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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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aus. Nehmen wir zum Beispiel den sechsten Rang – wie viele Lichtgeborene gibt es und wie viele Nachtgeborene?«
    »Neun zu eins«, sage Phineas. »Wir nennen Ihnen keine Zahlen.«
    »Von Ihresgleichen habe ich ohnehin bereits eine ziemlich genaue Vorstellung. Wie ist das Verhältnis aller licht- und nachtgeborenen Magier insgesamt?«
    »Drei oder vier zu eins«, knurrte Phineas durch zusammengebissene Zähne.
    »Demnach ist bei den Lichtgeborenen die Machtkonzentration in den höheren Rängen stärker ausgeprägt.«
    »Fürst Vladimer«, wandte Phoebe ein, »die lichtgeborenen Magier haben keinerlei Interesse daran, uns Schaden zuzufügen.«
    »Magistra Broome, spielen Sie hier doch nicht das naive Schulmädchen. Am Hofe der Lichtgeborenen ist allgemein bekannt, dass die lichtgeborenen Magier danach streben, gewisse Formen der Magie wiederzuentdecken oder neu zu erschaffen, die bereits seit Imogenes Zeiten verschollen sind. Der Raubbau des Tempels hat den Staat der Lichtgeborenen an den Bettelstab gebracht, ganz gleich, wie hübsch die Fassade auch sein mag, die ihnen noch bleibt. Den Staat der Nachtgeborenen schützte größtenteils das Misstrauen seiner Führungsspitze, denn der Sonnenuntergang stellt für Magie schließlich kein Hindernis dar. Doch als Magier sind Sie zahlenmäßig unterlegen und, um Ishmaels Formulierung zu übernehmen, waffenmäßig ebenfalls.«
    »Und was sollten wir Ihrer Ansicht nach dagegen unternehmen?«, verlangte Phineas Broome zu wissen. Den Geräuschen und der Veränderung seiner Stimme nach zu urteilen, war er ungestüm aufgesprungen. »Allein die Verfolgung durch Leute wie Sie hat uns zahlenmäßig geschwächt und am Vorwärtskommen gehindert, also klopfen Sie jetzt nicht bei Sonnenaufgang jammernd an unsere Tür. Phoebe, lass uns gehen; wir haben genug gehört. Und du – Magier – ich hoffe, du hast alles mitbekommen.«
    Bedächtig sagte Phoebe Broome: »Fürst Vladimer, es entspricht unserem festen Glauben und unserer Philosophie, dass Magie ein Geschenk ist, ein Geschenk von der Mutter Aller Dinge Die Geboren Sind, eine großzügige Gabe, die schwer missbraucht und uns dennoch nicht genommen wurde. Magie sollte nicht in der Art und Weise benutzt werden, wie es die Lichtgeborenen tun, oder wie es Imogene und ihre Anhänger getan haben, indem sie die Natur verdrehen und das Leben anderer Menschen kontrollieren.«
    »Bei jeglichem Wettstreit um Macht wird stets derjenige gewinnen, der bereit ist, sie einzusetzen.«
    »Es gibt viele Formen von Macht.«
    »Jedoch nur wenige, auf die es ankommt«, entgegnete Vladimer. »Langweilen Sie mich jetzt bloß nicht damit, mir die Macht der Moral zu predigen.«
    Es herrschte Schweigen. »Manche Arten von Macht muss man erfahren, um sie zu verstehen«, sagte sie mit stiller Gewissheit.
    Vladimer reagierte sauertöpfisch: »Setzen Sie sich, Magister Broome, wenn Sie bleiben wollen. Gehen Sie, wenn nicht.« Er klang gekränkt. Vielleicht war selbst der Meisterspion empfänglich für Redlichkeit, dachte Telmaine. Welch sonderbare Einstellung einer respektablen Dame gegenüber einer Frau, die sowohl eine Magierin als auch ein liederliches Weibsbild war, doch Phoebe Broome hatte in der Tat eine unumstößliche Rechtschaffenheit an sich.
    »Wie Sie bereits angemerkt haben, wäre es für die lichtgeborenen Magier wenig sinnvoll, einen derart durchorganisierten, heimlichen Angriff auf uns zu verüben – es sei denn, etwas Grundlegendes hätte sich plötzlich verändert. Und nachdem das Staatsoberhaupt der Lichtgeborenen ebenfalls ermordet wurde, kommen folglich nur die Schattengeborenen als Täter in Frage. Laut Ishmael di Studier ist deren Magie von besonderer Qualität – abstoßend und kalt. Diese Darstellung wurde von einem zweiten Magier bestätigt, der noch nie in den Schattenlanden war. Somit komme ich wieder auf meine ursprüngliche Frage zurück: Haben Sie in der letzten Zeit etwas Ähnliches wahrgenommen?«
    »Ja«, sagte sie langsam. »Vielleicht.«
    »In der Flussmark?«
    Phoebe schluckte. »Fürst Vladimer, dazu müssen Sie begreifen, was wir in der Flussmark ansonsten wahrgenommen haben – und noch immer wahrnehmen. Einhundertundsechzig Menschen sind dort gestorben, ihre Lebenskraft wurde ihnen auf qualvollste Weise aus dem Leib gerissen. Acht lichtgeborene Magier haben einen Sturm heraufbeschworen, dessen Magie noch immer zu spüren ist. Also ja, vielleicht war da tatsächlich so ein Makel, aber ich kann es nicht mit Bestimmtheit

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