Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg
dankbar.«
»Ich habe was geschafft?«
Crysons Blick irrte zur Seite. Er sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Du hast das Licht der Sedharym über die Grenze gebracht. Die Schutzbarrieren der Vartyden sind gefallen. Wir werden Rache üben.«
Jil fuhr ein Schreck durch die Glieder. Hatte Cryson den Verstand verloren? Jil hatte überhaupt nichts geschafft, und noch weniger hatte sie es schaffen wollen.
Cryson blieb mitten auf dem Schotterweg stehen und drehte Jil zu sich herum. Er strich mit einer Hand über ihr Gesicht. Jil wollte ihn von sich stoßen, aber sie fühlte sich sowohl körperlich als auch nervlich nicht mehr in der Lage dazu.
»Wo hast du es? Zeig es mir«, stieß Cryson ungeduldig hervor. »Wie hast du herausgefunden, wonach du suchen musstest?«
Jil griff sich in die Hosentasche und förderte den großen blauen Edelstein zutage, den sie von Leswards Schreibtisch genommen hatte. »Das ist alles, was ich aus Varyen mitgebracht habe. Aber ich wusste nicht, dass es der von euch gesuchte Gegenstand ist. Ich kann es mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen.«
Cryson griff nach dem Edelstein und drehte ihn in der Hand. »Das ist in der Tat ein eigentümliches Versteck für das Sedhiassa . Das Zeug ist total wertlos. Für so dumm hatte ich nicht einmal die Vartyden gehalten. Obwohl… Vielleicht ist es gerade deshalb ein gutes Versteck.« Er sah Jil mit einem mitleidigen Blick an. »Aber die Hauptsache ist doch, dass du wieder da bist und dass du es geschafft hast. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, vor allem, nachdem ich dich im Park gesehen habe, als wir gegen die Vartyden gekämpft haben.«
Als Jil daraufhin nichts erwiderte, steckte Cryson den Edelstein in seine eigene Hosentasche, griff erneut nach Jils Hand und setzte seinen Weg durch den Park fort.
»Bald werden wir nach einem Umkehrzauber suchen, damit das Sedhiassa wieder in die Sonne zurückkehren kann«, sagte Cryson im Brustton der Überzeugung. »Aber vorher treten wir den Unterdrückern noch einmal gehörig in den Hintern.«
Jil schluckte. Sie konnte nicht vergessen, was Ray ihr über die Absichten der Sedharym erzählt hatte. Aber noch weniger konnte sie vergessen, was Lesward und sein Handlanger ihr antun wollten. Ein Teil von ihr wünschte sich ebenfalls, dass die Vartyden dafür bezahlen mussten. Rachegelüste konnten ach so heiß brennen! Aber Ray… Hoffentlich war er schlau genug, sich in Sicherheit zu bringen.
Sie erreichten die Tür nach Sedhia, die Cryson mit seinem kleinen Schlüssel dazu bewog, zur Seite aufzuschwingen. Bevor sie in die Dunkelheit des dahinter liegenden Ganges schlüpften, fiel Crysons Blick auf Jils verletzten Arm.
»Du meine Güte, der Bastard hat dich getroffen.« Er lehnte seine Armbrust gegen die Wand, nahm dann Jils Arm vorsichtig in die Hände und betrachtete die Wunde. »Tut es sehr weh?«
»Es bringt mich beinahe um.« Eigentlich war es nicht Jils Art, sich weinerlich zu zeigen, aber es entsprach voll und ganz der Wahrheit.
Ohne Vorankündigung riss Cryson den Hemdsärmel mit einem Ruck herunter. Der plötzliche Schmerz ließ Jil kurzzeitig schwarz vor Augen werden, denn das getrocknete Blut hatte den Stoff fest mit ihrer Haut verklebt.
»Tickst du nicht richtig?«, stieß Jil hervor.
Cryson presste ihr eine Hand auf den Mund. »Schrei nicht so laut.«
Wütend stieß sie seinen Arm beiseite, den erneuten plötzlichen Schmerz missachtend. Sie verbrannte ihn mit einem zornigen Blick.
»Tut mir leid«, sagte Cryson mit einem entschuldigenden Blick. »Aber der Ärmel musste runter.«
Wieder betrachtete er die Wunde. »Das ist nicht tief, aber es sieht schlimm aus. Ich werde dir helfen, damit es schneller heilt.«
Noch ehe Jil etwas darauf erwidern konnte, hatte er sie zu sich heran gezogen und erstickte jeden Protest mit einem leidenschaftlichen Kuss. Die Überraschung war ganz auf seiner Seite. Jil wollte sich wehren und ihn wegstoßen, aber er hielt sie unnachgiebig in seinem Griff gefangen. Er schmeckte genauso gut, wie sie es in Erinnerung behalten hatte, jedoch konnte Ela einfach nicht das Gefühl wiedererwecken, das er seinerzeit in ihr ausgelöst hatte. Der Kuss fühlte sich unecht an, falsch und - warm.
Jil hatte niemals zuvor Wärme gespürt, wenn Cryson sie geküsst hatte. Immerzu hatte er sie in einen eiskalten Strudel hinab gezogen, wenn er sich an ihrer Lebensenergie bedient hatte. Doch jetzt waren seine Lippen warm, sie brannten beinahe auf den ihren. Jil
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