Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
Namen darunter setzen können. Keine irdische Macht wäre in der Lage gewesen, den tödlichen Beschuss so schnell zu beenden. Es war nicht von Belang, dass die rückwirkende Erlaubnis gegen die Statuten einer vorschriftsmäßigen Kenntnisgabe verstieß und dass normalerweise weder erdgeborene noch magiegeborene Richter einen unzureichenden Zeitrahmen als Argument gelten ließen. Diesmal würde keiner wagen, Widerspruch einzulegen. Es war ohnehin egal, ob er seinen Namen unter das Vertragswerk setzte. Vor dem Gesetz der Nachtgeborenen wäre er in jedem Fall verantwortlich. Es würde dem Vertrauen der Nachtgeborenen ihm gegenüber schaden und vermutlich auch den Projekten der Kunsthandwerker, die auf den guten Willen der Nachtgeborenen angewiesen waren. Aber dennoch könnte er sich dazu bringen, seinen Namen dafür herzugeben, stünde die Frage der Gerechtigkeit für sich allein.
Doch der Rest …
Mutter Aller, er wünschte, er hätte Tam bei sich. Er brauchte die Klugheit und den Rat des Magiers, sein Wissen um Sterblichkeit und Verlust, sein Verständnis der Magie und des Tempels. Hin und wieder sorgte er sich um den Mann, den er zuletzt mit leerem Blick und blutend auf Trümmern hatte sitzen sehen. Brich mir bloß nicht zusammen , hatte er gefordert, doch war das keine Forderung, der zu entsprechen war. Ein großes Herz konnte ebenso eine Schwäche sein wie ein enges.
Er blickte zu Tams Stellvertreterin auf, zu jener Schwester, die er als Kind verloren hatte und die so unerwartet mitten in der größten Katastrophe als junge Frau im Nachthemd vor ihm gestanden hatte. In jenem finsteren Albtraum hatte ihr leises »Fejelis, ich bin deine Schwester . Ich wäre dir dankbar, wenn du mir ins Gesicht sehen würdest« dem Moment eine seltsam anmutige Note verliehen.
Doch auch sie wäre im Turm beinahe umgekommen. Der ältere Magier, ihr Geliebter, hatte dort sein Leben gelassen.
Er sagte: »Ich kann nicht. Es verstößt gegen den Pakt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich es könnte, wenn … « Da wurde ihm bewusst, dass Tam fuchsteufelwild wäre, falls Fejelis dem Verdacht Nahrung gab, eine solche Gefahr könne von Seiten der Lichtgeborenen drohen. »... es Lichtgeborene gewesen wären. Denn die Täter waren Erdgeborene. Und ihre Mittel nichtmagischer Natur.« Er sah, wie Perrin scharf Luft holte. Ihr Blick zuckte fragend zu den Hohen Meistern. Fejelis folgte ihrem Blick, sah den fragenden Ausdruck auf Valettas Gesicht, den diese eilig überspielte, als sie merkte, dass er sie betrachtete. Stirnrunzelnd blickte sie Perrin an.
»Gab es«, sagte er, »eine magische Komponente?«
Valettas Zögern dauerte länger als seines. »Nein«, sagte sie.
Perrins Gesicht war nichts anzusehen. Er konnte daraus nichts lesen.
»Dann ist es Sache der Erdgeborenen. Wenn überhaupt, sollte dieser Vertrag so formuliert sein, dass wir als Ihre Agenten handeln können«, sagte Fejelis.
Mit einem Ausdruck der Verachtung angesichts dieses Vorschlags atmete die wütende Magierin tief ein. Fejelis hielt ihrem Blick stand, blieb ruhig. Es war ihm Herausforderung genug, neutral zu bleiben. Vielleicht gab es hier für ihn etwas zu lernen, wenn er es damit auch nicht übertreiben wollte.
Allerdings hörte er am Atmen seiner Mutter, dass nicht nur die Magierin gekränkt war. Bei einem Seitenblick wurde ihm bewusst, dass Prasav ihn im Auge hatte, berechnend.
»Aber ich glaube nicht, dass ein solcher Vertrag vonnöten ist. Auch zahllose Nachtgeborene sind umgekommen, als der Turm zusammenbrach. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass die Urheber dieses Angriffs sich vor dem Gesetz der Nachtgeborenen zu verantworten haben. Mehr als ein Leben hat niemand zu geben.«
Da jedoch auch rachsüchtige Magier beteiligt waren, war er seiner Sache nicht ganz sicher. Er ging davon aus, dass der Tempel die Aufmerksamkeit nur ungern darauf lenkte.
Sanfter sagte er: »Ich werde mich darum kümmern, Magistra Valetta. Es gibt ein Rechtsprinzip jenseits aller Verträge, welches die Taten meines Vorfahren Odon verurteilt und inakzeptabel macht, und eben dieses Rechtsprinzip macht auch diesen Vertrag inakzeptabel.« Er schob seine Finger unter das dicke Papier des ihm dargebotenen Vertrages und reichte ihn ihr. »Bitte übermitteln Sie Ihrem Erzmagier und den Hohen Meistern meinen Respekt und mein Bedauern.«
»Du kannst dich schon mal darauf vorbereiten«, sagte Prasav, als sich die Tür hinter den Magiern schloss, »dass sie wiederkommen.«
Fejelis wandte
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