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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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stickigen Schwüle ihrer eigenen Körperwärme und der verbrauchten Luft wurde sie ruhiger und schließlich müde – aus Schlafmangel und Überanstrengung.
    Als ein Fuß durch das steife Segeltuch nach ihr trat und sie Wasser plätschern hörte, schreckte sie hoch. »Sind Sie tot? Wenn nicht, nehmen Sie die Stake! Vor uns laufen zwei Kanäle zusammen. Da wird es schwierig.«
    »Ist es … ?«
    » Ja, es ist sicher , aber in einer halben Minute nicht mehr. Bewegung! «
    Sie kämpfte sich unter dem Segeltuch hervor und kroch zum Bug des Bootes, nahm die Stake. Voraus hörte sie ein Rauschen. Ihr Ultraschall zeigte eine Höhlendecke – zu niedrig, als dass man darunter stehen konnte, und einen engen Tunnel, dessen Ende nicht zu peilen war. Vladimer sprach mit lauter Stimme: »Die Strömung wird uns nach rechts drücken. Achten Sie darauf, dass wir nicht an die Wände stoßen. Wenn wir zu weit abtreiben, passen Sie auf, dass wir nicht auf die andere Seite des Kanals geraten. Und peilen Sie nach Hindernissen.«
    Sie stöhnte auf und hielt ihre Stake bereit, spürte das Boot in den ersten Turbulenzen beben. Die Strömung riss am Bug. Vladimer bellte: »Kurs halten!«, und sie drückte die Stange gegen die aufragende Wand, versuchte, mit den Füßen Halt zu finden. »Nicht abbremsen!«, sagte Vladimer. »Vorwärts!« Sie stützte sich mit den Füßen seitlich im Boot ab, und obgleich ihre behandschuhten Hände rutschten, legte sie alle Kraft hinein und versuchte, aus ihrem Abbremsen ein Anschieben zu machen. Das Boot ruckte, schwankte, bog langsam aus dem Seitentunnel in den Hauptkanal. »Voraus peilen!« Der Kanal erwies sich als breit, viel breiter als der Zufluss, und die Decke war so hoch, dass sie diese auch im Stehen nicht erreichen konnte – wenn sie denn so dumm gewesen wäre, aufzustehen. Sie fuhren so schnell, dass ein Hindernis, das sich ihnen unerwartet in den Weg stellte, sie zum Kentern bringen würde. Sie konnte schwimmen, aber nicht gut, und Vladimer hatte nur einen Arm zur Verfügung.
    Doch der Weg schien frei zu sein. Sie wagte eine Peilung zurück. Unter Schmerzen kauerte Vladimer im Heck, hielt die Pinne fest. »Fürst Vladimer … «
    »Aufgepasst … voraus! Zwei Meilen noch, dann sind wir da. Also schlafen Sie mir nicht ein.« Einen fassungslosen Moment später wurde ihr bewusst, dass er es als Scherz gemeint hatte, wenn auch zähneknirschend.
    Sie kauerte im Bug, peilte voraus, bis ihr vor Anstrengung der Nacken schmerzte. In unregelmäßigen Abständen tropfte es von oben auf sie herab. Sie merkte, dass Vladimer sich mit dem Segeltuch davor schützte. Schließlich sagte er: »Wir kommen jetzt zum Anleger beim Bahnhof. Da ist rechts eine Bucht. Sagen Sie ›eins‹, sobald Sie ihn peilen, und ›zwei‹, wenn Sie ihn mit der Stake erreichen können. Passen Sie gut auf. Diese Boote sind nicht dafür gedacht, von nur zwei Leuten bewegt zu werden.«
    Mit heiserer Stimme bestätigte sie. »Eins, zwei … «
    »Passen Sie vorn auf!« Er riss die Pinne herum, so dass sie direkt auf die Mauer zuschossen, die den Hauptkanal von der Einbuchtung trennte. Die Wucht, mit der die Stange auf die Wand traf, schlug sie ihr beinah aus den Händen. » Bringen Sie uns nach rechts!« , rief Vladimer, als das Heck mit der Strömung herumschwang. Er ließ die Pinne los und kletterte nach vorn, um mit einer Hand nach der Wand zu greifen und Telmaine beizustehen. Langsam, knirschend scharrte das Boot daran entlang und kam in das ruhigere Gewässer der Bucht. Vladimer fiel halb gegen, halb auf eine der mittleren Bänke.
    Telmaine sondierte die Umgebung. Sie trieben in seichtem Wasser. Auf der gegenüberliegenden Seite, nur fünf bis sechs Bootslängen entfernt, führten mehrere Treppen zum Wasser hinunter, jeweils breit genug, um ein einzelnes Boot aufzunehmen, getrennt voneinander nur durch Mauern mit Eisenringen auf unterschiedlicher Höhe.
    Wenn Vladimer nicht ohnmächtig geworden war, so stand er doch kurz davor und stellte keine große Hilfe dar. Sie stakte das Boot auf eine der Treppen zu und hob die nasse Bugleine auf. Von einem besonders festen Knoten abgesehen, konnte sie alle anderen lösen, dann beugte sie sich am Bug vor, um den Eisenring zu fassen zu bekommen und die Leine einzufädeln.
    Hinter ihr bemerkte Vladimer beiläufig: »Wir nehmen Wasser.«
    Bei ihrer letzten Kollision waren Planken gebrochen, und das Boot hatte tatsächlich ein Leck. Ihr Ausstieg ging formlos und überstürzt vonstatten, indem sie

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