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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Ausschluss der Öffentlichkeit. Was hier sicher zutrifft. Aus freien Stücken und äußerst mutig hat sich Claudius zu Ihrer Verteidigung geäußert.«
    Er gab nicht preis, wie diese Äußerung gelautet hatte. Das musste er auch nicht. »Balthasar?«, flüsterte sie.
    »Ich gebe Ihnen mein Wort, dass sämtliche Vorwürfe, die man wegen dieser Sache gegen ihn erheben mag, fallen gelassen werden. Allerdings wird er für seine eigenen Taten geradestehen müssen. Das kann ich ihm nicht ersparen.«
    »Amerdale? Florilinde?« Sie würde nicht zum Einzigen Gott beten, weil er allen Familienbanden abgeschworen hatte. Und sie konnte nicht zur Mutter beten, der Patronin der Lichtgeborenen und Magier. Wer also würde über ihre Kinder wachen?
    »Ich will für sie tun, was ich kann«, sagte er. Vielleicht dachte er an seine eigenen Kinder, die jünger als Telmaines Töchter gewesen waren, als ihre Mutter starb.
    »Mama? Merivan?«
    »Ich möchte bezweifeln«, sagte der Erzherzog langsam, »dass man ihnen irgendeine Schuld zuweist.«
    Hexerei, sie verstand. Man würde behaupten, sie hätte sie verhext, ihr bei der Flucht zu helfen. Mit ihrem Tod starb auch deren Schuld.
    Ihre Brüder? Ihre Schwestern – Anarysinde? Anarys übte als Braut nun gewiss keinen Reiz mehr auf Ferdenzil Mycene aus. Abgesehen davon, dass sein Vater … Doch daran mochte sie nicht denken. Sylvide … Sylvide war tot. Die Leute der feinen Gesellschaft, die sie gekannt hatte, gut oder weniger gut, die sie gemocht oder die sie verachtet hatte … für wen sollte sie noch um erzherzogliche Gnade bitten?
    Ishmael? Sie flüsterte: »Sie täuschen sich in ihm.«
    »In wem?«
    »Baron Strumheller.«
    Der Erzherzog sagte nichts. Er stimmte ihr nicht zu, machte ihr keine Hoffnung, dass Ishmael vergeben würde. Vielleicht schob er ihm sogar die ganze Schuld an ihrem Unglück zu.
    Durfte sie in den Tod gehen und hoffen, dass Sejanus danach besser von ihr dachte und Ishmael und Balthasar in ihrem Namen schonte? Sie war sich nicht sicher, ob sie wusste, wie ihr das gelingen sollte. Der Tod, soweit sie ihn im Leben kannte, war kurz und ungestüm gewesen, der schmerzliche Verlust eines Freundes durch eine Bluterkrankung, als sie noch ein Kind war, der Tod eines ihrer jungen Freier bei einem Jagdunfall, der schockierende Tod eines gleichaltrigen Mädchens im Wochenbett, kaum ein Jahr nach der Hochzeit. Der plötzliche Tod ihres Vaters, unerwartet für sie, nicht für ihn. Sie war dem Tod bei anderen begegnet, hatte zufällig weiche, alte Haut berührt und den Schmerz von Tumoren gespürt, das Versagen von Herz oder Lungen oder Nieren. Immer wieder hatte sie die Angst ihrer Freundinnen vor dem Tod gefühlt, vor ihrem eigenen und dem ihrer Kinder, und die Trauer um den Tod bei ihren Großeltern und ihresgleichen. Während der langen Wehen bei Florilindes Geburt war sie davon überzeugt gewesen, sterben zu müssen. Kurz bevor Ishmael den Schattengeborenen erschossen hatte, schien es ihr, als würde ihr das Leben mitsamt ihrer Magie aus dem Leib gerissen. Als er ihn erschoss, hatte sie seinen Tod gespürt.
    Doch es war keiner dieser Tode gewesen, die sie gespürt oder miterlebt hatte, keiner der Tode, die sie als kleines Mädchen im Kinderzimmer nachgespielt hatte, keiner der Tode, die sie gefürchtet hatte, einschließlich der Vorstellung, vor dem Sonnenaufgang an einen Pfahl gefesselt zu sein oder in einer Kiste mit Schlitzen zu sitzen – die traditionelle Hinrichtung durch Lichtschwerter.
    »Wie wird es geschehen?«, hörte sie sich fragen, mit der kühlen Stimme einer Dame, die sich gezwungen sah, ein unangenehmes Thema anzusprechen.
    Er machte ein Geräusch, als schlucke er einen unwillkürlichen Protest herunter.
    Sie spürte nicht, ob es draußen hell oder dunkel war, ob sie eine oder zwölf Stunden in diesem verurteilten, aber noch nicht hingerichteten Zustand bleiben musste. »Ist es draußen schon hell?«
    »Ja, das ist es«, sagte er mit erstickter Stimme. »Aber es gibt einen Exekutionsraum innerhalb des Palastes.« Sie erinnerte sich an Vladimers unheimliche Führung durch die Hallen und Geschichten des Palastes und an diesen Raum, der sich dem Sonnenlicht öffnen ließ, damit man sich auf diese Weise der Verurteilten entledigen konnte. Das hatte Vladimer gemeint, als er vom Schutz sprach, den der niedere Stand genoss: Im Interesse des Staates verweigerte man ihr den Prozess.
    Der Erzherzog kam auf die Beine. Sie brauchte keine Magie, um zu spüren, welche Mühe

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