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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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in der Stadt auf«, sagte der Superintendent. »Würden Sie es vorziehen, wenn einer Ihrer Brüder oder Ihr Schwager zugegen wäre?«
    Telmaine konnte nicht sagen, welche Vorstellung schlimmer war: ihr strenger, älterer Bruder, Herzog Stott, einer ihrer beiden schlauen, aber spöttischen jüngeren Brüder oder der Ehemann ihrer Schwester, Richterfürst Erskane. Im Kampf gegen das Gesetz wäre Merivans Gatte gewiss ihr nützlichster Verbündeter, doch wenn jemand die fehlenden Stiche in ihrem Spitzendeckchen aus Lügen aufzuspüren vermochte, dann er. Also schüttelte sie den Kopf.
    »Der Erzherzog vermutete, Sie würden es vorziehen, einen eigenen Rechtsberater zu haben«, fuhr Malachi Plantageter fort. Sie sondierte den Anwalt, und gleichermaßen erleichtert wie besorgt bemerkte sie seine wissende Miene. Di Brennan war zwar nicht der Anwalt ihrer Familie, aber er repräsentierte dieselbe Kanzlei, und Balthasar hatte mit ihm bereits über Ishmaels Verhaftung gesprochen; somit kannte er wenigstens einen Teil der Geschichte – oder besser: einen Teil der Geschichten.
    »Vielen Dank«, sagte sie. »Nehmen Sie doch Platz. Worüber möchten Sie also mit mir sprechen?«
    Ohne ein Wort, ohne große Geste streckte ihr der Superintendent beide Hände hin. In der einen lag ein Ridikül, und von der anderen baumelte ein silberner Liebesknoten.
    Telmaine wusste, dass sie zittern würde, doch ihr blieb keine andere Wahl, als das Beutelchen und die Kette mit dem Anhänger entgegenzunehmen.
    »Gibt es etwas, das Sie mir erzählen möchten, Prinzessin Telmaine?«, fragte er leise.
    »Ich dachte, ich hätte sie verloren«, antwortete sie. Sie hielt den Anhänger fest umschlossen und legte die Hand auf das Täschchen.
    »Wie viel Geld befand sich in dem Ridikül?«
    »Sechzig, fünfundsechzig vielleicht.« Sie wagte ein kleines Schulterzucken – die Sorglosigkeit einer Dame, für die der schnöde Mammon im Grunde kein Thema war.
    »Vielleicht«, sagte di Brennan zum Superintendenten, »könnten Sie uns die Hintergründe näher erläutern.«
    Plantageter lehnte sich mit einem Seufzer zurück, den Telmaine tief in ihren müden Knochen spürte. »Gestern Abend wurde der junge Guillaume di Maurier schwer verletzt aufgefunden – jemand hatte ihm in den Bauch geschossen.« Der Anwalt zog mitfühlend die Brauen hoch. »Ich habe einen meiner Agenten zu ihm geschickt, um seine Aussage aufzunehmen. Di Maurier sagte, er sei auf der Suche nach einem vermissten Kind gewesen – wie Sie vermutlich wissen, agierte er in irregulärer Funktion für Fürst Vladimer – , und er habe dessen Spur bis zu einem Lagerhaus im Unterhafen verfolgt. Während er sich dort aufgehalten habe, sei er angeschossen worden. Die Information über den Verbleib des Mädchens habe er der Kindsmutter mitgeteilt, in der Annahme, dass diese und« – eine leichte Betonung des umstrittenen Titels – » Baron Strumheller alles Weitere veranlassen würden, um das Kind zu befreien. Da der junge Mann offenbar im Sterben lag, verzichtete der Agent darauf, ihn über Strumhellers Verhaftung in Kenntnis zu setzen. Eine Gefälligkeit, verstehen Sie, falls er sterben sollte.« Telmaine gab ein kleines Räuspern von sich; Plantageter schwieg, erwartete ihre Frage, doch ihre gleichzeitig ausgesandten Peilrufe zeigten ihnen, wie di Brennan warnend den Kopf schüttelte. Sie atmete flach, hielt Bals Liebesknoten weiter fest umschlossen und schwieg.
    »Di Maurier sagte, das Gespräch mit der Kindsmutter habe bis Viertel nach eins angedauert. Kurz nach halb zwei beförderte ein Kutscher eine Dame, deren Beschreibung auf Sie passt, Prinzessin, zum Oberhafen. Weiteren Berichten zufolge machte sich diese Dame auf den Weg in Richtung Unterhafen. Gegen zwei Uhr brach dort in einem Lagerhaus ein Feuer aus. Noch dazu ein außergewöhnlich heiß wütendes Feuer. Ein oder zwei Zeugen geben an, sie hätten eine Frau gepeilt, die sich von dem Brandherd entfernte und dabei etwas in den Armen hielt. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt herrschenden schlechten Bedingungen für jede Ultraschallsondierung könnten die Zeugenaussagen allerdings angefochten werden. Wenig später kehrte die Dame zu der wartenden Kutsche zurück, stark nach Rauch riechend und mit einem kranken Kind auf dem Arm. Sie habe darum gebeten, zum herzoglichen Palast gefahren zu werden, und behauptet, ihr Geld verloren zu haben und im Auftrag von Casamir Blondell zu handeln. Aus Mitgefühl für das Kind willigte der Kutscher ein. Bei

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