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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Nacht zum dritten Mal nach ihr verlangte, musste sie ihr heißes Bad unterbrechen, doch bis dahin hatte sie es zumindest schon eine Weile genießen können. Sie schickte seinen Boten mit dem festen Versprechen zurück, dass sie zu ihm käme, sobald sie fertig sei, und ließ sich von ihrer Zofe die Haare frisieren. Da diese Zofe nicht jene Art von Kultiviertheit besaß, die Damen der Gesellschaft von ihr erwarteten, war sie für Telmaines Schwestern ein steter Quell der Verblüffung. Selbst Telmaine hatte die Haushälterin ihrer Mutter stets mit ihrer Pingeligkeit in den Wahnsinn getrieben – aus Gründen, die sich ihr nie so recht erschließen wollten. Diese Zofe nun war mathematisch ausgesprochen begabt, womit sie im Geiste stets so sehr beschäftigt schien, dass sie alle rein menschlichen Interessen und Intrigen vollkommen ausblendete. Ihr Bewusstsein war erfüllt von Figuren und Symbolen, mit einer tiefen Versunkenheit im Abstrakten. Eine unaufdringlichere Berührung hatte Telmaine noch nie erfahren.
    Mithilfe ihrer Zofe legte Telmaine ihr neues, modisches Kleid an, das sie in Auftrag gegeben hatte, bevor sie zur Küste gefahren war. In jeder Saison staffierte Telmaine sich selbst aus, um die feine Gesellschaft daran zu erinnern, dass sie – ganz gleich, wen sie geheiratet hatte – noch immer die Tochter eines Herzogs war. Heute Nacht musste sie sich allerdings daran erinnern – daran, dass die adrett zurechtgemachte Prinzessin Telmaine nichts mit dieser Frau zu tun hatte, die von Vladimer in seine Machenschaften verwickelt worden war. Sie steckte ihre bestickten Handschuhe in die Ärmel – endlich war das wieder möglich, denn im Herbst bedeckte man die Arme, und sie musste keine verdächtig langen Handschuhe mehr tragen.
    Vladimer wartete in seinen Privatgemächern, seine Lippen schmal vor Ärger. Ob das jedoch an Telmaines Säumigkeit oder an ihrer herausgeputzten Erscheinung lag, ließ er nicht erkennen. Sorgfältig breitete sie ihre vollen Röcke aus und setzte sich auf den ihr angewiesenen Platz.
    »Ich habe von Baroness Strumheller ein Telegramm erhalten, in dem steht, dass Ferdenzil Mycene auf seinem Weg durch die Baronie Strumheller darauf bestanden hat, Ihren Gatten mitzunehmen. Sie sind zu Pferde in Richtung Stranhorne unterwegs.«
    Telmaine stockte der Atem. Zwar war sie in ihrem Leben bisher nur zweimal durch die Grenzlande gereist – als sie die Familie ihrer besten Freundin Sylvide besucht hatte – , aber sie erinnerte sich noch gut an die anstrengenden Kutschfahrten über entnervend holperige Straßen. »Und was gedenken Sie dagegen zu unternehmen? Balthasar ist noch nicht wieder voll und ganz bei Kräften … «
    »Es handelt sich doch nur um einen fünf- oder sechsstündigen Ritt auf Straßen, die im Großen und Ganzen recht passabel sind.« Er hielt inne, sondierte ihr Gesicht, das jedoch völlig unbeeindruckt blieb, da sie stark bezweifelte, dass Vladimer seine kostbaren Knochen jemals diesen Grenzstraßen ausgesetzt hatte. »Er wird die Kraft dafür eben aufbringen müssen. Ich sollte Maxim Stranhorne bitten, seinen Vater darüber in Kenntnis zu setzen, dass gegen Ihren Ehemann keine offiziellen Anklagen erhoben werden.«
    »Ich wäre wirklich hocherfreut«, sagte Telmaine steif, »wenn Sie ausnahmslos jeden daran erinnern könnten.«
    Sie kam zu dem Schluss, dass sie nicht nach Ishmael fragen und dadurch Vladimer ermöglichen würde, sie zu peinigen. Auch wenn er für Quälereien momentan gar nicht in der Stimmung zu sein schien. Zusammengesunken saß er über seine Schlinge gebeugt in einem Sessel und hielt mit grimmiger Miene den Knauf seines Stocks umklammert. Ihr Gespür für seine Lebensenergie verriet, was sein Stolz nicht zuzulassen vermochte: Er fieberte und hatte Schmerzen. Sie würde jedoch kein Mitleid für ihn empfinden. Stattdessen lehnte sie sich ein wenig zurück, so dass ihr Rücken gerade eben die Lehne berührte, und wartete ab.
    »Es gibt da etwas, das Sie für mich tun müssen«, sagte er schließlich.
    Die Höflichkeit hätte ihr geboten, seine Äußerung zu bestätigen. Doch Telmaine beschloss, dass sie ihm genauso wenig Höflichkeit entgegenbringen wollte wie er ihr.
    Vladimer bohrte die Spitze seines Stocks in den Teppich, hielt den Kopf gesenkt. »Wenn ich daran gedacht hätte, dass Sejanus die herzogliche Anordnung ausweiten könnte, hätte ich ihn niemals dazu gedrängt, sie den Grenzlanden zu gewähren. Aber ich war so auf diese neue Bedrohung fixiert, dass

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