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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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richtig einschätzen? Ihre eigene schmerzende Haut zeugte unleugbar von der Zerstörung des Magiertempels.
    ›Tammorn?‹ Ein kaum vernehmliches Flüstern war alles, was sie zustande brachte, und alles, was sie sich traute. Es kam jedoch keine Antwort.
    »Telmaine«, sagte Merivan, »deinem bizarren Verhalten nach weißt du offenbar mehr, als du bisher zugegeben hast. Lass uns irgendwo Zuflucht suchen, wenn es so etwas überhaupt noch gibt, und dann, beim Einzigen Gott, wirst du mir alles erzählen. Ansonsten – und das schwöre ich dir – werde ich dich eigenhändig zum Palast zurückbringen und die Herzöge mit dir machen lassen, was sie wollen.«
    Tammorn
    Tam hatte in seinem Leben bereits zweimal ein Erdbeben miterlebt, in seinem Geburtsweiler in den Bergen – daran musste er denken, als die Granaten einschlugen und infolgedessen der Boden bebte. Dann schnitten plötzlich Lukfers Todesqualen durch sein Bewusstsein, durchtrennten die Verbindung zu dieser uneinsichtigen nachtgeborenen Magierin.
    Fejelis kam aus einem unruhigen Halbschlaf auf die Beine und hatte seine Hand an den Fensterläden – bevor er sich wieder an Dinge erinnerte wie Nacht, Nachtgeborene oder das Gesetz – und dann doch zögerte. Das gab Lapaxo genügend Zeit, ihn zu ergreifen und seinem Leutnant zuzubrüllen: »Runter in den Keller!« Der Wachmann packte Fejelis’ anderen Arm, und mit dem Prinzen in ihrer Mitte rannten sie aus der Tür, derweil Fejelis noch versuchte, Widerstand zu leisten. Die Magierwache fuhr panisch herum, ihre geflochtenen Haare lösten sich, als Lukfers unbändige Macht sich physisch manifestierte. Schreiend ergriff sie die Flucht, lief hinter Fejelis und den Wachen her und ließ Tam allein zurück.
    Durch die Verbindung mit Lukfer spürte er Fäulnis, Kälte, das Gegenteil von Leben, die Auslöschung von Leben, Finsternis . Er roch Steinstaub, Schwefel, Blut. Er fühlte Schmerz, unerträglichen Schmerz, bodenlose Fassungslosigkeit, Empörung, Tod . Vom Turm her spürte er ein gewaltiges Aufwallen sich sammelnder Magie, angetrieben von einem Zorn, wie er ihn noch nie gespürt hatte; er fühlte, wie die Magie anschwoll, sich erhob, formte und dann auf die andere Seite des Flusses stürzte. Die letzte mächtige Explosion hörte er mit eigenen Ohren.
    Im nächsten Moment fand er sich in dem hellerleuchteten Schlafzimmer auf allen vieren wieder. Über dem Bett drehten sich die Laken zu dicken Kordeln und tanzten wie in Trance versetzte Schlangen zu einer Flöte. Bücher flogen aus den Regalen, um vogelgleich an der Decke zu kreisen. Keuchend kam er auf die Knie und sandte seine Magie aus, um zuerst Fejelis im Innern des Palastes zu spüren, dann Beatrice und die Kinder auf der anderen Seite des Flusses und schließlich die Kunsthandwerker, die durch das Getöse in Panik erwachten.
    Plötzlich sackten die tanzenden Schlangenlaken in sich zusammen, und die Vogelbücher stürzten zu Boden. Lukfers unbeugsame Magie richtete sich nun auf ihn, umschlang ihn und zog sich zusammen. Lukfers Kraft brach die seine wie eine Eierschale. ›Komm her.‹
    Wenn sich Magie und Entschlossenheit zu solch einem Zweck zusammenfanden, war jeglicher Widerstand zwecklos. Sobald er wahrnahm, dass er fortgerissen wurde, kreuzte er die Arme vor der Brust und beugte sich vornüber, so, als könne er sich mit ganzem Körpereinsatz tatsächlich einer magischen Zergliederung widersetzen.
    Inmitten einer Staubwolke und Schwefelgestank landete er wohlbehalten in Lukfers großzügigem Wohnzimmer. Fenster und Fensterläden waren geborsten, gaben den Blick frei auf das Dunkel der Nacht. Die Vorhänge lagen in Fetzen auf den Trümmern. Ein Teil der Decke war eingestürzt. Das noch vorhandene Licht reichte kaum zum Leben. Nach Luft ringend hielt er sich den Saum seiner Jacke vor die Nase, um sich vor dem Staub zu schützen, und torkelte in Lukfers Schlafzimmer.
    Im ersten Moment konnte er Lukfer nicht sehen, Wand- und Deckenplatten waren auf sein Bett gestürzt, aber er konnte ihn spüren. Sein Blick fiel sofort auf den rotgrauen Fleck, der sich langsam über dem Laken ausbreitete. Die Magie versetzte ihm einen Stoß, und er stolperte vorwärts, bis er erkennen konnte, dass Lukfers Kopf und Oberkörper unversehrt waren. Eine herabgefallene Deckenlampe lag auf dem Kissen und leuchtete in Lukfers blutleeres Gesicht, als dieser den Kopf drehte und Tam aus wolfsgelben, vor Schmerz halb zusammengekniffenen Augen anstarrte. Tam wollte ihn von den schweren

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