Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
diesen Angriff zu planen. Ich wusste überhaupt nichts davon. Ich bin zu ihm gegangen, um ihm von Ihnen zu erzählen.«
    Seine Stimme, der Panik nah, klang ehrlich. Falls er zu Mycene gegangen war, um sie zu verraten – entweder, weil er die schattengeborene Magie an ihr gespürt hatte oder, weil er Vladimer kompromittieren wollte – , und dann feststellen musste, dass er sich mit Männern verbunden hatte, die lichtgeborene Magier mordeten, konnte diese Panik nicht verwundern.
    Wie schon bei ihrer ersten Begegnung verwandelte er seine Furcht in rechtschaffenen Zorn. »Sie glauben, Ihre Geburt gäbe Ihnen das Recht … « Ein Lakai unterbrach, was ein altbekanntes Vorurteil gegen aristokratische Privilegien zu werden versprach. Er vermeldete, der Erzherzog böte Prinzessin Telmaine eine komfortablere Suite an. Mit mehreren Palastwachen im Rücken setzte er sich über Herzog Mycenes Befehl hinweg und führte sie in eine kleine Suite, die – dem Duft getrockneter Blumen nach zu urteilen – von der einen oder anderen Witwe des Hofstaats genutzt wurde. Sie lehnte Essen, Trinken und die Dienste einer Zofe ab, doch bat sie um eines ihrer eigenen Kleider und um Handschuhe. Welches Schicksal sie auch ereilen mochte, sie würde ihm als Dame begegnen, nicht als Verbrecherin. Die bleierne Schwere in den Knochen war zurückgekehrt, Gefühle und Magie waren erschöpft. Sie konnte hören, wie die Alarmglocken noch immer läuteten und an die Gefahr und all das Chaos erinnerten.
    Fejelis
    Fejelis starrte den Vertragsentwurf an, der auf dem Schreibtisch vor ihm lag, übersät von Abdrücken seiner staubigen Finger.
    Er wusste, dass die Magier ihn beobachteten: drei Magier, allesamt Hohe Meister, seine verloren geglaubte und wiedergefundene Schwester, drei Mitglieder der Magierwache, die vertraglich an den Palast gebunden waren. Und auch die Blicke der Erdgeborenen ruhten auf ihm: die seiner Mutter, Prinzenwitwe und Anführerin der südländischen Fraktion, seines Cousins Prasav, Anführers der nordländischen Fraktion, mehrerer hochstehender Justiziare der Richterschaft des Palastes, Experten in der Beurteilung von Verträgen, Hauptmann Lapaxos von der prinzlichen Leibgarde mit seinen Gardisten und schließlich des Sekretärs des Prinzen. Er spürte ihre drückenden Blicke auf seinem gesenkten Haupt.
    »Ich kann das nicht unterzeichnen«, sagte der Prinz leise.
    Nachdem er gesprochen hatte, blickte er zu den drei Hohen Meistern auf. Die Sprecherin war jene triste Frau, die die Bedenken des Tempels hinsichtlich des Vertrages mit Tam geäußert hatte und ihm nun als Magistra Valetta – Justiziarin der Magier und achten Ranges – vorgestellt wurde. Fejelis bezweifelte, dass in Isidores geordneten Zeiten ein Hoher Meister seinen Fuß in den Palast gesetzt hätte, ganz zu schweigen von drei Meistern gleichzeitig.
    Für Menschen, die eine solche Macht über Materie und Lebensenergie besaßen, sahen sie aus wie Überlebende einer Explosion in der Gießerei eines Kunsthandwerkers, deren Zeuge er einmal geworden war. Benommen, orientierungslos, verletzlich.
    »Ich glaube, ich verstehe Ihre Nöte«, sagte er und wählte das Wort mit Bedacht. Denn er war nicht sicher, ob er wirklich verstand. Ein gewöhnlicher Erdgeborener hätte schon genug Probleme, aber er, Sohn eines Prinzen und aus einer Nord-Süd-Allianz erwachsen, war sich seiner eigenen Sterblichkeit bereits als Neunjähriger zutiefst bewusst gewesen. Die Hohen Meister in ihrem Turm hatten die ihre bisher offenbar noch nicht begriffen.
    Genau wie er hatten auch sie es nun auf grausame Weise lernen müssen.
    Wenn er damals bei den Prozessen und Hinrichtungen seiner Giftmischer hätte dabei sein können – hätte er es gewollt?
    Wenn ihm jemand gesagt hätte, dass diese Prozesse und Hinrichtungen nicht stattfinden würden, weil man die Schuldigen verschonen wollte – was hätte er gedacht?
    »Sie können uns die Gerechtigkeit nicht verwehren!«, krächzte der zweite der Hohen Meister.
    »Schscht!«, machte Magistra Valetta. »Finden wir heraus, was er zu tun gewillt ist.«
    Fejelis sah auf das Dokument herab. Es war ein Vertrag zwischen ihm und der Richterschaft des Tempels, der diesen ermächtigte, in seinem Namen gegen die Nachtgeborenen vorzugehen, die für die Zerstörung des Tempels verantwortlich waren. Er war dem Pakt entsprechend ausformuliert, legte jedoch Wert darauf, rückwirkend die magische Zerstörung der Artilleriegeschütze zu genehmigen.
    Im Grunde hätte er seinen

Weitere Kostenlose Bücher