Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
Melancholischste und Fejelis der Unvorsichtigste.
    Über seine Schwester Perrin verlor niemand auch nur ein Wort.
    Orlanjis sah erschöpft und übernächtigt aus. Was Fejelis seine erste Amtshandlung erleichterte. Er würde ihm die freie Suite an der Südwestseite des Palastes im Stockwerk des Prinzen anbieten, eine Suite, von der er wusste, dass Orlanjis sie wegen des Sonnenlichts und der Geräumigkeit begehrte, um dort seine Wüstengärten anzulegen. Die Räume standen schon viel zu lange leer. Ein kleiner Umzug würde Orlanjis’ Nerven beruhigen und ihn aus Helenjas unmittelbarem Dunstkreis entfernen. Das verschaffte ihm Raum für seine eigenen Gedanken, losgelöst von den Südländern, unter dessen Einfluss er schon viel zu lange stand. Deren Genugtuung über Isidores grausamen Tod würde Orlanjis gewiss aufreiben.
    Helenja starrte ihn ausdruckslos an. Zweifelsohne stach ihr seine Ähnlichkeit mit ihrem verstorbenen Gemahl ins Auge. Auch sie sah so aus, als hätte sie in der letzten Nacht nur wenig Schlaf gefunden, obwohl sie weiterhin lediglich rote Bänder trug, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Helenja würde sich wohl niemals gestatten, ihm ihre wahren Gefühle bezüglich Isidores Ableben zu offenbaren.
    Was eine gewisse Ausgeglichenheit in sich barg, dachte er, denn er hegte auch keinesfalls die Absicht, sie wissen zu lassen, was er fühlte. Fejelis und sein Vater hatten die Innigkeit ihrer Beziehung stets ebenso akribisch geheim gehalten wie zwei untreue Ehepartner.
    Obgleich auch er Helenja hofieren würde, wenn er könnte. Sie war nicht länger die berechnende junge Frau, die ihre Ehe als Eroberung und ihren Gatten als vorübergehende Unannehmlichkeit angesehen hatte, und auch nicht mehr die Mutter, die versucht hatte, aus ihrem silberäugigen Sohn einen südländischen Prinzen zu machen. Helenja und ihr Gefolge hatten im Laufe der Jahre sowohl an Feinsinn als auch an Überlebensfähigkeit gewonnen.
    Und was soll daran gut sein? , hörte er förmlich Tams Kommentar.
    Auf der nordländischen Seite seines Tisches, direkt gegenüber von Helenja, saß sein Cousin, der Sohn von Benedicts jüngerem Bruder. Von Isidores vier Brüdern hatte ihn keiner überlebt, so dass Prasav und dessen Tochter nun zu Fejelis’ bedeutendsten Rivalen zählten, nach Orlanjis natürlich. Prasavs Augen, von einem blassen Graubraun wie ein angelaufener Spiegel, wirkten unergründlich, als er Tam an Fejelis’ Seite musterte. In diesem Moment fiel Fejelis wieder ein, dass Prasav Fürst eines Großteils der nördlichen und westlichen Provinzen war, einschließlich jener verarmten Bergregion, die Tam hervorgebracht hatte. Prasavs durchaus kluge Sparmaßnahmen konnten zwar den fortschreitenden Vermögensverlust aufhalten, doch tat er wenig, um die Lebensbedingungen in den ums Überleben kämpfenden Provinzen zu verbessern. Fejelis bedauerte, dass er nicht daran gedacht hatte, auf Tams Gefühle einzugehen; das würde er später nachholen.
    Prasav deutete eine Verbeugung an. Er war kleiner als Fejelis, und seine schlanke Statur hatte er von Fejelis’ Großmutter geerbt, ebenso auch deren Schönheit – sein Portrait würde einer neugeprägten Münze sicher mehr Glanz verleihen als das des Prinzen. Er war gänzlich in Trauerrot gekleidet und trug eine Haube, besetzt mit Jade und Smaragden – die Haube der nördlichen Fürsten, die sich einst selbst als Prinzen bezeichnet hatten. Sein silbernes Haar war fein geflochten und zurückgebunden. Diese Steine waren wahrscheinlich echt.
    An seiner Seite, direkt gegenüber von Orlanjis, saß Prasavs älteste Tochter und Thronerbin, Ember, ein Jahrzehnt älter als Fejelis. Sie ließ ihren Blick aus dunkelbraunen Augen über die Frühstücksgesellschaft streichen und begegnete Fejelis’ Gruß mit einem Kopfnicken, in dem sowohl ihre Sympathie für seine Hoffnungen auf dieses Frühstück mitschwang, als auch ihre Belustigung ob seiner Torheit. Ember war eine ausgesprochen kompetente Frau, vermutlich sogar die fähigste ihrer Generation. Fejelis hätte nicht einmal den Tagesverdienst eines Kunsthandwerkers darauf verwettet, dass Prasav noch lange zu leben hatte, sobald er sich den ersten schwerwiegenden Fehler in Handel oder Politik leistete.
    Wie Isidore mehr als einmal angemerkt hatte, gab es für Fejelis keine bessere Schulung auf politischem und strategischem Gebiet als das Überleben in dieser Familie. Und Fejelis vermutete – er war davon überzeugt – , dass der Ehrgeiz, sich mehr als

Weitere Kostenlose Bücher