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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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dieses Bedürfnis in ihm auf, jedoch verwarf er den Gedanken sofort. Wenn er sich jetzt dieser Ekstase hingab, hätte er nur ein weiteres Mal bewiesen, wie schwach er war.
    »Du hast Recht, es gibt Überlebende«, riss Jil ihn aus seinen Gedanken. »Ich gehöre mit knapper Not dazu. Leider ist das Sedhiassa in den Fluten verloren gegangen. Sie haben keine Verwendung mehr für mich als Mittler irgendeines Befreiungszaubers. Niemand hat versucht, mich aufzuhalten oder zu verfolgen, als ich gegangen bin. Ich war nur ein Werkzeug, soviel weiß ich jetzt ganz sicher.« Ray sah ihr in die Augen, denn ihre Stimme brach bei ihren letzten Worten. Eine Träne rollte ihre Wange hinab. Ray hätte beinahe Mitleid empfunden.
    »Wie töricht von ihnen«, presste Ray hervor. »Ich hoffe, du verlangst nicht von mir, dass ich dich bedauere.«
    Jil schüttelte zaghaft den Kopf. »Ich wundere mich ohnehin, dass du so gelassen neben mir sitzen kannst.«
    »Hast du keine Angst vor mir?«
    »Nein, seltsamerweise nicht.«
    »Vielleicht solltest du das aber. Du hast mein Leben zerstört. Du hast alles zerstört. Die ganze Stadt ist deinetwegen dem Untergang geweiht.«
    Jil biss sich auf die Unterlippe und starrte auf die sich brechenden Wellen. »Dann solltest du mich wohl besser töten. Ich habe meine Schwester nicht gefunden, sie ist sicher auch nicht mehr am leben. Die Hütte meines besten Freundes ist verbrannt. Und das alles meinetwegen.« Sie zog die Nase hoch und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Plötzlich wirkte Jil wie das, was sie war: eine schmale zerbrechliche Frau. Es war ein befremdlicher Anblick.
    »Ich sehe keinen Sinn mehr darin, dich zu töten. Noch vor einer Stunde war ich beseelt von diesem Gedanken. Doch ich weiß nicht, ob ich es tatsächlich fertig gebracht hätte.«
    Eine Weile schwiegen sie. Dann brannte sich Ray eine Frage in den Kopf, die er sich bislang noch gar nicht gestellt hatte. Es machte keinen Unterschied mehr, ob er die Antwort kannte, dennoch interessierte sie ihn.
    »Woher wusstest du, wie das Sedhiassa aussieht? Und was ist es gewesen? Lesward hat es mir selbst nie ganz genau gesagt.«
    Jil zuckte die Achseln. »Ich habe es nicht gewusst. Ich habe nicht einmal mehr die Absicht gehabt, es zu stehlen. Du hast mir den Kopf verdreht und mich zum Nachdenken animiert. Wäre Lesward nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert. Hätte er mich nicht so schlecht behandelt, wäre ich versucht gewesen, mich auf eure Seite zu stellen. Doch nach allem, was passiert ist, habe ich wieder einmal gezweifelt, wer hier gut und wer böse ist.«
    Rays Augen verengten sich. »Lesward kämpfte für das Richtige, leider ist er charakterlich ein Wrack. Es sollte mich eigentlich nicht wundern, dass ihm jemand den Kopf eingeschlagen hat. Es musste ja so kommen.«  Er machte eine kurze Pause. »Und welche Gestalt hat das Sedhiassa nun gehabt? Es ist nicht von Belang, aber ich würde es gern erfahren.«
    Jil runzelte die Stirn und seufzte. »Ich habe selbst erst erfahren, dass ich das Sedhiassa versehentlich mitgenommen habe, als die Sedharym im Freudentaumel auf mich zukamen und mir davon berichteten, die Barriere sei gefallen. Als ich Varyen verließ, habe ich Lesward einen blauen Edelstein vom Schreibtisch gestohlen.« Sie schnaubte und verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln. »Taschendiebin durch und durch. Ich habe nicht einmal wirklich geglaubt, dass dieser Klumpen etwas wert sei.«
    Ray fuhr herum und starrte Jil mit aufgerissenen Augen an. »Ein blauer Klumpen? Willst du mich für dumm verkaufen?« Da war sie wieder, die Raserei. Er spürte, wie seine Augen gelblich aufblitzten. »Ich wusste zwar nie genau, welche Gestalt das Sedhiassa hat, aber ein blauer Klumpen war es mit Sicherheit nicht. Lesward wäre nie so dumm gewesen, ihn auf seinem Schreibtisch liegen zu lassen. Er trug das Licht immer bei sich. Er nährte sich fortwährend von seiner Energie. Es war wie eine Sucht, vielleicht hat ihn das so verdorben.«
    Jil bedachte ihn mit einem überraschten Blick. Sie schien gleichermaßen verwirrt zu sein wie er. Wenn sie log, war sie eine verdammt gute Schauspielerin.
    »Ich habe nichts anderes aus Varyen mitgehen lassen, das schwöre ich«, sagte sie.
    »Was man auf deine Ehrlichkeit geben kann, weiß ich jetzt.« Sarkasmus sprach deutlich aus ihm heraus.
    In Jils Augen blitzte kurzzeitig Empörung auf. Ihre Wangen färbten sich rosa. »Ich sage dir die Wahrheit. Ich habe sonst nichts bei mir gehabt,

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