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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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hochherrschaftliche Prinzessin Telmaine sein Verhalten weder gutheißen noch nachvollziehen konnte. Und damit hätte er auch goldrichtig gelegen, wenn sie irgendeine andere Adelige gewesen wäre.
    Doch das war sie nicht; Telmaine wusste nur zu gut, wie groß die Gefahr sein konnte, durch gerechtfertigtes Handeln alles zu verlieren. Außerdem hatte er Ishmael das Leben gerettet.
    »Bis Fürst Vladimer entschieden hat, was mit ihm geschehen soll, werde ich die Verantwortung für ihn übernehmen«, sagte sie an die Lakaien gewandt. »Bitte sorgen Sie dafür, dass ihm eine Bedienstetenunterkunft bereitgestellt wird. Kingsley, auf ein Wort.«
    »Mein Name ist Kip«, sagte der junge Mann.
    Ihr Mundwinkel zuckte abfällig. Sie war dabei gewesen, als er Vladimer seinen fehlenden Vatersnamen erklärt hatte – in für seine Mutter höchst unschmeichelhaften Worten. »Nicht, solange Sie in meinen Diensten stehen«, sagte sie mit Bestimmtheit und trat einen Schritt zurück, um ihn hereinzulassen.
    Offenkundig mangelte es ihm am Gespür eines Dieners in einem adeligen Haushalt, da er das Fehlen einer Zofe oder Anstandsdame nicht einmal bemerkte. Immerhin hatte er so viel an Erziehung genossen, sich nicht einfach ungebeten in einen Sessel zu werfen. »Meinen aufrichtigen Dank, werte Prinzessin. Ich hatte schon fest damit gerechnet, in einer Gefängniszelle zu landen.«
    Unter lautem Geraschel ihrer Röcke setzte sie sich wieder in ihren Sessel, unsicher, ob sie dem Mann ebenfalls einen Platz anbieten sollte. Diese Entscheidung nahm er ihr ab, indem er plötzlich in die Hocke ging und sich im Schneidersitz auf den Boden setzte. Von dort ließ er einen Peilruf über sie hinweggleiten, zurückhaltender als sie erwartet hatte. »Magister di Studier hat mir aufgetragen, mich in Ihre Dienste zu stellen.«
    Ihre Lippen öffneten sich, sowohl vor Überraschung über Ishmaels Weisungen als auch über dessen Titulierung als Magier, die höchst selten benutzt wurde.
    »Während Sie und Ihr Ehemann sich voneinander verabschiedet haben, hat er mich aufgespürt und mir genaue Anweisungen gegeben.« Er grinste wie ein Straßenjunge, als hätte er einen Scherz gemacht. »Hat versprochen, mir die übliche Bezahlung zukommen zu lassen. Das glaub ich aber erst, wenn es so weit ist.«
    Sein Grinsen und den Angriff auf Ishmaels Großzügigkeit empfand Telmaine als Beleidigung. »Sie werden schon bezahlt, das versichere ich Ihnen.«
    Das Grinsen fiel von ihm ab. Plötzlich war seine Miene todernst. »Ich mach das hier nicht wegen des Geldes, werte Prinzessin. Bei dem großen Brand in der Flussmark hab ich ein Kind verloren, ein kleines Mädchen, das in seinem kurzen Leben niemandem etwas zuleide getan hat. Wer auch immer dieses Feuer gelegt hat, ich will auf seine Asche pi… spucken.«
    Telmaine stockte der Atem, als sie sich vorstellte, wie leicht auch ihre Tochter in den Flammen hätte umkommen können. »Ich verstehe.«
    »Wie geht’s Fürst V.?«, erkundigte er sich unvermittelt. »Seine Verletzung müsste unbedingt anständig versorgt werden.«
    »Das ist bereits geschehen. Der Erzherzog hat sich darum gekümmert.«
    »Hexerei, eine Kugel und dann … Feuer.« Er konnte sein Schaudern bei dem letzten Wort nicht unterdrücken, und Telmaine erinnerte sich noch gut an den blanken Horror in seinem Warnschrei am Bahnhof. Wie knapp mochte er wohl dem Inferno in der Flussmark entkommen sein? »Die wollen seinen Tod fast genauso wie den von Magister di Studier. Vom Gift und dem Messer im Gefängnis haben Sie gehört?«
    »Das habe ich«, sagte Telmaine und war sicher, dass er sie gewissermaßen testen wollte. Kannte er den Grund für Ishmaels letzten Zusammenbruch?
    »Werte Prinzessin, lassen Sie mich offen zu Ihnen sein«, sagte er und stützte sich mit der flachen Hand auf dem Teppich ab. »Ich denke, wir sollten Kontakt zu den Broomes aufnehmen. Sie sind die Anführer der nachtgeborenen Stadtmagier, und sie haben ihre Sache in den Bereichen Politik und Magie immer sehr gut gemacht – wenn man bedenkt, dass der Vater übergeschnappt und der Bruder ein geifernder Republikaner ist. Magistra Phoebe Broome hat di Studier wieder auf die Beine gebracht, sie und Magistra Hearne. Diese beiden Magierinnen sind mit Abstand die zuverlässigsten Frauen, die man sich an seiner Seite nur wünschen kann. Sie sind in der Lage, diese elenden Schattengeborenen zu spüren und herauszufinden, ob es irgendwelche Hinweise darauf gibt, was sie Fürst V. angetan haben.

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