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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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dann durch eine weitere Gasse, bis sie die nächste Querstraße erreichte, die an einen Park grenzte. Zu dieser Tageszeit warfen die Bäume im Spätsommer bereits lange Schatten über die Grünflächen, und die Parkgänger liefen der Sonne nach. Sie sprang in diese Schatten, spurtete über das Gras und eine kleine Treppe hinunter ins feuchte Dunkel des schattigen Ufers eines dieser Flussarme, die sich durch die ganze Stadt schlängelten. Dort hielt sie inne, schnappte nach Luft, zog den halblichtdurchlässigen Sack von der Netztasche und setzte somit die volle Kraft ihrer Lampen frei. Von ihren Verfolgern war nichts zu hören. Solange die Bäume Laub trugen, verschlug es selbst bei Tageslicht nur wenige Lichtgeborene hierher. Doch der Bohlenweg – bei Nacht eine beliebte Spazierstrecke der Nachtgeborenen – führte flussaufwärts direkt in die Gärten des erzherzoglichen Palastes.

4
    Telmaine
    Nicht zum ersten Mal ertappte Telmaine sich dabei einzunicken. Der Kaffee in der Kanne auf dem Tisch neben ihr war kalt, die belegten Brote waren trocken und unappetitlich. Balthasars Vorliebe für die einfache Kost der Unterschicht hatte wohl auf sie abgefärbt, dachte sie spöttisch; sie mochte ihr Brot in dicken Scheiben, reich belegt mit lauter leckeren Sachen, jede Schnitte eine Mahlzeit für sich.
    Um für ihre mangelnde Aufmerksamkeit zu büßen, stand sie auf und machte wieder ihre Runde durch die Bibliothek. Im Gegensatz zum herzoglichen Sommerhaus war der Stadtpalast noch nie ein Ort für kindliche Erkundungstouren und Versteckspiele gewesen, nicht einmal für die Kinder der Herzöge. Dementsprechend hatte sie sich auch noch nie zuvor in der botanischen Bibliothek aufgehalten. Es roch nach Harz und getrockneten Blumen. An drei Wänden waren vom Boden bis zur Decke Regale angebracht, in denen alte Monografien und Berichte von naturhistorischen Vereinen standen. Die vierte Wand wurde von einer Reihe Ausstellungskästen beansprucht, in jedem einzelnen befanden sich getrocknete Exemplare von Blättern, Blumen oder Samen. Wenn das hier alles vorbei war, musste sie unbedingt dafür sorgen, dass Bal die Genehmigung für einen Besuch erhielt, auch wenn sie dann tagelang nichts mehr von ihm hören würde. Wenn das hier alles vorbei war …
    Der Erzherzog hatte sich bereits vor Stunden zurückgezogen und schlief tief und fest in seinem Bett. Sie vermutete, dass ein Mann mit solchen Sorgen lernen musste, diese vorübergehend zu verdrängen, damit sie ihn nicht vollends aufrieben. Vladimer hingegen war im Laufe des Tages immer wieder aufgewacht, die Verletzungen schwächten seine Lebensenergie. Ansonsten war der Palast in seiner herkömmlichen Tagruhe versunken, nur die Bediensteten der Tagschicht rührten sich.
    Während des gesamten Tages kreisten Telmaines Gedanken in erster Linie um Magie. Ishmael war zutiefst besorgt ob der Gefahr, die ihre ungeschulten Kräfte für andere und sie selbst bedeuten konnten. Sollte sie irgendeinen Schaden anrichten, würden die lichtgeborenen Magier auf sie aufmerksam. Da diese den nachtgeborenen Magiern nicht nur zahlenmäßig überlegen waren, sondern auch wesentlich mehr Macht besaßen, entschieden sie über den Ge- und Missbrauch von Magie auf beiden Seiten des Sonnenaufgangs. Und folglich riskierte Telmaine, sowohl ihre Magie als auch ihren Verstand zu verlieren.
    Aber wenn sie doch so verdammt allwissend waren, dachte Telmaine, wo waren sie dann gewesen, als die Schattengeborenen Fürst Vladimer verhexten? Wo waren sie gewesen, als die Schattengeborenen Feuerfallen aufgestellt hatten, die die Männer im Lagerhaus verbrannt hatten und am Bahnhof auch sie selbst und Vladimer beinahe getötet hätten. Oder – nachdem die Opfer allesamt Nachtgeborene waren – stellte deren Schicksal für die Lichtgeborenen möglicherweise nur eine Belanglosigkeit dar?
    Ishmael hätte sofort geholfen. Selbst aus der Entfernung hatte er ihr geholfen, mit ihren Kräften umzugehen. Allerdings wusste er nicht, wie gefährlich der Gebrauch jeglicher Magie für ihn werden würde. Vielleicht – wie Bal sagen würde – wollte er es aber auch nur nicht wissen.
    Doch als Ishmael von Malachi Plantageters Agenten wegen des Mordes an Tercelle Amberley verhaftet worden war, hatte er ihr ein Geschenk gemacht und sich völlig verausgabt, um ihr sein Verständnis für seine eigene Magie zuteil werden zu lassen, damit sie die ihre besser verstehen lernte. Dieses Geschenk hatte sie bisher noch gar nicht gänzlich

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