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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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unterwegs in einer Kutsche, er in einer Gefängniszelle – , war ihr nicht entgangen, dass er registrierte, wie gut sie beide zusammenarbeiteten. Und tatsächlich, die Art, wie er mit seiner Magie umzugehen vermochte, wie er Lebensenergie durch seinen Körper hindurch in den eines anderen strömen ließ, schien ihr auf natürliche Weise vertraut. Er war in erster Linie ein Heiler, dessen Fähigkeit sich auf die Behandlung von Lebendem beschränkte, weit formbarer als tote Materie. Und dennoch war er nur imstande, einigen wenigen gleichzeitig zu helfen. Nichtsdestotrotz hatte er sich durch diese Kraft definiert, und sie hätte bitterlich weinen können ob seines Verlustes – mehr, als sie je über den Verlust ihrer eigenen Magie weinen würde. Oh, Ishmael.
    Die Geräusche auf dem Flur holten sie wieder in die Wirklichkeit zurück; die ersten Anzeichen für das Erwachen dieses großen Haushaltes. Widerstrebend richtete sie ihre Aufmerksamkeit nun auf das Geschenk des schattengeborenen Magiers. Hier fand Telmaine ebenfalls Erinnerungen, aber die waren bruchstückhaft, abstoßend und abstrus. Bal hatte einst versucht, ihr zu erklären, dass das Auge viel, viel weiter sah, als Ultraschallimpulse reichen konnten, und zwar durch das Licht einer Sonne, machtvoller als jedes Sonar. Er versuchte, ihr Dinge zu beschreiben wie Horizont , Wolken , Sterne . Voller Groll hatte sie ihm zugehört, wohlwissend, dass diese Beschreibungen einzig und allein von Floria Weiße Hand kommen konnten. Doch diese Linie, die sie nun in der Erinnerung des schattengeborenen Magiers sah, war der Horizont, dort wo die Erde sich am Himmel krümmte – oder wo sie endete, wie manche behaupteten. Und das andere waren Häuser – mit Fenstern wie bei den Lichtgeborenen. Und Gesichter … das Gesicht eines Jungen, welches dem von Lysander Hearne ungemein ähnelte. Und sobald sie sich bewegten, schienen sich ihre Gesichter ständig zu verändern – waren sie denn alle Gestaltwandler? Ach nein, Bal hatte ja von Schatten gesprochen. Dann das Gesicht einer Frau, so stolz und unnahbar wie das einer Herzoginwitwe – es löste in dem Magier Gefühle von Verehrung, Furcht und Hass aus. Wer war sie?
    Telmaine zitterte. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum der Schattengeborene ihr ausgerechnet diese Erinnerung aufgedrängt hatte, es sei denn, er wollte dadurch über Ishmael triumphieren. Mehr als einmal war sie unfreiwillig in männliche Fantasien über die Tochter oder Frau eines Feindes eingeweiht worden. Doch woher kam dieser Hass? Weil Ishmael ein Schattenjäger war, eine Geißel der Schattengeborenen? Weil er ein Magier war? Oder gab es irgendeinen anderen, bisher noch unbekannten Grund?
    Hatte ihr Feind sie zur Sklavin seines Willens machen wollen? Zumindest hatte er – oder ein anderer seiner Art – deutlich demonstriert, dass er dazu in der Lage war. Denn Tercelle hatte sich des Verführers nicht erwehren können, der ihr Leben zerstörte, und Vladimer …
    Sie ahnte, beziehungsweise wusste , dass sie mit dieser Information zu jemandem gehen sollte, dem es vielleicht eher gelang, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Balthasar und Ishmael waren für sie jedoch nicht erreichbar, und Vladimer war der Letzte, dem sie diese Möglichkeit, manipuliert worden zu sein, eröffnen durfte. Und seine Agenten oder er selbst würden gewiss jeden Brief lesen, den sie verschicken wollte.
    Nein, sie war allein mit ihrer Magie und dem Wissen, das diese ihr eingebracht hatte, wie sie schon ihr Leben lang damit allein gewesen war. Daran änderten auch kurze, unerlaubte Vertraulichkeiten nichts.
    Zaudernd untersuchte sie die schattengeborene Magie. Waren diese bizarren Manipulationen der Lebensenergie, mit denen sie organisches Gewebe umformten, die Basis für ihre Gestaltwandlerei? Es war einfach nur widerlich, sich eine derartige Entstellung der heilenden Magie vorzustellen, die Ishmael doch so gewissenhaft praktizierte. Sie erinnerte sich daran, wie sie Guillaume di Maurier heimlich eine Chance auf Leben ermöglicht hatte und sie dadurch endlich verstehen konnte, warum Ishmael es für einen fairen Handel hielt, Heim und Erbe gegen seine doch recht spärlichen Kräfte einzutauschen.
    Wäre sie – mit diesem Wissen und mit ihren Kräften – vielleicht sogar imstande, sich selbst zu verwandeln? Sie hob eine Hand und peilte deren vertraute Form, dachte an die Klauen, die Balthasars Gesicht zerfurcht hatten, als er in Vladimers Schlafgemach mit

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