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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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War das hier wirklich seine Handschrift? War die nachtgeborene Schrift eine Finesse, mit der die Leserschaft des Briefes auf einige wenige beschränkt wurde, oder ein bloßer Ausdruck der Nichtachtung von jemandem, den es nicht kümmerte, wer den Brief las? Und gab Embers Deutung das wieder, was in dem Brief tatsächlich stand?
    Vermutlich schon, denn nachdem sie ihn gelesen hatte, reichte sie ihn ohne Zögern zurück an Perrin. »Er willigt ein, sich mit Prinz Fejelis zu treffen. Sejanus schlägt die Räumlichkeiten des Interkalaren Rates vor. Die sind zwar schlicht, doch für ein solches Treffen am besten geeignet. Beginn sollte eine Stunde nach Sonnenuntergang sein, um beiden Seiten Gelegenheit zu geben, ihr Gefolge zusammenzubringen. Und er bietet an, die Straßen räumen zu lassen, damit wir im Lichtschein unserer Lampen dorthin gelangen können.
    Ansonsten schreibt er, die Nachtgeborenen hätten Probleme in den Grenzlanden. Er sagt, sie hätten Nachricht, dass einer ihrer Herrensitze überrannt worden sei, und die Angreifer seien« – zum Magier gewandt, »Schattengeborene.«
    »Also wird er sich nicht mit zwei Feinden gleichzeitig anlegen wollen«, bemerkte Prasav. »Das ist zu unserem Vorteil.«
    »Und wenn diese Feinde auch die unseren sind?«, sinnierte Perrin. Auch Perrin war ein Wildschlag und sollte in der Lage sein, schattengeborene Magie zu spüren.
    Und dieselben Konsequenzen erleiden wie ihr Bruder, der es laut ausgesprochen hatte. Valetta, Prasav und Ember betrachteten sie mit ähnlichen Mienen – einem erfahrenen Kämpfer nicht unähnlich, der darauf wartete, dass dem Anfänger ein Fehler unterlief. Helenja schüttelte den Kopf, ganz leicht, eher resignierend als warnend. Perrins Wimpern verbargen ihre Augen. Sie drängte nicht auf eine Antwort, sah aber erschrocken aus.
    »Prinzessin«, sagte Prasav unheilschwanger. »Wir müssen uns über die Bedingungen für die Kapitulation der Nachtgeborenen und deren Reparationszahlungen unterhalten, damit wir mit vereinter Stimme sprechen. Dadurch ergibt sich für uns eine günstige Gelegenheit, unser Verhältnis zur anderen Seite des Sonnenuntergangs auf eine für uns befriedigende Basis zu stellen. Magistra Valetta, wir wären ungemein dankbar, wenn die Magier daran teilnehmen könnten, da sie von allen am schwersten getroffen wurden.«
    Mit finsterem Sarkasmus neigte Valetta ihren Kopf.
    »Bitte schreiben Sie dem nachtgeborenen Erzherzog, dass wir seine Einladung annehmen«, sagte Perrin leise.
    »Und tun Sie es«, fügte Prasav hinzu, »in Fejelis’ Namen.«
    Helenja beobachtete den Wortwechsel leise lächelnd. »Mistress Weiße Hand«, raunte sie gerade laut genug, dass Floria sie hören konnte, »kommen Sie mit!«
    Floria wog kurz die Konsequenzen einer Weigerung ab. Doch hegte sie keinerlei Bedürfnis zu bleiben, bis Prasavs oder Embers oder Valettas Aufmerksamkeit sich ihr wieder zuwandte. Wenn es stimmte, was Tam und Fejelis gesagt hatten, traf Helenja und die Südländer keine Schuld an Isidores unrechtmäßiger Absetzung. Und wie Floria Helenja kannte, würde sie ihren jüngeren Sohn wiederhaben wollen, und zwar in Sicherheit, wenn auch nicht klar war, was sie mit ihrem älteren Sohn vorhatte. Dieser Wunsch, dachte Floria, mochte Fejelis zum Vorteil gereichen. Leise steckte sie ihr Rapier weg und folgte Helenjas Leibgarde hinaus.
    Zu Helenjas zahlreichen geringeren Verstößen gegen die guten Sitten zählte der Umstand, dass sie ihre Räume im Erdgeschoss den offiziellen Gemächern der Prinzgemahlin vorzog. Jene waren nur durch die gut bewachten Korridore des Palastes zu betreten, während die Räume im Erdgeschoss einen direkten Zugang zum umfriedeten Garten hatten, aus dem wiederum mindestens sechs Pforten hinausführten. So konnten Kuriere gehen und kommen und Besucher kommen und gehen. Man führte Floria durch den Eingang der Minderprivilegierten, und sie fand sich in einem Empfangsraum wieder, dessen Boden aus sandfarbenem Stein bestand, die Wände aus hellem, feingemasertem Holz. Das reflektierte Licht war heißer als Wüstensand.
    Die Prinzenwitwe umkreiste sie. »Welch Kreatur bist du? Es scheint mir absolut unmöglich, das zu bestimmen.«
    Floria drehte sich mit ihr, achtete auf jeden Blick, jede noch so kleine Geste, die ein Zeichen sein mochte, Floria zu töten. Oder es zumindest zu versuchen. Sie war noch nicht wieder in die Mehrdimensionalität ihrer Fähigkeiten zurückgekehrt. Ihre Wahrnehmung ließ nach wie vor nur einzelne

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