Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
sich ihm zu, sah an Perrin vorbei. »Warum das?«
Prasavs Aufmerksamkeit wandte sich Perrin zu. »Du stehst nicht bei ihm unter Vertrag.«
Sie reagierte ungehalten. »Der vertraglich gebundene Magier hat mich beauftragt, seine Vertretung zu übernehmen, weil er anderweitig beschäftigt war.«
»Anderweitig beschäftigt?«, fragte Helenja.
Fejelis war klug genug, nicht zuzugeben, dass Tam möglicherweise hinfällig war. »Mit den Opfern. Verträge gestatten eine Neuzuweisung gewisser Dienste.«
Wenn es im Vertrag festgeschrieben wäre, was – wie Fejelis wusste – nicht der Fall war. Tam ließ sich als Vertrauter ohnehin nicht ersetzen. Er widerstand dem Drang, seine Schläfen dort zu massieren, wo ihn die Prinzenhaube drückte. »Perrin«, sagte er, »würdest du uns bitte einen Moment allein lassen? Ich muss mit Prasav und Helenja sprechen.« Obwohl er sich auch diese beiden bei der geringsten Provokation getrennt voneinander vornehmen würde. Heute Abend hatte er keinerlei Geduld mit höfischem Geplänkel.
»Magister Tam bat mich, auf dich achtzugeben.«
»Draußen. Das übernimmt jetzt die Magierwache.« Er warf ihr einen warnenden Blick zu. »Wenn du wartest, komme ich gleich zu dir.«
Steif stakste sie hinaus. Sie war noch nie gern ausgeschlossen worden, egal wovon. Er würde außerdem mit ihr allein sprechen müssen, um herauszufinden, was Magistra Valettas langes Zögern auf seine Frage zu bedeuten hatte.
Wenn der Angriff erdgeborener Natur war, wieso gab der Tempel das dann nicht frei heraus zu?
Er warf einen Blick auf die Magierwache. Er musste sich auf ihre vertragliche Diskretion verlassen, selbst unter solchen Umständen, und wäre dennoch ein Narr, wenn er noch mehr von sich preisgäbe. »Warum sollte ich mich darauf vorbereiten, dass sie wiederkommen?«
»Weil es heißt, Sejanus Plantageter habe nicht mehr das Kommando, und falls die Hohen Meister das nicht jetzt schon wissen, dann wissen sie es bald.« Prasav musterte Fejelis, um herauszufinden, ob er bereits davon gehört hatte. »Meine Informanten sagen mir, dass er bei einem magischen Übergriff – plump, mit Feuer – schwer verletzt wurde und vermutlich im Sterben liegt.«
»Wusstest du davon?«, warf Helenja hinter ihm ein.
Eine hinterhältige Frage, denn er zweifelte keinen Moment daran, dass sich Helenjas und Isidores Informanten jahrelang gegenseitig ausspioniert hatten und sie wahrscheinlich alles wusste, was Fejelis tat … durch diese Kanäle. Plötzlich spürte er den Drang aufzustehen, statt sich tadeln zu lassen wie ein unartiges Kind. »Ja.« In jenen Momenten, in denen er sich nicht um Tam sorgte, nährte er die Hoffnung, dass Tam eine Möglichkeit finden würde, Plantageter auf eine Weise zu helfen, die nicht gegen den Pakt verstieß.
Helenjas Augen wurden schmal vor Argwohn. »Und wenn die Magier wiederkommen, wird deine Reaktion dieselbe sein.«
»Ich freue mich, dass du dir dessen so sicher bist, denn gewiss werden die Umstände höchstwahrscheinlich andere sein.«
»Sie sind Nachtgeborene «, sagte Odons Enkelin.
»Wenn die Nachtgeborenen die Verantwortlichen nicht ihrer gerechten Strafe zuführen«, sagte Prasav, »müssen wir es tun.«
»War es Absicht , die Hohen Meister mit diesem Vorschlag zu beleidigen, sie könnten uns unter Vertrag nehmen?«
»Ich fand, es war eine potenziell nützliche Idee«, sagte Prasav.
»Sollten wir Vergeltung üben, ob nun mit oder ohne Magie, könnte das zu einem Krieg mit den Nachtgeborenen führen.«
Fejelis erinnerte sich an sein Gespräch mit Tam und den Moment, in dem alles einen Sinn zu ergeben schien: Die Angriffe zielten darauf ab, sowohl die Lichtgeborenen als auch die Nachtgeborenen ihrer Führung zu berauben und sie blind aufeinander zu hetzen. Er deutete in Richtung des Turmes. »Und es ist nicht gesagt, dass wir diesen Krieg gewinnen.«
Das brachte sie zum Nachdenken: gut. »Ich habe Sejanus Plantageter eine Nachricht geschickt und um ein Gespräch gebeten. Falls ich mich nur mit dem Regentschaftsrat treffen kann, dann werde ich auch das tun. Doch zuständig für kriminelle Machenschaften ist außerdem Vladimer Plantageter, der Bruder.«
Der nach allem, was man hörte, Fejelis’ Verwandtschaft in puncto Verschlagenheit in nichts nachstand und der möglicherweise von der anderen Seite des Sonnenuntergangs aus die Schwäche des Tempels bemerkt hatte. »Er hat mehr als einen Adelsherrn gestürzt, und zwar wegen geringerer Verbrechen als diesem.« Bevor seine
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