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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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Arbeit abnehmen.«
    Cryson schlug ihm so heftig gegen die Schulter, dass er rückwärts taumelte. »Du Idiot! Willst du, dass sie das ganze Unterreich zerstören? Vergiss nicht, dass wir noch keinen Zauber haben, um das Licht zurückzubringen. Wenn die Sonne aufgeht und das Unterreich nicht mehr existiert, haben wir ein gewaltiges Problem.«
    Cryson wandte sich an Jil. »Hör zu, such dir irgendwo eine sichere Ecke und warte auf unsere Rückkehr. Unter keinen Umständen verlässt du Sedhia, habe ich mich klar ausgedrückt? Wir brauchen dich vielleicht noch für einen Zauber.«
    Jil spürte leichte Empörung in sich aufsteigen, nickte jedoch stumm. Sie wäre ohnehin nicht mehr dazu gekommen, etwas zu erwidern, denn Cryson hatte sich bereits abgewandt und stürmte mit den anderen auf einen der Gänge zu. Jil sah ihm nach, bis er im Getümmel verschwunden war. Innerhalb von Sekunden leerte sich die Halle, immer mehr Sedharym strömten durch die Ausgänge, ihre wütenden Schlachtrufe waren noch lange zu hören. Jil hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, wie zahlreich sie waren, aber sie schätzte, dass hunderte Sedharym in dieser Stadt lebten. Und sie alle waren nun auf dem Weg, Varyen zu stürmen. Varyen, in dem gerade knapp über ein Dutzend Vartyden lebten. Jil wunderte sich darüber, wie es die Vartyden je geschafft haben konnten, die Sedharym in Schach zu halten. Ihr magischer Schutzwall schien dabei eine entscheidende Rolle gespielt zu haben. Und nun war er zerstört… Ihretwegen. Ob Cryson schlau genug war, das Sedhiassa an einen sicheren Ort zu bringen, bevor er sich ins Kampfgeschehen stürzte? Natürlich würde er kein Risiko eingehen. Ein törichter Gedanke, so etwas überhaupt in Betracht zu ziehen.
    Die Erschütterungen waren verklungen, selbst das laute Zischen aus dem abgerissenen Rohr hatte nachgelassen. Es war mit einem Mal beinahe gespenstisch still in Sedhia. Jil zauderte, ob sie Cryson gegen sein Verbot nach Varyen folgen sollte. Etwas in ihr schrie danach, sich davon zu überzeugen, dass es Ray gut ging. Lesward hatte den Tod verdient, aber der Gedanke, dass Ray und Nola Leid zugefügt wurde, erweckte ein überwältigendes Übelkeitsgefühl in ihr. Jil konnte Nolas und Rays Stimmen einfach nicht aus ihrem Kopf verbannen. In ihrer Fantasie sagten sie immer und immer wieder zu ihr, dass sie einen großen Fehler begangen hatte.
    Jil stieß einen grimmigen Laut aus und rang die Stimmen in ihrem Kopf nieder. Sie schluckte. Sie beschloss, zumindest ein Stück weit durch die Gänge zu schleichen. Wenn sie mit eigenen Augen sah, wie wenig sie ausrichten konnte, würde ihr Gewissen vielleicht endlich Ruhe geben. Aber zuvor musste sie diese zerrissene und mit Blut durchtränkte Kleidung ablegen. Jil blickte auf ihre Schussverletzung hinab. Nur noch eine blassrote Narbe war davon übrig geblieben.
    Jil erwachte aus ihrer Starre und rannte auf den Turm zu, in dem Cryson seine Wohnung hatte. Zum Glück funktionierte der Aufzug noch, auch wenn er ächzte und knarrte und sich mit unerträglicher Langsamkeit bewegte. Die Tür zum Schlafraum war nicht abgeschlossen. Jil rannte mit einer Selbstverständlichkeit, als sei sie nie fort gewesen, auf den Kleiderschrank zu und durchwühlte Crysons Sachen. Zu ihrer Verwunderung bewahrte er noch immer die Kleidungsstücke auf, die er damals für Jil gekauft hatte. Blusen aus edler Seide und Brokat, feine fließende Röcke und maßgeschneiderte Kleider. Jil riss sich den Fetzen, der ihren Oberkörper bedeckte, vom Leib und schleuderte ihn achtlos gegen eine Wand. Dann streifte sie das erstbeste passende Kleidungsstück über, das sie finden konnte, eine grüne Bluse mit floraler Stickerei. Einen Moment lang überkam sie Wehmut, dass dieses teure Stück vermutlich nicht mehr ganz so unversehrt ausshenen würde, wenn sie zurückkehrte. Nach den Entbehrungen der letzten Tage war der Gedanke an ein Leben im Luxus umso verlockender. Jil befasste sich nicht lange mit diesen Tagträumereien, sie hatte schon viel zu viel Zeit verschwendet. Sie stürzte zurück in den Aufzug und fuhr nach unten. Noch immer war es still und leer in der Halle, aber ein penetranter Feuergeruch lag in der Luft. Ohne noch eine Sekunde länger zu zögern, rannte Jil in den Gang, in dem Cryson zuvor verschwunden war. Sie wusste nicht, wie sie von dort aus nach Varyen gelangen sollte, doch ein tiefes Grollen, das gelegentlich von einem Knall oder einen Schrei durchbrochen wurde, wies ihr den Weg. Irgendwo

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