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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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dem Schattengeborenen rang. Beinahe wusste sie, wie es funktionierte. Doch die Abscheu, die sie bei diesem Gedanken empfand, hielt sie von der Durchführung ab. Wie konnte irgendjemand – irgend etwas – nur das eigene Fleisch in derartige Abscheulichkeiten verwandeln? Das bloße Spiel mit dem Gedanken zeugte bereits von ihrem moralischen Verfall, wie schon die bloße Überlegung, Einfluss auf die Meinung des Erzherzogs zu nehmen. Sie schauderte.
    Nein, sie wollte doch nur herausfinden, wie die Schattengeborenen ihre Fallen stellten, um diese gegebenenfalls neutralisieren zu können. Vladimers Vorschlag, sie solle lernen, die schattengeborenen Feuer zu löschen, war durchaus vernünftig. Allerdings stellte sie sich lieber nicht vor, was Ishmael diesbezüglich wohl gedacht oder gesagt hätte.
    Um jedoch ein Feuer löschen zu können, sollte sie womöglich erst einmal eines entzünden. In einer der Schubladen fand sie mehrere Bögen Briefpapier – sie ging hinüber zum Kamin und faltete ein Blatt sorgfältig zu einem kleinen Fächer. Diesen hielt sie über die kalte Feuerstelle und konzentrierte sich auf die Beschaffenheit und das Wesen einer Flamme. Unwillkürlich wurden ihre Erinnerungen an das Lagerhaus wach, und plötzlich spürte sie sengende Hitze auf ihrem Gesicht. Nur mit knapper Not unterdrückte sie einen Schrei, ließ das brennende Papier auf den Boden fallen, umklammerte ihre Hand und taumelte rückwärts – der Gestank von verbrannter Spitze stach ihr in die Nase. Die Flammen fraßen den Papierfächer vollständig auf und hinterließen nichts als rauchende Asche.
    Einige Minuten vergingen, ehe sie sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, ihre Hand zu heilen und den Ärmel über ihren verbrannten Handschuh zu ziehen. Zitternd fegte sie mit dem Kaminkehrer die Asche in die Feuerstelle. Was würden wohl die Dienstmädchen über diese Rückstände denken? Geheime Nachrichten vielleicht. Oder, was noch wahrscheinlicher war, Liebesbriefe. Bevor sie ging, sollte sie besser Griffel und Steckrahmen entsprechend arrangieren.
    Telmaine faltete ein weiteres Blatt Papier, legte es diesmal gleich in den Kamin und berührte es nur mit einem Finger. Geflissentlich achtete sie darauf, sich zunächst nur das Wesen eines noch nicht entzündeten Feuers vorzustellen, dann eine kleine Flamme, nicht größer als eine Orangenblüte, und im nächsten Moment riss sie ihre Hand auch schon wieder zurück, als das ganze Blatt lichterloh brannte. Diese Angelegenheit gestaltete sich viel schwieriger und krampfhafter, als sie gedacht hatte. Offenbar würde sie sich einen Papiervorrat zulegen müssen, der nicht aus diesen teuren Palastbriefbögen bestand. Der sparsame Bal wäre entsetzt gewesen. Vorsichtig streckte sie ihre Magie aus und zähmte das Feuer zu einer kleinen Flamme, diese Flamme zu Glut und diese Glut zu Rauch.
    Drei Blätter später, von denen ein jedes ebenfalls in Flammen aufgegangen war, vernahm sie mit einem Gefühl der Erleichterung, welches sie noch aus ihrer Schulzeit kannte, das Läuten der Sonnenuntergangsglocke. Sie fegte die Asche zusammen und stellte den Kaminkehrer wieder an seinen Platz. Telmaine hatte getan, worum Vladimer sie gebeten hatte – ihre Fähigkeit erprobt, Feuer zu löschen. Doch sie war verärgert und unzufrieden ob ihrer dürftigen Kontrolle beim Entzünden desselben; sie brauchte mehr Übung. Abschließend veränderte sie noch die Positionen von Griffel und Rahmen auf dem Schreibtisch. Wenn sie doch nur den Mut hätte, Bal und Ishmael zu schreiben. Aber nein. Ein paar Stunden Schlaf, dann würde sie ihre Wache wieder aufnehmen.
    Telmaine
    Bereits nach zwei Stunden riss Vladimers Ruf sie aus ihrem lang ersehnten Schlaf. Grundgütige Imogene, in ihrem ganzen Leben war sie erst einmal so müde gewesen wie jetzt: in den letzten Wochen vor Amerdales Geburt. Mithilfe ihrer Zofe schlüpfte sie in ein einigermaßen förmliches Abendkleid und brachte ihre Haare in eine ansehnliche Form. Bis Telmaine schließlich die botanische Bibliothek erreichte, konnte sie auch wieder halbwegs geradeaus gehen, und sie hoffte, dass Vladimer nicht mehr allzu kränklich war. Denn – Bruder des Erzherzogs hin oder her – dafür, dass er sie wie eine Angestellte behandelte, die er nach Belieben herumkommandieren konnte, wollte sie ihm endlich gehörig die Meinung sagen.
    »Mir wurde das Schreibetui Ihres Ehemannes übergeben«, sagte er zur Begrüßung. »Einer der Briefe darin ist verschlüsselt.« Er hatte sie

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