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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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kundzutun, falls er nicht verstand oder nicht verstehen wollte. Er tastete unter dem Schreibtisch herum. Sie war auf alles gefasst, doch als er hochkam, hielt er einen Schlüssel in der Hand. Sie sagte: »Ich werde den Schlüssel zur Außentür ins passe-muraille legen. Der Rest bleibt Ihnen überlassen.«
    »Mutter Aller sei Dank, Telmaine«, hauchte Floria. »Ich dachte, ich müsste sterben wie … «
    Das müssen Sie mir nicht sagen . Sie nahm den Schlüssel von Vladimer entgegen, legte ihn in die Durchreiche und schloss die Luke. »So … «, sagte sie.
    Sie hörte Florias tastende Hand in der Luke. »Danke«, hauchte sie.
    Telmaine stand mit dem Rücken zur Papierwand. Noch vor einer Woche hätte sie sich niemals träumen lassen, dass sie lieber Lichtgeborene als Nachtgeborene hinter sich wissen würde. Vladimer hatte sich zur Tür zurückgezogen, hielt seinen Kopf geneigt, um zu lauschen, ob er draußen etwas hörte. Und da draußen war etwas zu hören – leise Männerstimmen, die vorübergingen. Floria wollte etwas sagen, doch Telmaine zischte warnend. Sie musste sich nicht weiter erklären, nicht einer Gardistin gegenüber. Sie hörte, wie sich hinter der papiernen Wand leise Schritte entfernten, und sah sich in der unangenehmen Lage, entweder jetzt etwas zu sagen oder zu riskieren, dass Floria verschwand, bevor Telmaine sie fragen konnte, was sie fragen musste . Vergeblich versuchte sie zu spüren, was hinter der Wand vor sich ging, entsetzt darüber, wie sehr sie in wenigen Tagen von ihrer Magie abhängig geworden war.
    Vladimer peilte sie, lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Als sie ihn zurückpeilte, winkte er sie heran. »Mistress Weiße Hand«, raunte sie, und dann: » Floria? «
    Von weiter weg: »Telmaine?«
    » Bitte überbringen Sie Balthasar eine Nachricht. Sagen Sie ihm, wir hätten miteinander gesprochen. Es ist sehr wichtig.«
    »Telmaine, was ist geschehen? Vor einer Weile habe ich ein furchterregendes Geräusch gehört, ein Donnern, Schreie auf der Straße.«
    »Ich habe kein Zeit«, flüsterte Telmaine. »Ich muss gehen.« Sie folgte Vladimer in das kleine Vorzimmer und wartete, während er noch an der Tür lauschte. Dann folgte sie ihm hinaus, mit dem Revolver in der Hand. Das Verstreuen der Asche, das Zurücklassen ihres Schmucks, beides zeugte davon, wie durchdacht sein Plan war, wie vorausschauend er gehandelt hatte. Er wollte den Palast verlassen, und er wollte sie mitnehmen. Das genügte vorläufig.
    Kurz vor der schweren Flügeltür bog er rechts ab und schloss eine kleine Seitentür auf, die zu einer Wendeltreppe führte. Es roch kalt und feucht. Er stieg hinab, trat achtsam auf uralte, abgewetzte Stufen. Schweigend folgte sie ihm, bis sie die Frage drängte: »Vladimer, wohin gehen wir? «
    »Ich sagte es doch: in die Grenzlande.«
    Er hatte es ihr nicht gesagt, jedoch ging sie darauf nicht weiter ein. »Kip sagte, es gäbe keine unterirdische Verbindung zwischen der Stadt und dem Palast.«
    »Ach, ja?«, erwiderte Vladimer und klang fast amüsiert.
    »Und selbst wenn – es wären Meilen bis zum Bahnhof.« So weit konnte er nicht laufen, nicht einmal in gesundem Zustand.
    Er antwortete nicht. Die Wendeltreppe endete in Katakomben, alten Lagerräumen, einem unterirdischen Palast, in dem sich inzwischen modernde Kisten und Fässer mit längst vergessenem Proviant stapelten. Sie folgte ihm zwischen gewaltigen Steinsäulen, unter mächtigen Mauerstreben hindurch.
    Er kam zu einer alten Mauer, tastete in seiner Tasche. Sie hob den Revolver an, doch er holte nur einen Metallhaken hervor, den er in ein Loch im Mauerwerk steckte und daran zog. Stein scharrte über Stein, und die Wand tat sich auf. Er schob sich in den Raum dahinter. Sie sträubte sich. Sein Peilruf traf sie. Bevor sie reagieren konnte, hielt er den Stock auf sie gerichtet, und selbst wenn die Spitze wanken mochte, würde er sie auf die Entfernung nicht verfehlen.
    »Ich darf Sie nicht lebend zurücklassen«, schnarrte er. »Sejanus will Sie nicht in der Stadt haben, damit Sie ihn nicht verhexen können.«
    »Ich bin keine Hexe!«
    » Das kann er nicht wissen . Und ich auch nicht. Die Herzöge werden sich mit einem Häuflein Asche zufrieden geben, aber Sejanus will, dass Sie verschwinden.«
    »Und Sie sollen auch verschwinden?«, fragte sie.
    »Ich auch.« Seine Stimme klang so matt vor Schmerz, dass er ihr beinah leid tat.
    »Wir befinden uns hier unter dem Garten«, sagte er, als er sich wieder im Griff hatte. »Es sind

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