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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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Hatte Lesward sie belogen? War Dana gar nicht bei ihm gewesen? Aber woher hatte er dann überhaupt von ihr gewusst? Vielleicht lebte Dana noch, vielleicht war sie geflohen oder frei gelassen worden. Jil streifte sich die Decke von den Schultern und stand auf. »Ich muss dringend etwas erledigen«, sagte sie.
    »Wohin willst du gehen?«, fragte Cryson.
    »Ich muss… mich mal erleichtern«, log Jil.
    Sie war sich sicher, dass Cryson ihr die Lüge nicht abkaufte. Dennoch nickte er. »Als ob es jetzt noch einen Unterschied macht, ob du da bist oder nicht.« Seine letzten Worte waren nicht viel mehr als ein Murmeln und sicherlich nicht für Jils Ohren gedacht gewesen, dennoch hatte sie sie klar und deutlich gehört. Bevor sie ging, warf sie noch einen letzten Blick auf Jules, doch dieser saß mit verschränkten Beinen und gesenktem Kopf auf dem Boden und beachtete sie nicht. Dann wandte Jil sich ab und rannte in die Dunkelheit des Stadtparks hinein.
     
    *****
     
    Ihre Schritte hallten von den Häuserschluchten wider. Atemlos rannte sie über eine breite Straße, auf der herrenlose Kutschen und Automobile standen, als hätten sie ihre Besitzer Hals über Kopf verlassen. Pferde wieherten und schnaubten panisch, eines buckelte und zog eine umgefallene Karre hinter sich her. Wo waren nur all die Menschen hin, die noch vor wenigen Minuten mit ihren Leibern die schmalen Gassen gefüllt hatten? Sie waren nicht alle verschwunden, gelegentlich war Dana mit einem von ihnen zusammen gestoßen, aber die Menge hatte sich deutlich gelichtet. Überwiegend alte Leute, Kinder oder solche, die nicht selbstständig laufen konnten, waren noch verblieben. Noch immer brannte es an mehreren Herden. Dana hatte kein festes Ziel vor Augen. Mehr als einmal hatte sie den Drang verspürt, sich den flüchtenden Menschenmassen anzuschließen und die Stadt zu verlassen, aber jedes Mal hatte der Gedanke an ihre Schwester ihr Vorhaben vereitelt.
    Dana setzte sich auf eine kniehohe Mauer, die den Vorgarten eines großen Hauses säumte. Hohe Bäume versperrten den Blick auf die prächtig mit Stuck verzierte sandfarbene Fassade. Ein ungepflegter Garten, in dem das Gras und das Unkraut hüfthoch wucherten, umsäumte das Gebäude. Dana stütze die Ellenbogen auf ihre Knie und beugte sich nach vorne. Ihre Füße schmerzten, an Armen und Beinen war die Haut abgeschürft. Die Blasen an ihren Handflächen plagten sie bei jeder Bewegung ihrer Finger. Auf dem Gehsteig humpelte ein Mann mit einem Stock an ihr vorüber. Er warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu, aber Dana erkannte die Angst darin. Sein abgetragener Anzug schlackerte ihm um die Knie, bei jedem Schritt ächzte er. Bevor er hinter der nächsten Häuserecke verschwand, drehte er sich noch einmal zu Dana um und rief mit rauer Stimme: »Mach, dass du hier wegkommst. Die Stadt ist verflucht.« Er hustete und humpelte davon. Dana sah ihm nach, bis er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Wie gern wäre sie seinem Rat gefolgt, aber wie konnte sie flüchten, wenn ihre Schwester von einem Auftragskiller verfolgt wurde? Vermutlich war sie ohnehin schon tot. Dana spürte, wie sich ihre Eingeweide zusammenzogen. Sie hob den Blick und starrte auf das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in dessen Erdgeschoss sich die Werkstatt eines Hutmachers befand. Das große Klappschild mit der Aufschrift Hüte für jeden Anlass stand noch auf dem Gehsteig, als wäre die Katastrophe, die Haven heimsuchte, nie geschehen. Dana blinzelte. Das Schild war da, aber das Haus plötzlich nicht mehr… Vor wenigen Augenblicken hatte dort noch ein dreistöckiges Gebäude gestanden, in dessen Schaufenster im Erdgeschoss Hüte ausgestellt waren. Dana riss die Augen auf. Sie verlor den Verstand. Jetzt bildete sie sich schon  Dinge ein, die es nicht gab. Aber was war dann mit dem Schild? Es stand dort ungebührt auf dem Gehsteig, daran gab es keinen Zweifel. So etwas konnte man sich nicht einbilden. Das Haus hatte nicht gebrannt, und es hatte auch keine Explosion gegeben. Nicht einmal eine Ruine stand dort, wo nun die Lücke in der Häuserreihe klaffte. Gras und Gestrüpp füllten das Loch aus, als hätte es dort nie ein Haus gegeben. Dana krallte sich mit den Fingernägeln in die Ziegelsteinmauer, bis sich ihre Fingerknöchel weiß färbten. Das beklemmende Gefühl von Angst drohte sie zu erdrücken. Ihr Atem ging flach, ihr Mund war trocken. Die Stadt war tatsächlich verflucht.
    »Wen haben wir denn hier?« Ein Mann, der wie

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