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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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einzuschläfern?‹, sagte sie, und während er noch über das Wort nachsann, erklärte sie: ›Man will mich nicht zum Erzherzog vorlassen.‹
    ›Ich kümmere mich darum. Bleiben Sie einen Moment still sitzen.‹
    Das tat sie. Jeder Lichtgeborene, ob Mann oder Frau, hätte diese Aufforderung hinterfragt und nicht einen solchen Anschein von Unterwürfigkeit gegeben – er wusste um den Anschein, weil er den Widerstreit in ihr spürte, zwischen dem Wunsch, eine Erklärung zu fordern, und dem Wunsch, nicht mehr zu wissen, als sie bereits wusste.
    ›Wenn ich Ihre Magie banne, werden Sie nicht mehr in der Lage sein, nach mir zu rufen, aber ich kann Sie erreichen. Ich werde die Leute um Ihren Erzherzog in Schlaf versetzen und Sie neben ihm absetzen. Ich gebe Ihnen fünf Minuten, was mehr als genug sein sollte, um zu tun, was Sie tun müssen. Allerdings komme ich an meine Grenzen, wenn ich Sie transportiere. Ich hatte eine anstrengende Nacht.‹ Plötzlich spürte er den Sturzbach aus Furcht und Ablehnung, der von der Erinnerung an den mentalen Schmerzensschrei eines anderen Magiers kündete. Gekränkt ob des Vergleichs zwischen ihm und einem Nachtgeborenen ersten Ranges sagte er: ›Ich mache es nicht zum ersten Mal.‹
    Das beruhigte sie nicht sonderlich, doch behielt sie es für sich.
    ›Ich meine damit, dass ich Sie nicht wieder zurücktransportieren kann.‹
    ›Ich finde schon selbst hinaus‹, sagte sie, doch spürte er ihre Hoffnung, dass alles wieder gut werden würde, sobald sie den Erzherzog geheilt hatte. So sanft wie möglich sagte er: ›Meinen Sie nicht, dass Sie etwas zu optimistisch sind?‹
    Sie antwortete nicht.
    ›Dann eine letzte Frage: Spüren Sie Ihren Erzherzog und die Leute, die bei ihm sind?‹
    ›Ja‹, sagte sie und zuckte, und er spürte, dass sie ihre Magie wie Muskeln spielen ließ und aussandte. Ihrem Geist entnahm er das Gefühl für diese Lebensenergie, so kraftlos und gequält sie auch sein mochte, und umfing diese mit seinem Bewusstsein. ›Drei Männer sind bei ihm.‹ Zwei alte und ein etwas jüngerer, wobei der jüngere sein eigenes Päcklein physischer und besonders psychischer Qualen zu tragen hatte. Tam verweilte noch über dieser Lebensenergie und erkannte, dass es Fürst Vladimer war, der das Schlachten im Turm zugelassen hatte. Es wäre so einfach, die Adern in seiner Schulter so aufzureißen, dass niemand die Blutung würde stoppen können. Darien oder Floria Weiße Hand hätten es getan. Aber er … er war kein Mörder. Der Mann war, was er war, hatte seine Gründe gehabt, das zu tun, was er getan hatte. Und wie so oft bei prinzipienlosen Männern wie ihm würde ihn die gerechte Strafe schon noch ereilen.
    Tam löschte das Bewusstsein der drei Männer mit leichter Berührung und angemessener Ehrfurcht, als lösche er den Docht einer Altarkerze.
    Er streifte die Hülle seiner Magie über sie, wie er es bei Lukfer beobachtet und selbst erlebt hatte, indem er die Hülle ihre Form annehmen ließ – wie um einen Talisman. Nur ihre Hände ließ er frei. Es war kein perfekter Bann, aber er glaubte nicht, dass sie dazu in der Lage wäre, die Lücke im Bann so zu nutzen, dass sie sich befreien konnte. Ihr Verständnis für die Magie war nach wie vor allzu beeinflusst von einem Magier ersten Ranges, der sich anmaßenderweise zu ihrem Lehrer gemacht hatte.
    Tam spürte, wie der Bann leicht bebte. Offenbar – so dachte er – hatte sie versucht, mit ihm zu sprechen. ›Es ist vollbracht‹, sagte er.
    Er sammelte sich, wartete einige Herzschläge lang, ob er körperlichen Schaden nähme, sobald das Wirken der Magie seine Lebensenergie schwächte. Die Ausbilder im Tempel hatten ein ganzes Füllhorn mahnender Geschichten, manche davon geradezu grotesk. Dann umhüllte er die Frau mit seiner Magie und transportierte sie.

9
    Telmaine
    Telmaine spürte, wie die lichtgeborene Magie um sie wirbelte und pulsierte, und das Gefühl der Schwerelosigkeit, die jene große Magie in ihr auslöste. Plötzlich kam ihr eine Erinnerung an sich selbst als kleines Mädchen, das gern von Stühlen hüpfte, von Stufen und sogar – wenn sie denn einen männlichen Erwachsenen dazu überreden konnte, sie hochzuheben – von hohen Gartenmauern. Bis auch das Herunterhüpfen etwas wurde, was die Tochter eines Herzogs zu unterlassen hatte.
    Und mit einem Mal befand sie sich andernorts . Sie erstickte einen Aufschrei. Ja, sie war in das Unmögliche eingeweiht, seit sie und Ishmael vor Balthasars Tür gestanden

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