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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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furchtbar unerzogene und oberflächliche Göre, die nichts tun würde, was ihr selbst keine Vorteile einbringt. Umso erstaunlicher, dass du mich vor dem Tod gerettet hast. Oder versprichst du dir eine Belohnung dafür?«
    »Wie kannst du es wagen, so über mich zu sprechen? Du kennst mich doch überhaupt nicht!«
    Ray funkelte sie mit seinen gelben Augen böse an. »Meine Menschenkenntnis reicht aus, um das beurteilen zu können. Du würdest über Leichen gehen, wenn man dir Geld verspricht. Deine eigene Familie würdest du vermutlich verraten. Du hältst dich selbst für stark und unnahbar, aber dir selbst gegenüber bist du schwach. Du bist verführbar wie die meisten Menschen, aber bei dir sehe ich diese Neigung noch deutlicher zutage treten. Du beruhigst dein Gewissen, indem du dir selbst einredest, was du tust sei gerecht. Dabei denkst du zuallererst an dich selbst. Dein Gerechtigkeitssinn geht nur so weit, wie er dir selbst nicht schadet.«
    Jil fehlten die Worte. Was erlaubte sich dieser arrogante Widerling? War das der Dank dafür, dass sie ihn vor dem Tod bewahrt hatte? Jils Hass auf den Vartydenorden wuchs ins Unermessliche. »Du geißelst dich bis zur Selbstaufgabe, findest du dieses Verhalten normaler ?«, versuchte sie sich zu verteidigen.
    »In jedem Fall ist es ehrenwerter.«
    Jil holte aus und wollte ihm ins Gesicht schlagen, aber Rays Reaktionen waren zu schnell. Er packte ihr Handgelenk und hielt es fest.
    »Was verstehst du denn von Ehre?«, stieß Jil hervor. »Du unterdrückst und ermordest die Sedharym. Ehre ist nach meinem Verständnis etwas anderes.«
    »Du verstehst die Zusammenhänge nicht, also halte dich da heraus. Ich würde sie dir gerne erklären, aber das ist vergebliche Mühe. Ich werde dir die Erinnerungen nehmen, heute noch. Und diesmal entkommst du mir nicht.«
    Ray ließ abrupt Jils Handgelenk los und fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht. Er stöhnte. »Diese Schmerzen sind unerträglich«, ächzte er. »Steh von meinem Bett auf und geh woanders hin.«
    Jil war verwirrt. »Weshalb soll ich gehen? Was ist denn mit dir los?«
    Ray krallte die Finger in seine Haare. Das Leuchten in seinen Augen war so hell wie noch nie. »Ich kann mich kaum noch beherrschen. Ich brauche Nahrung. Diese Wunde ist unersättlich. Außerdem habe ich mich schon wieder viel zu sehr aufgeregt, verdammt noch mal!« Ray war mit jedem Wort lauter geworden. »Geh weg oder ich garantiere nicht dafür, dass ich das Biest länger zähmen kann.«
    Jil rührte sich keinen Zoll weit. Ihre Beine wollten einfach nicht gehorchen, sie schienen schwer wie Blei. Wünschte sie sich insgeheim, dass er die Beherrschung verlor? Ein kurzer Schauer lief ihr über den Rücken.
     Ray fluchte leise. Wie von einer fremden Macht gelenkt streckte Jil ihre Hand nach ihm aus und berührte ihn sanft an der Schulter. Er zuckte zurück und stieß ein tierhaftes Fauchen aus.
    »Ich bin so müde«, jammerte er. »So unendlich müde und ausgezehrt.« Sein Blick irrte zur Seite und blieb auf Jil haften. Sie konnte eine Mischung aus Wut, Schmerz, Verzweiflung und Verlangen darin ablesen.
    »Ich schließe dir die Tür auf. Geh und lass dich von Nola oder sonst wem auflesen. Mein Ruf ist jetzt ohnehin ruiniert«, presste er hervor.
    In einer unendlich langsamen Bewegung stemmte Ray sich hoch. Jil fasste nach seinem Unterarm und hielt ihn zurück. Zum zweiten Mal seit ihrer Begegnung im Stadtpark verspürte sie beim Anblick seiner Qualen einen dumpfen Schmerz in der Brust, der ihr bis ins Mark fuhr. Ray war unhöflich, ungehobelt und zu allem Überfluss noch ein Vartyd, aber Jil fühlte sich aus einem für sie unbegreiflichen Grund für ihn verantwortlich und zu ihm hingezogen. Sie verfluchte sich selbst für ihre Schwäche.
    »Jil, bitte geh«, flehte Ray. Als sie daraufhin keine Reaktion zeigte, stieß er ihre Hand beiseite. »Verschwinde«, sagte er in harscherem Ton. Er versuchte aufzustehen, aber sofort sank er zurück auf das Bett. Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht. Er griff mit der Hand nach der Schusswunde in seiner Schulter, sie hatte wieder leicht zu bluten begonnen.
    »Scheiße«, fluchte er. »Ich muss zu Lesward. Ich brauche das Licht. Jetzt.« Er wandte den Kopf und sah Jil mit erwartungsvollen Blicken an. »Ich weiß nicht, ob ich laufen kann. Du musst für mich gehen. Lesward wird mich verspotten. Wenn ich den heutigen Tag überleben sollte, wird er sich auf ewig darüber lustig machen.« Ein erbarmungswürdiges

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