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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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glaubte, es ihm schuldig zu sein, nachdem er sie aus dem Wasser gezogen hatte.
    Cryson ballte die Hände zu Fäusten. Er presste die Lippen aufeinander, seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Das Wasser wird niemals weg sein«, fuhr er Jil harsch an. Als sie vor Schreck zurückwich, entspannten sich seine Gesichtszüge etwas. Er atmete tief ein und presste die Luft durch seine zusammengepressten Zähne hindurch. »Die Vartyden haben den Gang gesprengt, der unter der Meerenge hindurch führt. Das Wasser ist in alle Hohlräume gelaufen.« Er stieß ein grimmiges Knurren aus. »Ich hätte nie gedacht, dass sie je den Mumm haben würden, sich selbst zu zerstören, nur um uns unser Eigentum vorzuenthalten. Daran siehst du, wie fanatisch sie waren. Egoistisches Pack.«
    Jil zog sich die Decke enger um die Schultern und senkte den Blick. »Sind die Vartyden denn wirklich alle tot?« Ihr Herz schlug in Erwartung einer unangenehmen Antwort heftig gegen ihre Rippen.
    »Ich weiß es nicht genau, aber davon gehe ich aus. Und selbst wenn einer überlebt haben sollte, kann er uns nicht mehr gefährlich werden. Von uns sind die meisten leider auch ertrunken. Auch Louis und Endra, meine Haushälterin. Nicht mehr als zwanzig Sedharym haben es überlebt. Einige von uns hatten Glück, sie waren noch in der Stadt, als das Unglück passiert ist.« Er ließ den Blick über den rötlich gefärbten Himmel schweifen. »Sie haben die Rückkehr des Sedhiassas gefeiert und die Brände gelegt.« Er seufzte und fuhr sich mit den Händen durch die nassen Haare.
    In diesem Moment kam Jim heran geeilt, er trug einen halben Laib Brot im Arm, den er Jil achtlos in den Schoß warf. Sie biss voller Unlust hinein, denn ihr war der Appetit vergangen.
    »Cryson, die Stadt brennt«, sagte Jim mit vor Aufregung geweiteten Augen. Er war außer Atem.
    »Das weiß ich bereits, du Idiot!«, bellte Cryson.
    Jims Blick zuckte nervös hin und her. »Ja, aber es ist noch viel mehr als das.« Er atmete ein paar Mal schnell ein und aus, als müsse er seinen ganzen Mut sammeln, um weiter zu sprechen. Alle Augen richteten sich auf ihn. »Ich glaube, der Obelisk ist auch zerstört.« Seine Stimme war mit jedem Wort leiser geworden. »Die Stadt hat Löcher.«
    Cryson fuhr mit einer blitzartigen Bewegung auf. Zunächst sah es so aus, als wolle er Jim ins Gesicht schlagen, dann nahm er die Hände wieder herunter und ballte sie zu Fäusten. In seinem Gesicht spiegelten sich Entsetzen und Wut wider.
    »Was sagst du? Der Obelisk ist zerstört? Falcon’s Eye muss um jeden Preis verschont werden!«
    Jim zuckte zusammen und wich ein Stück zurück. »Nun, die Vartyden hatten wohl kein Interesse mehr daran, den Obelisken zu schützen, wo sie doch zum Tode verurteilt waren.«
    »Die Vartyden haben sich seit der Gründung ihres Ordens auf die Fahnen geschrieben, dass sie die Menschheit schützen wollen. Und jetzt zerstören sie den Obelisken?!« Crysons Stimme kippte.
    »Vielleicht war es keine Absicht.«
    Ein anderer Sedhar mischte sich ein. »Ist es nicht egal, ob es Absicht war oder nicht? Wenn Jim Recht hat, sind wir hier nicht mehr sicher. Dann sind wir nirgends mehr sicher.«
    Cryson ließ sich wieder neben Jil auf den Boden fallen, zog die Knie unter sein Kinn und vergrub das Gesicht in seinen verschränkten Armen. Jil legte das Brot beiseite. Ihr schwirrte der Kopf. Sie hatte nicht gewusst, dass der weiße Obelisk, der seit Gründung der Stadt deren Wahrzeichen gewesen war, irgendeine Bedeutung für die Sedharym hatte. Sie traute sich auch nicht, danach zu fragen. Die Stadt sollte Löcher haben? Sie würde früher oder später herausfinden, was es damit auf sich hatte.
    Sie räusperte. »Cryson?«
    Er hob den Kopf und sah sie aus gelb glühenden Augen an. Die Neuigkeiten hatten ihn aufgewühlt. »Was?«, stieß er hervor.
    »Kannst du mir noch eine Frage beantworten? Es ist sehr wichtig für mich. Habt ihr eine Menschenfrau in Varyen gesehen?«
    Cryson sah sie mit einem Blick an, als zweifelte er an Jils Verstand. »Eine Menschenfrau? Nein, ich kann dir versichern, dass es keine Menschen dort gab. Als sich abzeichnete, dass wir den Kampf gewinnen würden, habe ich mich von den anderen abgesondert und das Hauptquartier der Vartyden nach brauchbaren Dingen durchsucht, vornehmlich Waffen und andere Reichtümer. Nur deshalb habe ich die Explosion überhaupt überleben können. Aber da war ganz sicher nirgendwo ein Mensch.«
    Jil spürte, wie ihre Hände schweißnass wurden.

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