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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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sich auf, direkt vor ihr, von Verbänden abgesehen nackt und sich dessen offensichtlich nicht bewusst. » Ist das Ihr Werk? «, wollte er wissen, leise und eindringlich.
    Sie wich zurück, doch der Erzherzog griff nach ihr, packte sie am Handgelenk, ließ sich vom Bett auf den Boden gleiten. »Sie bleiben hier«, sagte er, »bis Sie mir geantwortet haben.« Da er sie festhielt, konnte sie der Macht seiner Gefühle nicht entrinnen, und auch nicht den Erinnerungen an die Qualen, an Stimmen, die über ihm vom Tode sprachen, an einen Mann, der weinte.
    ›Telmaine‹, sagte Tam, ›Vorsicht! Sie werden gleich … ‹
    Sein Satz brach ebenso plötzlich ab wie in jenem Moment, als der Magierturm unter Beschuss geraten war. Der Kopf des Erzherzogs fuhr herum, als er draußen etwas hörte. Dann wurde die massive Schlafzimmertür aufgestoßen, und ein Trupp von Männern drängte herein, angeführt vom Herzog von Mycene. Kurz kam ihr der Gedanke: Er bewegt sich wie Ishmael – und schon hielt er ihr seinen Revolver an den Kopf.
    »Gib sie frei, Hexe! «
    Hinter ihm rief Phineas Broome aus: »Ich spüre Lichtgeborene .«
    »Gib sie frei, sofort !« Mycene drückte die Mündung seines Revolvers fest in die zarte Haut unter ihrem Ohr. Fest entschlossen, ihr in den Kopf zu schießen – ebenso wie er willens gewesen war, den Turm der Magier zum Einsturz zu bringen. Die Berührung des Erzherzogs führte sie zu seinen Erinnerungen an Schmerz und Feuer.
    »Ich kann nicht«, flehte sie. »Ich kann sie nicht freigeben. Sie werden bald aufwachen. Ich verspreche es!«
    Phineas Broome – an Mycenes Seite – sagte: »Die Magie, mit der die Männer betäubt wurden, ist lichtgeboren. Und so eine Magie liegt auch in ihr. Hexerei!«
    »Es ist keine Hexerei«, keuchte Telmaine. »Wenn Sie einen Moment warten, werden die Männer aufwachen.«
    »Trauen Sie ihr nicht«, sagte Kalamay. »Sie ist eine Hexe.«
    Glücklicherweise zuckten Imbrés Beine. Rohan rührte sich auf seinem Sessel und setzte sich auf: »Was … Janus? « Als Vladimer aufstöhnte, fühlte sie durch Sejanus’ Berührung dessen aufwallende Sorge. Der Erzherzog sagte zu Mycene: »Halten Sie sie fest!«, und rollte übers Bett, um neben Vladimer zu landen. Er schob einen Arm unter Vladimer, hob ihn vorsichtig von seiner verwundeten Schulter, dann legte er ihn aufs Bett.
    » Hexerei «, hauchte Kalamay entsetzt.
    Telmaine – nun frei – kam ins Wanken. Claudius Rohan – nicht Sachevar Mycene – fing sie auf und half ihr in den Sessel, den er gerade frei gemacht hatte. Dann winkte er, Mycene solle mit seinem Revolver Abstand halten. Sie hätte weinen können angesichts der Liebenswürdigkeit, wohlwissend, dass er sie für das, was sie war und was sie getan hatte, gewiss verachtete.
    »Sejanus«, sagte Rohan wie beiläufig, »Wie wäre es mit einem Morgenrock? Wir sind in Gesellschaft einer Dame.«
    Der Erzherzog stieß ein wunderliches Lachen aus. Sie meinte, dieses Lachen zu erkennen – über die Absurdität gesellschaftlicher Konventionen, gemessen an Fragen der Magie, des Lebens und des Todes. Einer aus Mycenes Gefolge brachte dem Erzherzog einen Morgenmantel, und er wickelte ihn um sich, peitschte den Gürtel mit knappen Bewegungen zu einem Knoten. Leicht strich er mit dem Handrücken über Vladimers Stirn, dann richtete er sich auf. »Claudius«, sagte er, »wären Sie wohl so gut, hier bei Dimi zu bleiben, derweil ich mir Klarheit verschaffe?« Er sprach mit volltönender Autorität und dem Selbstvertrauen eines Schauspielers, der keinen Zweifel an sich zuließ.
    Er ging um das Fußende des Bettes herum. Mit steifen Gelenken kämpfte sich der alte Herzog Imbré aus seinem Sessel und drückte den Erzherzog fest an sich, ließ alle Würde fahren. »Es ist ein Wunder«, sagte der alte Mann heiser.
    »Nicht ganz und doch mehr als das, fürchte ich«, murmelte der Erzherzog und leiser noch: »Wenn das Sterben ist, Imbré, dann genügt mir dieses eine Mal.« Er klopfte dem alten Mann mit einer Sorglosigkeit auf die Schulter, die seine Worte Lügen strafte, und stützte Imbrés Arm, als dieser sich setzte. Er hieß die Diener, die nicht ganz so unaufdringlich warteten wie sonst, Sessel für ihn und die Herzöge zu holen, und entließ das gute Dutzend Männer, das mit Kalamay gekommen war. Er wollte auch Phineas Broome entlassen, doch Mycene sagte: »Er steht in meinen Diensten. Er wird für Eure Sicherheit gebraucht, Euer Gnaden.«
    Eine kurze Pause der Besinnung.

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