt gelegt, aber die Hitze des Tages war noch spür bar, festgehalten von den Häuserwänden und den sonnenwarmen Pflastersteinen. Als sie ins Auto stiegen, schaltete jemand das Neon

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