Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
Revolver in der rechten Hand, auf ihn gerichtet, mit seinem Gehstock in der Linken. Ihre Peilung traf ihn, als er sich aufsetzte. Seine Hand ging zum leeren Holster, ballte sich und zuckte zurück. »Prinzessin Telmaine.« Seine Miene war wütend ironisch. »Meinen Glückwunsch.«
» Ich gehe . Versuchen Sie nicht, mich aufzuhalten.«
Vladimer kam auf die Knie, dann langsam auf die Beine, verschränkte die Arme, als er sich an die Wand lehnte. Die Pose erinnerte schmerzlich an Ishmael. »Dürfte ich bitte meinen Stock haben?«
»Nur, wenn Sie mir helfen.«
Er griff in seine Tasche und holte den zusammengerollten Beutel hervor. »Genau deshalb bin ich hier. Nehmen Sie Ihren Schmuck ab, öffnen Sie die Tür und dann verstreuen Sie das hier … «, er hielt ihr den Beutel hin, »auf dem Stuhl. Schnell !«
Sie lehnte den Stock an die Wand, weit außerhalb seiner Reichweite, und trat einen Schritt vor, um den Beutel zu nehmen, der überraschend schwer war. Darin befand sich ein weiches, feines Pulver, das nach Asche roch. Angesichts ihrer Reaktion wurde Vladimers höhnische Miene verächtlich. »Im Grunde ist es eine Schande, so mit Blondell umzugehen, aber tun Sie es, schnell! Verstreuen Sie ihn auf dem Stuhl, legen Sie Ihren Tand dazu, und dann machen wir uns auf den Weg!«
»Aber wieso?«
» Weil Sejanus es mir befohlen hat. «
Die Wildheit in Vladimers Stimme kündete davon, wie abgrundtief er diesen Befehl verabscheute und wie sehr er sich daran gebunden fühlte. Nur deshalb glaubte sie ihm. Nichtsdestotrotz verkeilte sie die Tür mit seinem Stock, wohlwissend, dass die bloße Aussicht zu sterben ihn nicht daran hindern würde, sie zu töten. Sie verstreute die menschlichen Überreste auf Stuhl und Boden, dann nahm sie Bals Liebesknoten von ihrem Hals, die Eheringe von den Fingern, legte die Kette auf den Stuhl und die Ringe auf den Boden. Während sie noch damit beschäftigt war, hörte sie, wie oben an der Decke mit einem Knirschen ein schwerer Mechanismus in Gang gesetzt wurde. Vladimer stürzte zu ihr, packte sie beim Handgelenk und zerrte sie hinaus. Die Tür knallte zu.
Das Brennen auf ihrer Haut verging. Als er sie gepackt hatte, war sie überzeugt gewesen, dass sie sterben würde, auf der Stelle. Sie konnte kaum fassen, dass er sie lieber herausgeholt als eingesperrt hatte. Und einmal mehr konnte sie kaum glauben, dass sie noch am Leben war.
»Heben Sie den Stock auf!«, befahl Vladimer heiser und lehnte sich an die Tür.
Sie bückte sich und tat, wie ihr geheißen, händigte Vladimer argwöhnisch den Stock aus, wobei sie die todbringende Spitze auf ihn gerichtet hielt. Er hatte Sylvide erschossen, Telmaine hintergangen, seinen Bruder verraten und soeben ihr Leben gerettet. Trieb er ein grausames Spiel, bei dem sie am Ende doch den Tod finden würde?
»Die Grenzlande werden angegriffen«, sagte Vladimer. »Janus hat eben ein Telegramm von Stranhorne erhalten.«
»Bal?«, sagte sie atemlos. »Ishmael?«
»Spute dich, Weib! Wir können hier nicht bleiben und debattieren.«
Sie hob den Revolver an. »Mistress Weiße Hand. Wir müssen sie befreien.«
Seinem gespannten Schweigen nach zu urteilen, bedachte er seine Möglichkeiten. Der Zorn führte ihre Hand, verlieh ihrer Miene eine Härte, die ihn überzeugen musste.
»Wäre diese Frau nachtgeboren, wäre sie die Geliebte Ihres Mannes.«
Dieser Vladimer wusste, wie man jemanden verletzte. Sie würde ihm nicht erklären, dass die Solidarität unter Gefangenen es von ihr verlangte. »Das ist meine Sache«, sagte sie mit der kühlen Verachtung einer Dame, »nicht die Ihre.«
Grimmig gab er nach. »Jedenfalls müssen wir hier verschwinden. Sie werden jeden Moment da sein.«
Von der anderen Seite der Papierwand war nichts zu hören, als sie Florias Gefängnis betraten. Plötzlich begann Telmaine zu fürchten, was das bedeuten mochte, und flüsterte: »Mistress Weiße Hand?«
»Telmaine?« Die Stimme der lichtgeborenen Frau klang heiser, vor Angst oder weil sie laut geschrien hatte. »Telmaine, meine Lampen leuchten orange. Mir bleibt vielleicht noch eine Stunde, bis sie ganz verlöschen. Wenn Sie gekommen sind, um mir zu helfen, dann veranlassen Sie bitte, dass das Oberlicht geöffnet wird!«
Telmaine hatte es sich schon gedacht. »Das ist genau der Grund, warum … « Ein Zeichen von Vladimer machte aus dem wir ein ich . »Ich gekommen bin, um Sie zu befreien.« Sie gab Vladimer ein Signal, die Tür zu öffnen, entschlossen, ihren Wunsch laut
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