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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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in den nächsten Minuten abspielen würde. Sie hörte, wie Kyle seinen Gürtel öffnete und ihn klirrend zu Boden fallen ließ. Er öffnete den Reißverschluss seiner Hose. Dann ertönte ein Schuss. Und direkt danach noch einer. Dana riss die Augen auf. Er hatte auf sie geschossen. Panisch suchte sie mit den Blicken ihren Körper ab, aber da war kein Blut. Sie spürte auch keinen Schmerz. Verwirrt irrte ihr Blick zur Seite. Kyle stand zwei Yards von ihr entfernt und starrte wie gebannt zur Straße zurück. Erst jetzt begriff Dana, dass die Schüsse nicht aus Kyles Waffe gekommen waren, denn diese lag zusammen mit dem Gürtel im Gras. Kyle stand mit halb geöffneter Hose mitten im Vorgarten und schien nicht minder verwirrt zu sein als sie. Nur einen Lidschlag später sprang ein Mann mit einem gewaltigen Satz über die Mauer und landete direkt vor Kyle. Dana wich rückwärts über den Boden kriechend zurück in den Schatten des Holundergebüschs.
    Der Fremde wirkte wie ein Ungeheuer aus den Alpträumen, die Dana als Kind jahrelang geplagt hatten. Er schien weder Mensch noch Tier zu sein, seine Bewegungen waren schneller als die einer Raubkatze, aber gleichzeitig von unvergleichbarer Eleganz. Er stieß einen Laut aus, halb Fauchen, halb Knurren. Auch seine Augen glühten, sein schulterlanges schwarzes Haar und seine Kleidung waren nass, als sei er gerade dem Meer entstiegen. Sein Gesicht, wenn man es so bezeichnen konnte, war hässlich. Dana fiel keine passendere Umschreibung dafür ein. Es war von Narben übersäht, verzerrt und unansehnlich. Dana kauerte sich tiefer in das Holundergebüsch hinein. Vielleicht würde der Vernarbte Kyle töten und Dana nicht bemerken.
    Durch den Überraschungsmoment verschwendete Kyle wertvolle Zeit, denn ehe er seine Pistole vom Boden aufgenommen und auf die Brust des Angreifers setzen konnte, hatte dieser bereits nach Kyles Arm gegriffen und ihn in wie einen Ast zwischen seinen Händen zerbrochen. Das Geräusch von berstenden Knochen fuhr Dana bis ins Mark. Kyle schrie aus voller Kehle und taumelte einen Schritt zurück. Er ließ die Pistole fallen. Sein Unterarm stand in einer unnatürlichen Haltung von seinem Körper ab, ein Knochen lugte aus einer offenen Wunde hervor. Blut tropfte ins Gras. Der Vernarbte bückte sich und nahm Kyles Waffe auf.
    »Danke dafür«, knurrte er mit tiefer Stimme. »Die Waffe, die einer deiner Kameraden mir freundlicherweise geliehen hat, enthielt nur noch zwei Schüsse. Und die habe ich für deine stinkenden Freunde gebraucht.« Er verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen.
    Aus Kyles Augen sprühte blanker Hass. Er spuckte vor ihm auf den Boden. »Ihr habt verloren, das Licht gehört uns.«
    Der Vernarbte gab sich unbeeindruckt, aber hinter seiner starren Miene blitzte ein Anflug von Verdrossenheit und Besorgnis auf. »Woher willst du das wissen, du wertloses Stück Dreck? Es hat einen Kampf gegeben, vor dem du dich in deiner Feigheit gedrückt hast, weil du unbedingt die Stadt in Brand setzen musstest. Fast alle Sedharym sind tot.« Er hob Kyles Pistole und zielte auf dessen Kopf. Angst und Erschütterung waren ihm ins Gesichts geschrieben.
    »Und jetzt wird es noch einer mehr sein«, sagte der Fremde. »Schlaf gut.« Dann fiel der Schuss. Dana zuckte zusammen. Ihre Glieder waren steif vor Schreck. Kyle sackte zu Boden. In seiner Stirn klaffte ein Loch, seine Augen waren weit aufgerissen, als er seinen letzten Atemzug tat. Der Vernarbte lachte, kalt und ungerührt. Dann wandte er den Kopf und blickte direkt in die Augen von Dana. Sein Blick durchbohrte sie wie ein Pfeil, es war beinahe ein körperlicher Schmerz. Dana war wie gelähmt, selbst das Atmen fiel ihr schwer. Gebannt starrte sie in die gelben Augen des Mannes, der soeben drei Menschen getötet hatte. Was war das bloß für ein furchtbarer Traum?
    Der Mann kam langsam auf das Holundergebüsch zu, in das Dana sich verkrochen hatte. Er beugte sich zu ihr hinab, griff ohne zu fragen nach ihrer Hand und zerrte sie hinaus ins hohe Gras des verwahrlosten Vorgartens.
    »Was wollen Sie von mir?«, presste Dana mit dünner Stimme hervor. Sie zitterte am ganzen Leib.
    »Ich habe nach dir gesucht. Du bist das Weib, das Lesward angeschleppt hat, oder? Die Beschreibung passt perfekt.«
    Dana reagierte nicht, sie kniete im Gras und sah mit vor Schreck geweiteten Augen zu dem Fremden auf. Sie brachte es kaum fertig, in sein dämonisches Gesicht zu sehen.
    Als der Mann sie von oben bis unten musterte, sagte

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