Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
Hexerei nennt, ist der Bann, mit dem der Lichtgeborene meine Magie belegt hat, um sie … um sie sicherer zu machen. Ich schwöre jeden Eid, den Sie mir abverlangen, dass ich Sie nicht verhext habe. Und auch Fürst Vladimer habe ich nicht verhext.«
Bevor der Erzherzog antworten konnte, richtete sich Vladimer auf seinem Kissen plötzlich auf und sandte einen matten Peilruf aus. » Janus «, keuchte er. »Grundgütige Imogene, Janus.« Diesmal wandte sich der Erzherzog nicht um, sondern sagte nur ganz ruhig: »Ja, Vladimer. Sei so gut und komm her!«
Niemand sagte etwas, während Rohan Vladimer auf die Beine half und die beiden um das Fußende des Bettes kamen, wobei sich Vladimer auf Rohans Schulter stützte. Da seine Wahrnehmung voll und ganz auf seinen Bruder gerichtet war, bemerkte er Telmaine erst, als er ihre Röcke streifte. Als er es tat, musste Rohan ihn zurückhalten, damit er sich nicht auf sie stürzte. Das Ungestüm in seinem Ausdruck ließ sie zittern, als er über ihr aufragte. »Dimi«, sagte der Erzherzog leise und erhob sich, um eine Hand auf seinen verletzten Arm zu legen, »setz dich hin. Hilf mir, das alles zu entwirren.«
Vladimer ließ Rohan los und packte seinen Bruder mit der heilen Hand am Revers des Morgenmantels. »Janus«, flüsterte er, »bei allen Göttern, es tut mir leid.«
»Dir auch, Dimi? Da muss ich wohl doch tot sein«, sagte der Erzherzog mit gespieltem Gleichmut, »ausgerechnet aus deinem Munde diese Worte zu hören.«
»Ich habe dich enttäuscht«, sagte Vladimer heiser und sprach, als wären sie beide allein im Raum. »Casamir hatte einen Verdacht. Ich gestehe, dass ich seinen Mutmaßungen kein Gehör geschenkt habe. Ich glaube, er stellte gerade Untersuchungen an, als er draußen festsaß – oder ausgesperrt wurde – und ums Leben kam.«
Seine Verlogenheit war atemberaubend. Er hatte es gewusst . Er hatte es gewusst , weil sie es ihm gesagt hatte, und er hatte nichts dagegen unternommen.
Das ist für Sylvide , dachte sie. Flüsternd sagte sie: »Fürst Vladimer, Sie haben davon gewusst .«
»Außerdem habe ich dich auch enttäuscht«, krächzte Vladimer, »als ich dieser Frau vertraute. Ihre Magie war es, die dich beinah getötet hätte. Hätte ich eine ruhigere Hand gehabt, wäre sie schon tot.«
Die Stille hielt mehrere Herzschläge an. »Setz dich, sei so gut, Vladimer«, sagte der Erzherzog. »Meine Herren, mir scheint, es wird immer verworrener. Lassen Sie uns bitte allein. Ich muss erst mit meinem Bruder sprechen, der einer längeren Befragung offenbar nicht gewachsen ist. Danach will ich mit Ihnen sprechen. Rohan, seien Sie so gut und bleiben Sie bitte, weil Sie von Anfang an dabei waren.«
»Und die Hexe?«
Telmaines unsicherer Peilstrahl konnte seine Miene nicht deuten. »Prinzessin Telmaine«, sagte er mit ausgesuchter Höflichkeit. »Auch Sie muss ich bitten, draußen zu warten.«
Mit schändlicher Ironie, derer sich der Erzherzog gewiss nicht bewusst war, eskortierte man sie ausgerechnet in denselben Warteraum, in dem auch Mycene und Kalamay gewartet hatten, als Vladimer sie darauf angesetzt hatte, die Männer zu belauschen. Da sie den anderen vorausging, sagte Mycene hinter ihr: »Die Strafe für Hexerei ist der Tod. Der Rang bietet keinen Schutz, wie Strumheller am eigenen Leib erfahren hat.«
»Und die Strafe für Verrat, Hoheit?«, brachte sie hervor, ihre Stimme kaum mehr als ein Wispern.
»Das tut nichts zu Sache«, sagte Mycene und deutete mit spöttischer Höflichkeit auf einen Sessel. »Die Lichtgeborenen sind nicht unsere Herren. Tatsächlich sind sie uns nicht einmal ebenbürtig. Das wird Plantageter anerkennen müssen, falls er noch Herr über seinen Willen und seinen Verstand ist.«
»Mycene«, sagte Kalamay von der Tür her. »Sind Sie etwa gewillt, hier drinnen zu warten, bei dieser Hexe ?«
Der Herzog von Mycene antwortete ihm nicht direkt, sondern winkte seine Männer heran, dass sie Telmaines Sessel ihm gegenüber flankieren sollten, und schickte Phineas Broome an ihre Seite, ohne auf das Zögern des Magiers einzugehen.
»Broome räumte widerstrebend ein, dass Sie ihm in magischen Dingen überlegen sind, behauptet jedoch, er könne noch Alarm schlagen, ehe sie ihn überwältigen. Auf mein Wort oder seines hin haben die Männer Anweisung zu schießen und erst damit aufzuhören, wenn ich es ihnen persönlich befehle.« Er setzte sich, während sie noch stand, eine absichtliche Kränkung. »Nehmen Sie doch Platz, Prinzessin
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