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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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nur das nackte Überleben zu wünschen, fatale Folgen hätte. Doch wie gern würde er Helenjas Kontakte und Entschlossenheit nutzen, Orlanjis’ Vorstellungskraft, Prasavs wirtschaftliches Verständnis und Embers elegant taktisches Vorgehen, um den Reichtum, die Unabhängigkeit und den Stolz der Erdgeborenen wiederherzustellen.
    Und wenn sie sich nicht immerzu vor einander schützen müssten, könnte auf eine Unmenge von kostspieligen Magierverträgen – wie den, den er mit Tam vereinbart hatte – einfach verzichtet werden.
    Er nahm seinen Platz am Kopf der Tafel ein, Helenja zu seiner Rechten. Tam, aufgefordert durch eine subtile Geste, kam an seine linke Seite. Unschlüssig betrachtete der Magier das Besteck. Bauer , dachte Fejelis amüsiert, obgleich es ihm wohl kaum zustand, darüber zu urteilen. Wahre Südländer aßen mit den Fingern. Es war schwierig, Finger zu vergiften.
    Fejelis betrachtete die Gerichte, die vor ihm standen und allesamt mit gläsernen Glocken bedeckt waren. Er wählte eines aus und zeigte darauf; nach einem Moment des Zögerns füllte der Diener ein wenig von dieser Speise auf Tams leeren Teller. Mit einem knappen Fingerzeig deutete Fejelis auf die korrekte Gabel. Argwöhnisch nahm der Magier einen kleinen Bissen zu sich. Und obwohl Fejelis eines der nicht übermäßig stark gewürzten Gerichte ausgewählt hatte, bildeten sich sogleich kleine Schweißperlen auf Tams Oberlippe.
    »Lassen Sie es uns auf anderem Wege versuchen«, sagte Tam und verstieß damit gegen die Etikette, die verlangte, dass während der ersten Gänge Stille zu herrschen hatte. Er berührte erst den Deckel eines Gerichtes, dann den eines anderen, beinahe so, wie eine Priesterin der Mutter Aller Dinge die vier heiligen Kelche beim Mittsommerzeremoniell segnete. Tam stand auf, um auch die weiter entfernt stehenden Gerichte zu erreichen. Diejenigen, die außerhalb seiner Reichweite standen, ließ er zu sich schweben, hielt sie kurz fest und schickte sie wieder zurück an ihren Platz. Fejelis entging nicht, dass es Tam einige Mühe kostete, tote Materie zu bewegen, doch er bezweifelte, dass dies sonst noch jemand bemerkte – abgesehen von den vier Magiern der Tempelwache, die an den Wänden standen. Er blickte nicht in deren Richtung, sondern lehnte sich einfach zurück und genoss die Vorführung. Gegenstände schweben zu lassen, zählte gewiss nicht zu den Fähigkeiten eines niederrangigen Magiers. Und das war es wahrscheinlich auch, was Tam damit demonstrieren wollte.
    Tam ließ das letzte Gericht an dessen Platz zurückschweben und setzte sich wieder hin.
    »Sie müssen auch die Teller und das Besteck prüfen«, murmelte Fejelis. Tams Hände strichen einmal leicht über Fejelis’ und sein Gedeck hinweg, dann nickte er.
    Liebend gern hätte Fejelis seine Arme ausgebreitet und alle eingeladen, mit ihm zu speisen, ohne die Rangordnung einzuhalten, doch Tam hatte ihre Sitten bereits zur Genüge missachtet. Er deutete auf das, was er wollte, und wartete, während ihm der Diener farbenfrohes Getreide und Gemüse auffüllte. Seine Mutter tippte mit ihrem Löffel leicht an ihren Teller, forderte so die Aufmerksamkeit ihres eigenen Magiers, der Tams Darbietung mit zweideutiger Miene verfolgt hatte. Prasav gab seinem Vorkoster ebenfalls einen Wink – einem hageren Männlein, das aussah, als wäre ihm seit fünfzig Jahren keine Mahlzeit sonderlich gut bekommen. Kein Magier, sondern Besitzer eines Schutzzaubers wie Floria. Orlanjis wartete gehorsam, bis seine Mutter so weit war, und Liliyen bedeutete ihrem Diener mit beringtem Finger herrisch, aber kichernd dessen Einsatz, während ihr verschleierter Blick auf Tam gerichtet blieb. Fejelis hoffte inständig, dass dies nicht das Aufflammen einer von Lilis berüchtigten Schwärmereien war. Embers Kommentar dazu beschränkte sich auf eine hochgezogene Augenbraue, ihre Hände lagen noch auf ihrem Schoß. Alle Anwesenden am Frühstückstisch ließen sich der Reihe nach bedienen, wie es das Protokoll verlangte. Tam bat um ungewürzten Reis und Gemüse. Fejelis warnte ihn vor einer harmlos aussehenden, hellen Soße und sah, wie Ember ein Lächeln unterdrückte.
    Über der Wolkenwand brach nun doch die Sonne durch, herrlich. Als er daran dachte, wie sein Vater bei solchen Gelegenheiten den Kopf zu drehen pflegte, verlor er zum ersten Mal die Fassung. Er liebte die Sonne – für ihn hätte es keinen grausameren Tod geben können. Fejelis wusste, dass seine Augen glänzten. Diesen Moment

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